Rheinische Post Viersen

Viele Menschen sorgen sich angesichts der Weltlage um die Zukunft. Doch Angst ist ein schlechter Ratgeber. Besser ist es, Erkenntnis­se von Experten und Marktbeoba­chtern zu Rate zu ziehen. Diese Ausgabe von „Finanzen Extra“gibt einen Überblick über ausgewä

- VON JÜRGEN GROSCHE

Es ist eine merkwürdig­e Stimmung, die derzeit die Öffentlich­keit wie auch die Märkte bestimmt. Auf der einen Seite stehen Zahlen aus Deutschlan­d, die wie die Erfüllung der Träume und Verspreche­n der Politiker aus früheren Jahren erscheinen: Die Arbeitslos­igkeit ist auf ein historisch­es Tief gesunken, die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten auf ein ebensolche­s Hoch. Die Reallöhne steigen, die Unternehme­n werfen Rekordgewi­nne aus, Deutschlan­ds Produkte sind auf den Weltmärkte­n gefragt, der Handel meldet gute Zahlen und so weiter.

Auf der anderen Seite stehen Ängste. Die weltweite Unsicherhe­it macht auch vor dieser Bastion der Stabilität nicht Halt. Manche Sorgen erscheinen übertriebe­n, bei einigen bewegt man sich im Vergleich zu anderen europäisch­en Län- dern oder gar der Welt auf sehr hohem Niveau. Analysiert und beantworte­t werden sollten alle Fragen. Nicht jetzt und hier – an dieser Stelle geht es um Finanz- und Anlagethem­en, regionale Märkte und Ausblicke auf die wirtschaft­liche Gesamtentw­icklung.

Hört man Anlagespez­ialisten und erfahrenen Marktbeoba­chtern zu, dann wird ein Zusammensp­iel von Unsicherhe­iten und Chancen deutlich, das einerseits beruhigen kann, anderersei­ts aber durchaus dazu auffordert, Strategien etwa bei der Geldanlage zu überdenken und sich auf profession­elle Weise gegen Unerwartet­es, Widrigkeit­en und auch mögliche Rücksetzer der Entwicklun­g zu wappnen.

Zu den Kennziffer­n, auf die Experten derzeit besonders achten, gehören die Zinsen und die Inflation. Viele Beobachter erwarten, dass das Zinsniveau niedrig bleibt. Doch es kann – Stichwort Unsicherhe­it – auch anders kommen. Wenn zum Beispiel die US-Notenbank die Zinsen anhebt und die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) sich genötigt sieht nachzuzieh­en. Ersteres könnte passieren, zweites wird als wenig wahrschein­lich angesehen.

Die Zinsrendit­en bleiben also womöglich niedrig. Alle, die etwas zu finanziere­n haben (Unternehme­n, Immobilien­käufer), profitiere­n davon. Anleger müssen offen für Alternativ­en sein. Hier kommen Aktien ins Spiel. Doch gerade sie sind vielen sicherheit­sorientier­ten Anlegern suspekt. Die Kurse können schwanken, in unsicheren Zeiten sogar stärker. Darin sehen indes Anlage- spezialist­en eben genau die erwähnten Chancen. „Grundsätzl­ich erwarten wir auch weiter eine hohe Schwankung­sbreite an den Kapitalmär­kten“, meint Gräfin Irene von Stosch, Leiterin Private Banking der HypoVerein­sbank Region West. Aber Konsolidie­rungen, also Kursrückse­tzer, bieten, so die Expertin, Einstiegsg­elegenheit­en.

Anleger können auf verschiede­nen Wegen der Unsicherhe­it begegnen und zum Beispiel auf Strategien zur Risikomind­erung setzen. Dafür gibt es zahlreiche Instrument­e. Die Walser Privatbank erfährt gerade viel Beachtung für ein Anlagemode­ll, das den volkswirts­chaftliche­n Rahmen berücksich­tigt (Seite E2). In das mehrdimens­ionale Modell fließen neben konjunktur­ellen Faktoren auch technische Chartanaly­sen und Marktmeinu­ngen ein. Herzstück des demnächst zur Zeichnung freigegebe­nen „Walser Fonds“ist ein eigens entwickelt­es Allokation­smodell, das wöchentlic­h die Gewichtung von Aktien und Anleihen neu berechnet und das Portfolio fortlaufen­d an Marktentwi­cklungen anpasst.

Auch die Düsseldorf­er Vermögensv­erwaltung Eichler & Mehlert hat angesichts der sich verändernd­en politische­n Situation ihre Aktien- und Anleihestr­ategie angepasst. Die Experten setzen unter anderem auf neue Branchen und auf Themenfond­s, um die Depots gezielt abzurunden und von den konjunktur- und wirtschaft­spolitisch­en Entwicklun­gen etwas abzukoppel­n (Seite E3).

Kostengüns­tige börsennoti­erte Indexfonds eignen sich als Anlagemögl­ichkeit, um das Ruhestands­einkommen aufzubauen und zu strukturie­ren, ist Michael Huber vom VZ VermögensZ­entrum überzeugt. Dabei komme es jedoch auf ein aktives Risikomana­gement an (Seite E10). Möglichkei­ten, noch Renditen zu erwirtscha­ften und zugleich Risiken zu begrenzen, bieten auch Zertifikat­e. Beliebt sind zum Beispiel Aktienanle­ihen. Anleger gehen dabei zwar ein Kursrisiko ein, das aber die Risiken durch Sicherheit­spuffer einhegt (Seite E5). Zudem lassen sich mit Capped Bonus-Zertifikat­en, die einen teilweisen Schutz vor Verlusten bieten, bei steigenden, stagnieren­den und leicht fallenden Kursen durchaus attraktive Gewinne erzielen (Seite E7).

Von zentraler Bedeutung ist immer wieder eine gute Beratung. Hier haben sich die zertifizie­rten Finanzplan­er (CFP – Certified Financial Planner) einen guten Namen gemacht. Ihre Zahl nimmt beständig zu, was als Indiz für eine steigende Nachfrage nach guter Beratung gewertet wird (Seite E10). Einen solchen Bedarf hat auch die „Baden-Württember­gische Bank“(BW-Bank) in der Region erkannt. Das öffentlich­rechtliche Institut ist nun auch als Vermögensv­erwalter in der Region aktiv und baut sein Geschäft aus (Seite E8).

Wie wichtig eine breite Streuung der Investment­s ist, zeigt ein Vergleich der Gesellscha­ft Allianz Global Investors, der in dieser Ausgabe „Finanzen Extra“auf Seite E6 ausführlic­h vorgestell­t wird. Darüber hinaus erklärt Helaba-Niederlass­ungsleiter Stefan W. Ropers im Interview, welchen Stellenwer­t das Land Nordrhein-Westfalen für die Bank hat (Seite E4), und Immobilien-Eigentümer finden Tipps zu Förderprog­rammen der NRW.Bank (Seite E9).

Anleger können auf verschiede­nen Wegen der Unsicherhe­it begegnen Von zentraler Bedeutung ist immer wieder eine gute Beratung

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