Die Diamanten von Nizza
Doch bei diesem Projekt würde er vermutlich mehr brauchen, beispielsweise einen einleuchtenden Vorwand, damit sich ihm die Türen öffneten. Er gelangte zu der Schlussfolgerung, dass es an der Zeit war, Sam von seinen Überlegungen in Kenntnis zu setzen.
Sie trafen sich am Morgen nach der Bikinimodenschau in Saint-Tropez zu einer Tasse Kaffee im Le Pharo.
„Na, wie war’s?“, erkundigte sich Sam.
Philippe schüttelte den Kopf. „Umwerfend. Nach der ersten halben Stunde fielen die Oberteile wie Herbstlaub. Perfekt gebräunte Busen, soweit das Auge reicht . . .“
Sam grinste. „Klingt nach harter Arbeit, aber ich schätze, irgendjemand muss sie ja verrichten. Und nun zu deiner Idee; worum geht es dabei?“– Nachdem Philippe geendet hatte, schwieg Sam ein paar Mi- nuten, in Gedanken versunken. „Nun, das ist keine schlechte Idee“, sagte er schließlich. „Aber ich weiß nicht, ob die Besitzer gerne an eine unliebsame Erfahrung wie den Raubüberfall erinnert werden möchten. Du hast recht – wir brauchen einen plausiblen Vorwand, der sie veranlasst, dich über die Schwelle zu lassen.“
„Ihr zwei seht aus, als würdet ihre eine Verschwörung anzetteln. Darf ich mitmachen?“Es war Elena, die von ihrer morgendlichen Schwimmrunde zurückkehrte und das verzweifelte Bedürfnis nach einem Kaffee verspürte. Sie schenkte sich eine Tasse aus der ein und blickte die beiden erwartungsvoll an. Sam berichtete ihr von Philippes Idee und wiederholte noch einmal, welchen Einwand er geltend gemacht hatte. Elena nickte. „Ich sehe das Problem. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als es auf einen Versuch ankommen zu lassen – ihr wisst schon, einfach mal fra-
cafetière
gen, ob sie einverstanden sind, dass ihre Häuser fotografiert werden.“
Sam nickte bedächtig und wandte sich Philippe zu. „Denkst du das Gleiche wie ich?“
Philippe blickte ihn verständnislos an.
„Unsere Lieblingsversicherungsagentin, Ms. Morales, kennt bereits zwei der Opfer – das Ehepaar in Nizza, die Castellacis. Wie wäre es, sie als Erste zu fragen?“Wie auf Stichwort blickten beide Elena an.
Sie schüttelte den Kopf. „Versuchen könnten wir es. Aber warum sollten sie sich damit einverstanden erklären? Was springt für sie dabei heraus?“
Sam seufzte. „Das ist die große Frage. Das Letzte, was sie wollen, ist vermutlich, berühmt zu werden, weil sie ausgeraubt wurden. Und vergessen wir eines nicht: Der Hauptgrund für den Versuch, Zutritt zu diesen exklusiven Anwesen zu erhalten, ist nicht – entschuldige bitte, Philippe – ein Artikel in
Salut!
Es geht in erster Linie darum, irgendetwas zu entdecken, was uns bei der Aufklärung der Raubüberfälle ein Stück weiterbringt.“
Elena runzelte die Stirn, als sie die Sonnenbrille abnahm und ein wenig geistesabwesend die Gläser mit dem Zipfel ihres Badehandtuchs zu polieren begann. „Ich hätte da eine Idee“, sagte sie. „Angenommen, ich würde die Castellacis fragen, ob ich sie mit dem Topermittler von Knox Insurance bekanntmachen darf, dem Schadensbeauftragen für den gesamten europäischen Raum, Mr Sam Levitt? Und angenommen, Mr Levitt würde gerade zufällig an einem neuen Sicherheitskonzept arbeiten, mit dem man Häuser einbruchssicherer macht als jemals zuvor?“
„Ist es dafür nicht ein bisschen spät?“, gab Sam zu bedenken. „Ich meine, der Einbrecher hat ihnen ja schon einen Besuch abgestattet.
(Fortsetzung folgt)