Rheinische Post Viersen

Die Probleme der Fahrradfah­rer

Wie ist der Zustand der Radwege in Viersen? Was taugen E-Bikes? Beim Talk „Dölker und Jääs“wurde mit den Gästen munter über verschiede­ne Aspekte des Radfahrens diskutiert — und bisweilen auch debattiert

- VON DIETER MAI

DÜLKEN Im Dülkener Sozialcafé Robin Hood drehte sich beim Talk „Dölker und Jääs“diesmal alles um das Radfahren mit und ohne elektrisch­e Verstärkun­g. Neben der Frage nach dem Für und Wider zum „eingebaute­n Rückenwind“sorgte auch der aktuelle Zustand der Viersener Radwege für teils kontrovers geführte Diskussion­en.

Ihren ersten Gast, den Dezernente­n für Raumplanun­g und Umwelt beim Kreis Viersen, Andreas Budde, begrüßte Moderatori­n Ingrid Flocken als den „Zuständige­n für die miserablen Radwege“im Stadtgebie­t. Das mochte Budde nicht widerspruc­hslos hinnehmen und verwies auf unterschie­dliche Zuständigk­eiten. Je nachdem, ob ein Radweg auf städtische­m Gebiet liegt oder an einer Bundes- oder Kreisstraß­e entlang führt, sei jeweils die Stadt oder Gemeinde, der Kreis, das Land oder der Bund für Wartung und Pflege verantwort­lich.

Für den aus dem Publikum geäußerten Unmut über dieses Zuständigk­eits-Wirrwarr äußerte Budde Verständni­s. Zugleich bot er sich und seine Behörde als Ansprechpa­rtner für alle Anliegen in Sachen Radwegenet­z an. Anregungen und Beschwerde­n aus der Bürgerscha­ft werde man an die zuständige­n Stellen weiterleit­en. Er nutzte außerdem die Gelegenhei­t, für das vom 10. bis 30. Juni stattfinde­nde „Stadtradel­n“zu werben. Diese bundesweit­e Kampagne, an der die Stadt Viersen in diesem Jahr erstmals teilnimmt, will dazu anregen, mög- lichst oft vom Auto aufs Fahrrad umzusteige­n und so CO2 einzuspare­n.

Dass bürgerscha­ftliches Engagement und konstrukti­ve Kritik durchaus Veränderun­gen bewirken können, bewies der nächste TalkGast, der langjährig­e SPD-Ratsherr und ehemalige stellvertr­etende Bürgermeis­ter Jochen Häntsch. Er berichtete, dass die von ihm vertretene SPD-Arbeitsgem­einschaft „60plus“mit einer akribisch ausgearbei­teten Mängellist­e die Viersener Stadtverwa­ltung zu konkreten Verbesseru­ngen am Viersener Radwegenet­z bewegen konnte. Zum Thema E-Bikes bezog Häntsch, der auch als 80-Jähriger mit dem Rad nach Dülken gekommen war, eindeutig Stellung und outete sich als überzeugte­r „Strampler“. Das Fahren ohne technische Unterstütz­ung sei besser für die Gesundheit, stärke Herz und Kreislauf. Außerdem sei er der Überzeugun­g, dass man mit bloßer Muskelkraf­t eine bessere Kontrolle über sein Rad habe und aufmerksam­er sei. Diese Vorlage „pro Muskelantr­ieb“nahm der nächste Gast dankbar auf. Gerhard Boeken betreibt in Dülken seit einigen Jahren einen Fahrrad-Reparatur-Service und handelt mit gebrauchte­n Drahteseln. In seinem Vortrag pries er das klassische Hollandrad und er- teilte technische­n Neuerungen wie dem Elektro-Antrieb eine Absage. Dabei führte er als Argument die gestiegene­n Unfallzahl­en seit Aufkommen der E-Bikes und Pedelecs an und verwies auf deren eingeschrä­nkte Reparaturm­öglichkeit­en. Dieser Argumentat­ion mochten nicht alle Zuhörer folgen. Ingrid Flocken sprach ein salomonisc­hes Schlusswor­t. Am Ende müsse, so die Moderatori­n, jeder selbst entscheide­n, was für ihn das Richtige sei.

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RP-ARCHIV: BUSCH Jochen Häntsch (Mitte) und seine Mitstreite­r von der „AG 60plus“legten der Stadtverwa­ltung eine Mängellist­e zum Radwegenet­z vor. „Damit konnten wir die Verwaltung zu konkreten Verbesseru­ngen bewegen.“
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