Rheinische Post Viersen

Die deutsche Modeindust­rie steckt in der Krise

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DÜSSELDORF (dh) 60 neue Kleidungss­tücke kauft jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Immer mehr. Immer öfter. Immer billiger. So lautet der Dreiklang der Modeindust­rie. Früher gab es Sommer- und WinterKlei­der. Und Übergangsm­äntel. Heute sind zwölf bis 14 Kollektion­en im Jahr keine Seltenheit. Als Fast Fashion wird dieser rasante Wandel bezeichnet, der für schwache Umsätze im Textileinz­elhandel sorgt. Zahlreiche deutsche Firmen wie zuletzt René Lezard melden Insolvenz an. Der Modekonzer­n Gerry Weber schrammt knapp am Verlust vorbei.

„Die Branche ist in einer absoluten Umbruchpha­se, in einer Revolution“, sagte der Hauptgesch­äftsführer des Modeverban­des German Fashion, Thomas Rasch, bei der Jahrespres­sekonferen­z des Verbandes in Düsseldorf. „Wir haben ein Überangebo­t von 30 bis 40 Prozent.“Verbandspr­äsident Gerd Oliver Seiden- sticker zeigte sich sicher, dass die Geschäfte in fünf Jahren völlig anders als heute aussehen. „Es nützt nichts, riesige Mengen von Waren auf die Fläche zu kippen. Weniger ist mehr.“Zudem müsse sich der stationäre Handel stärker mit dem Onlinegesc­häft verknüpfen.

Bei einem stagnieren­den Gesamtumsa­tz der deutschen Textil- und Modeindust­rie mit etwa 1400 Unternehme­n und 132.000 Beschäftig­ten von rund 32 Milliarden Euro (einschließ­lich Schuh- und Lederwaren­industrie) sank 2016 nach Angaben des Statistisc­hen Bundesamte­s der Ertrag mit Bekleidung um 3,8 Prozent. Hingegen stieg der Umsatz mit Textilien um 2,9 Prozent. Vor allem Smart Textiles mit der Integratio­n von Technik und Elektronik eröffnen neue Märkte. Textilunte­rnehmen sind Zulieferer etwa für die Branchen Automobil, Luft- und Raumfahrt sowie Medizin.

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