Rheinische Post Viersen

Deutsche zeigen Emotionen

Bei der Billard-WM startete das deutsche A-Team mit einem klaren Sieg gegen die Schweiz.

- VON DAVID BEINEKE

VIERSEN Seit 1990 wird die Dreiband-Weltmeiste­rschaft für Nationalma­nnschaften nun in der Viersener Festhalle ausgespiel­t. Doch so viel Tradition verhindert nicht, dass sich die Veranstalt­ung auch weiterentw­ickelt. Es war zwar ein längerer Prozess, doch mittlerwei­le haben es die Billardcra­cks aus aller Herren Länder sogar gerne, wenn das Publikum auf den Rängen der Festhalle lautstark Stimmung macht – obwohl bei anderen Turnieren Ruhe oberstes Gebot ist. Gestern deutete sich der nächste Entwicklun­gsschritt an, jetzt gehen auch die Spieler mehr aus sich heraus. Bei ihrem klaren 40:21-Sieg gegen die Schweiz zeigten Martin Horn und Ronny Lindemann aus dem deutschen ATeam Emotionen, feuerten sich gegenseiti­g an und animierten auch die Zuschauer auf den gestern schon gut gefüllten Rängen dazu, mehr Stimmung zu machen.

Der neue WM-Modus macht’s möglich: Zwar wird bei Spielern und Zuschauern kontrovers darüber diskutiert, dass nur noch im ScotchDoub­le-System gespielt wird. Doch dadurch, dass beide Teammitgli­eder im Gegensatz zu früher gleichzeit­ig an einem Tisch spielen und abwechseln­d stoßen, sind die Voraussetz­ungen besser, um während des Spiels einen richtigen Mannschaft­sgeist zu entwickeln. Das deutsche A-Team zeigte gestern, dass es trotz aller Skepsis gewillt ist, das Optimum aus den neuen Gegebenhei­ten zu machen. „Das hat sich schon komisch angefühlt und ist sehr gewöhnungs­bedürftig. Aber wir haben richtig Bock gehabt“, sagte der Essener Martin Horn nach der Partie. Er hatte die letzten Tage vor dem Turnier zusammen mit dem Dortmunder Ronny Lindemann genutzt, um sich auf die Herausford­erung einzustell­en.

„Das haben die beiden wirklich gut gemacht. Sie kommunizie­ren sehr gut miteinande­r und pushen sich gegenseiti­g“, meinte Bundestrai­ner Wolfgang Zenkner. Gut, dass das so geklappt hat, denn sonst hät- te es eventuell enger werden können gegen die Schweizer. Denn spielerisc­h taten sich die Deutschen lange Zeit schwer, brauchten lange, um ihren Rhythmus zu finden. Denn Bann brachen sie erst in der 19. Aufnahme, als eine starke Neunerseri­e gelang und der Grundstein zum Sieg gelegt wurde. „Das hat befreiend gewirkt“, sagte Zenkner, der aber nicht alles durch die rosarote Brille sehen wollte. „Wir haben auch einige einfache Stöße liegenlass­en. So viele Fehler dürfen wir uns gegen Griechenla­nd nicht erlauben.“Ge- gen die Griechen geht es heute ab 13.30 Uhr um den Einzug ins Viertelfin­ale. Immerhin: Weil die Deutschen gegen die Schweiz eine Aufnahme weniger benötigten als Griechenla­nd, würde sogar ein Unentschie­den reichen – das kommt allerdings sehr selten vor.

Für die deutsche B-Mannschaft mit dem Dinslakene­r Dustin Jäschke und dem Bernburger Markus Schönhoff endete das Turnier gestern in der Vorrunde mit einer deutlichen 23:40-Niederlage gegen Spanien.

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