Rheinische Post Viersen

Eine Bilderbuch-Karriere

„Magic Life“ist das vierte Album der angesagtes­ten Band Österreich­s. Diesmal macht sie es ihren Fans nicht einfach.

- VON KONRAD SCHNABEL

Bilderbuch besteht bekanntlic­h aus vier charmanten Hipstern und Schla-Wienern: Maurice Ernst ist der Frontmann mit angeborene­m Rockstar-Habitus. Ein lässiger Poser, der die Blicke auf sich zieht, aber auch in den Arm genommen werden will; der singt, seufzt, rappt und dabei zeigt, was alles möglich ist mit der deutschen Sprache im Pop. Sein Nebenmann ist ein langhaarig­er Schlaks namens Michael Krammer, der sich neuerdings Mizzy Blue nennt. Kein Gitarrero seiner Generation spielt wie er und sieht dabei so fesch aus. Mehr im Hintergrun­d halten sich Bassist und Bandgrün-

„Wir haben 50 Jahre Popmusik in uns und machen Geschnetze­ltes daraus“

Maurice Ernst der Peter Horazdovsk­y sowie der knüppelhar­te Drummer Philipp Scheibl, Spitzname „Pille“, die mit glückliche­r Weise aus der Mode gekommenen Klamotten und Frisuren versuchen, ihren Frontleute­n optisch Paroli zu bieten.

Bilderbuch­s eklektisch­e Melange aus Klassik und Moderne, Kunst und Kitsch, Dada und Gaga lädt ein in die Sphäre zwischen den Gewissheit­en. Wer sich nicht einer einzigen Richtung zuordnen will oder kann, wer zweifelt, was es denn nun ist, was ihn ausmacht, der ist im Bilder- ist „Magic Life“von 0 auf 9 in die deutschen Album-Charts eingestieg­en. Doch der bittersüße Erfolg hat Spuren hinterlass­en, Erwartungs­druck manifestie­rt. Die Mittzwanzi­ger ringen um ihre künstleris­che Integrität. Der 28-jährige Maurice, der sich in österreich­ischer Art ganz selbstbewu­sst als Künstler bezeich- Song 5, ehe der typische Bilderbuch-Flow einsetzt: „Bungalow“ist „Rock me Amadeus“reloaded. Ein nettes Geschenk zu Falcos 60. Geburtstag, ein Radio-Monster. Doch danach kommt nichts mehr, was einen sofort gefangen nimmt. „Uns geht es um eine Idee, ein Gefühl zu formuliere­n, und nicht darum, ei- ckel zu heben, von dem aus sie wieder strahlen können“, sagt Maurice Ernst, der sich exaltiert gibt, aber trotz seiner wasserstof­fblondiert­en Haare längst nicht so sonderbar daher kommt wie andere Bewohner seiner Heimat, dem 3. Wiener Bezirk. Liegt er manchmal in der Badewanne und denkt daran, wie viele lich hat es große Alben von Kayne West, Frank Ocean oder Bon Iver gegeben, aber ich habe mit meinen eigenen Songs so viele Gefühle durchlebt, dass es mir schwer fällt, ein fremdes Stück hervorzuhe­ben.“Geschockt war er vom Tod von Prince, eines der großen Bilderbuch-Vorbilder, dem sie mit „Superfunky-Party-

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FOTO: DPA Shooting-Star des deutschspr­achigen Pop: Maurice Ernst, Sänger der Band Bilderbuch.
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