Rheinische Post Viersen

Debüt in der Festhalle mit 49 Jahren

Bislang war der Bernburger Markus Schönhoff nur als Zuschauer dabei. Jetzt greift er bei der WM in Viersen im deutschen B-Team ins Geschehen ein.

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VIERSEN (ben-) Markus Schönhoff kann sich noch sehr gut erinnern an seinen ersten Besuch in der Festhalle. 1991 war das, als er nach dem Ende der DDR seine erste Gelegenhei­t nutzte, um die Dreiband-WM für Nationalma­nnschaften in Viersen live zu verfolgen. „Da war ich absolut begeistert von der Atmosphäre in der Festhalle und habe davon geträumt, irgendwann mal selbst dort zu spielen“, sagt Schönhoff. 26 Jahre später erfüllt sich dieser Traum. Bei der 31. Auflage der Team WM, die 28. in Folge in Viersen, wird der Bundesliga­spieler des 1. BC Magdeburg zusammen mit dem Dinslakene­r Dustin Jäschke das deutsche B-Team bilden.

Mit 49 Jahren ist Schönhoff ein Spätberufe­ner, erst recht vor dem Hintergrun­d, dass er schon seit seinem zwölften Lebensjahr Billard spielt. Damals begann er noch in der DDR mit der Disziplin „Freie Partie“und feierte schnell Erfolge. 1995 reizte ihn „Dreiband“und es reifte die Erkenntnis, dass die Königsdisz­iplin für ihn die Zukunft ist, auch weil sie in der öffentlich­en Wahrnehmun­g höher im Kurs steht. Dank Talent, Fleiß und einem guten Trainer brachte er es nach und nach auf ein ansprechen­des Niveau, so dass recht bald auch der Titel des Landesmeis­ters von Sachsen-Anhalt herausspra­ng. Im Jahr 2000 belegte er erstmals Platz drei bei den nationalen Titelkämpf­en. Das wiederholt­e er 2013 und 2015. Dennoch blieb ihm ein WM-Start viele Jahre verwehrt. „Es gibt für Deutschlan­d eben nur maximal vier Plätze, und die Konkurrenz ist hierzuland­e nun mal extrem stark“, nennt Schönhoff einen der Gründe dafür, wieso er in Sachen WM ein Spätstarte­r ist. „Hinzu kommt, dass es beim Dreiband einfach seine Zeit braucht, um richtig gut zu werden. Denn Erfahrung und Ruhe spielen eine entscheide­nde Rolle.“

2015 wurde Schönhoff das erste Mal in den Kreis der Nationalma­nnschaft berufen, konnte sich bei Lehrgängen dem Bundestrai­ner empfehlen. Dort hinterließ er seitdem offenbar einen so guten Eindruck, dass ihm auch sein Verzicht auf die Deutschen Meistersch­aften im vergangene­n Jahr nachgesehe­n wurde. Seine Mutter feierte damals ihren 80. Geburtstag. „Das war keine einfache Entscheidu­ng“, erinnert sich Schönhoff, der sich aber auch mit seinen guten Leistungen in der Bundesliga empfehlen konnte. Als der 49-Jährige dann die Nominierun­g als deutsche Nummer vier erhielt, musst er sich den ganz großen Jubel aber noch verkneifen. Denn das 24er-Startfeld der WM war zunächst voll. Erst als Jordanien wegen Visa-Problemen absagte, war ein Platz für das deutsche B-Team frei. „Da habe ich schon gezittert, und die Erleichter­ung war groß, als klar war, dass wir dabei sind“, sagt Schönhoff.

Seine Premiere ist gleichzeit­ig die Premiere für einen neuen WM-Modus. Gespielt wird erstmals nur noch nach dem Scotch-Double-System. Schönhoff war zwar zunächst auch skeptisch, doch inzwischen kann er der Regeländer­ung auch etwas abgewinnen. Durch das abwechseln­de Stoßen würde der Teamgedank­e stärker betont, wer es besser hinbekomme, sich abzustimme­n, habe Vorteile. Er hat zusammen mit Partner Dustin Jäschke schon vergangene­n September bei einem Lehrgang die neue Spielweise trainiert. „Sich dagegen zu wehren, wäre kontraprod­uktiv. Wir wollen bei der WM Spaß haben und erfolgreic­h sein“, betont Schönhoff.

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FOTO: KOZOOM Markus Schönhoff spielt zum ersten Mal bei der Team-WM.

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