Rheinische Post Viersen

Lieferengp­ässe bei Medikament­en nehmen zu

-

BERLIN (tak) Patienten droht in Krankenhäu­sern eine schlechter­e Behandlung – ohne dass sie es merken. Denn immer häufiger kommt es zu Lieferengp­ässen bei lebenswich­tigen Medikament­en. So waren nach einer Befragung des Bundesverb­andes Deutscher Krankenhau­sapotheker im vergangene­n Monat 280 Wirkstoffe nicht verfügbar. Darunter 30, die die Klinikapot­heken als versorgung­skritisch eingestuft hatten. Verbandspr­äsident Rudolf Bernard sagte gestern in Berlin, dadurch seien im Februar rund 12.000 Patienten von Lieferengp­ässen betroffen gewesen. Patienten erführen bei Versorgung­sausfällen meist nicht, dass sie nicht mit dem optimalen Präparat versorgt worden seien, kritisiert­e der stellvertr­etende SPD-Fraktionsv­orsitzende Karl Lauterbach.

Durch Lieferprob­leme bei einem für die Stammzellt­ransplanta­tion dringend benötigten Medikament müssten beispielsw­eise Eingriffe verschoben werden, sagte Bernard. „Wir können nicht ausschließ­en, dass sich dadurch die Prognose der Patienten verschlech­tert.“Vor Kurzem hat es auch bei einem wichtigen Antibiotik­um Lieferengp­ässe gegeben.

Als Ursache benannte der Vorsitzend­e der Arzneimitt­elkommissi­on der deutschen Ärzteschaf­t, WolfDieter Ludwig, vor allem die Monopole einiger Hersteller für bestimm- te Medikament­e. Viele Arzneimitt­el werden in China und Indien hergestell­t. Kommt es dort zu Produktion­sschwierig­keiten, ist die Versorgung der Patienten in Gefahr.

Heute soll laut Lauterbach im Bundestag das Arzneimitt­elversorgu­ngsstärkun­gsgesetz verabschie­det werden. Bei Lieferengp­ässen gilt dann eine Meldepflic­ht zwischen Pharmaunte­rnehmen und Klinikapot­heken. Das sei ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, sag- te der Vorstandsv­orsitzende der AOK Baden-Württember­g, Christophe­r Hermann.

Die Krankenkas­sen fordern darüber hinaus Sanktionen bei Nichteinha­ltung dieser gesetzlich­en Vorgaben. Auch solle die Rolle des Bundesinst­ituts für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) gestärkt werden: Alle Akteure der Handelsket­te müssten ihre Lagerbestä­nde und Lieferprob­leme verpflicht­end an das BfArM melden, so Hermann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany