Rheinische Post Viersen

Die Partyrette­r unserer Jugend

Musikgesch­ichte: Fury In The Slaughterh­ouse schrieben Fetenhits – und mehr.

- VON SEBASTIAN PETERS

Es gab diesen einen kurzen Moment während der Dorfpartys unserer Jugend, in dem jeder von uns wusste, dass die nächsten 5:05 Minuten zum Besten zählen würden, was dieser Abend zu bieten hat. Wer das hier liest und zwischen 35 und 45 Jahre alt ist, wer seine Kindheit auf dem Land verbracht hat, wo jeder Trend mit Maximalver­zögerung ankommt, der hat Fury In The Slaughterh­ouse mal für den Inbegriff von Rockmusik gehalten. „Won’t forget these days“heißt das Lied unserer Jugend, und wenn man es heute noch einmal hört, 30 Jahre nach Gründung der Band, dann staunt man: Warum blieb Fury In The Slaughterh­ouse der lebenslang­e Ruhm verwehrt?

Dieser Tage versuchen sie es wieder: „Fury“, so der Rufname in Fankreisen, veröffentl­ichen eine Sammlung ihrer besten Songs unter dem Titel „30“, versehen mit dem schrägen Nachsatz „The Ultimate Best Of Collection“, was ein klitzeklei­ner Hinweis darauf ist, dass es nicht die erste Kollektion dieser Art der Band ist. Vielleicht ist es auch diese Verwaltung des eigenen Erbes, die dem Sextett den Ruf einbrachte, Rock für Büroangest­ellte zu spielen? Die Brüder Kai und Thorsten Wingenfeld­er, die die Hannoveran­er Band mit weiteren Musikern im Jahr 1987 gründeten, spielten auf der Bühne routiniert ihren Stiefel herunter. Es gibt keinen Skandal, der von der Band nachhaltig in Erinnerung blieb. Man hat also diese Assoziatio­nskette im Kopf, wenn man das Album mit 38 Fury-Songs noch einmal hört. Schnell ertappt man sich dabei, die Songs immer noch gut zu finden. „Trapped Today, Trapped Today“, diese traurig schöne Hymne an die Vergänglic­hkeit. „Radio Orchid“ist immer noch eine tolle Ballade, und das Lied „Every Generation Got It’s Own Disease“hat internatio­nales Format. Es stammt vom Album „Mono“aus dem Jahr 1992, und die Band steht auf dem künstleris­chen Höhepunkt ihres Schaffens. Platz 12 der deutschen Albumchart­s erreichte „Mono“. Nachfolger „Brilliant Thieves“von 1997 erreichte sogar Platz 3. Im Titelsong singt Wingenfeld­er: „It sounds a bit like R. E. M./ and a little bit like Sting.“Besser wurde der Kosmos Furys nie auf den Punkt gebracht.

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FOTO: FITS 1987 gegründet: Fury In The Slaughterh­ouse.

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