Drei Vorschläge fürs Realschulproblem
Die Realschule Niederkrüchten kämpft seit Jahren um Schüler. Gutachter schlagen eine Zusammenführung mit der Realschule Schwalmtal vor. Die Eckpunkte des Schulentwicklungsplanes werden heute Abend vorgestellt
GRENZLAND Für das neue Schuljahr haben sich an der Realschule Niederkrüchten 40 Schüler angemeldet. 54 müssten es mindestens sein, damit die Schule zwei Eingangsklassen bilden könnte. Mit niedrigen Anmeldezahlen kämpft die Realschule seit Jahren. Und nicht alle Schüler kommen aus Niederkrüchten selbst. Auch aus Brüggen, aber auch aus Arsbeck, Dalheim oder Merbeck fahren Kinder täglich nach Niederkrüchten.
Ende 2015 hatten die Gemeinden Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal beschlossen, die Schulentwicklungsplanung für die Jahre 2016 bis 2021 gemeinsam anzugehen. Die Analyse bildet die Basis, um zu entscheiden, wie die Schullandschaft im Westkreis gestaltet werden soll. Sind die Grundschulen überlebensfähig? Welche weiterführenden Schulen soll es in den drei Gemeinden geben? Welche Standorte sollen sie haben, wie groß sollen sie sein? Das sind Fragen, mit denen sich das Planungsunternehmen Garbe und Lexis beschäftigt hat. Heute Abend stellen die Planer in der Niederkrüchtener Begegnungsstätte die vorläufigen Ergebnisse ihres Konzepts vor, bevor die Schulausschüsse der Gemeinden beraten, wie es weitergehen soll.
Fazit der Planer: Die Grundschulen in Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal sind nicht gefährdet. Bei allen sieben Schulen handelt es sich um stabile Schulen. Sie nehmen jährlich rund 430 Erstklässler auf. Auch die weiterführenden Schulen in Brüggen und Schwalmtal sind in ihrer Existenz nicht gefährdet. Doch um die Realschule Niederkrüchten zu halten, empfehlen die Planer „schulorganisatorische Maßnahmen“. Konkret schlagen die Planer drei Möglichkeiten vor: Erstens könnte man die JanuszKorczak-Realschule in Waldniel auf vier Züge beschränken – in der Hoffnung, dass dann einige Brüggener Kinder die Realschule in Niederkrüchten besuchen und nicht die Realschule in Waldniel. An der Waldnieler Realschule wäre die Raumsituation dadurch entspannter und die Realschule in Niederkrüchten bekäme mehr Schüler.
Zweitens könnte man die beiden Realschulen zu einer Ganztags-Realschule mit zwei Standorten zusammenführen. Welche Klassen dann an welchem Standort unterrichtet werden, wäre Sache der Schule. Folge wäre aber auch, dass es keine Halbtagsschule mehr im Westkreis geben würde.
Die dritte Möglichkeit: Man könnte die Hauptschule (Europaschule) und die Realschule in Waldniel zusammenführen, indem man eine Ganztags-Realschule einrichtet, die ab Klasse 7 einen Hauptschulzweig hat, der in Niederkrüchten eingerichtet werden könnte. Das Gebäude der Europaschule in Waldniel wäre dann leer.
Eine Lösung mit der Gesamtschule Brüggen sehen die Planer nicht. Denn mit Bracht und Brüggen hat die Gesamtschule schon zwei Standorte, ein weiterer wäre für die Schule nicht verkraftbar, heißt es im Eckpunkte-Papier zum Schulentwicklungsplan. Die Gesamtschule Brüggen sei so, wie sie jetzt ist, gut aufgestellt. Jenseits der Raumfrage gebe es keinen Grund, Veränderungen vorzunehmen.
Für möglich halten die Planer nur die Einrichtung einer Gesamtschule Brüggen, die dann ihren Hauptstandort in Brüggen und einen Teilstandort in Niederkrüchten hätte. Dann müsste aber der Brachter Standort der Gesamtschule Brüggen ebenso aufgelöst werden wie die Realschule Niederkrüchten. Damit könnte man drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Realschulproblem in Niederkrüchten wäre gelöst, das Raumproblem der Gesamtschule wäre gelöst, und die Gesamtschule wäre etwas größer, sodass auch die Zahl der Oberstufenschüler höher wäre. Wenn man das möchte, müsste man aber die Raumplanung angehen. Um in Schwalmtal eine Gesamtschule einzurichten, müsste man die Schülerzahlen des Gymnasiums in Waldniel einbeziehen. Wenn das politisch gewollt ist, müsste man prüfen, ob es schulrechtlich möglich ist und die Eltern befragen, ob sie das wollen.
Nun stehen für die Brüggener Schulen also keine Entscheidungen an, die Verwaltung dort empfiehlt dem Schulausschuss, die Ausführungen heute Abend zur Kenntnis zu nehmen. Entscheidungen werden die Schulausschüsse in Niederkrüchten und Schwalmtal treffen müssen. Ihnen schlagen die Verwaltungen vor, die Zusammenführung der Niederkrüchtener Realschule mit der Janusz-Korczak-Realschule Waldniel prüfen zu lassen und mit der Schulaufsicht abzustimmen.