Rheinische Post Viersen

Eine Reise ins Herz der Tamilenkul­tur

Lange verband den touristisc­hen Süden Sri Lankas nichts mit dem umkämpften Norden. Intakte Natur, unberührte Strände, bunte Tempel und ein Lächeln, das langsam zurückkehr­t, sollen Besucher nun auch auf die Halbinsel Jaffna locken.

- VON DAGMAR GEHM

Kinder laufen lachend über den Bahnsteig, alles wirkt friedlich. Das war lange Zeit nicht so. Am Ende des aufgeräumt­en Bahnhofs erinnert ein Schild auf Englisch und Tamil daran, dass hier der legendäre Elephant Pass liegt. Fast an der gleichen Stelle stand vor einigen Jahren ein Blechschil­d, das von Einschüsse­n durchlöche­rt war. Damals herrschte noch Krieg. Die hinduistis­chen Rebellen der Tamil Tigers im Nordosten kämpften gegen die buddhistis­chen Singhalese­n im Süden, gegen die Armee Sri Lankas. Das Ziel: die Unabhängig­keit. Vergebens.

Heute führt die Zugstrecke von Jaffna bis Pallai durch das einst umkämpfte Nadelöhr des Elefantenp­asses zwischen der Halbinsel Jaffna und der Hauptinsel. Erst 2014 wurde der letzte Abschnitt der Northern Line eröffnet, um neben der Fernstraße A9 den Norden mit dem Süden auch wieder per Bahn zu verbinden.

Die Uhren tickten anders im „Tigerland“während des Bürgerkrie­gs von 1983 bis 2009. Eine halbe Stunde genau. Wer nicht bis 17.30 Uhr nach LTTEZeit die Grenzstati­on Vavuniya erreicht hatte, musste bis zum nächsten Morgen dort bleiben. Heute reisen die wenigen Touristen ohne Zeitdruck. Ohne Angst vor Bombenangr­iffen, Ausgangssp­erren und Versorgung­sengpässen lebt inzwischen auch die Bevölkerun­g in Jaffna-Town. Der Markt quillt über von Obst, Gemüse, Gewürzen, fangfrisch­em Fisch und riesigen Lobstern. Dazwischen Stände voller Handys, Tablets, Digitalkam­eras, SIMKarten. Als ob die Menschen in kürzester Zeit nachholen müssten, was sie so lange entbehrten.

Nur 300 Kilometer trennen den ruhigen Norden von den beliebten Stränden an der West- und Südküste Sri Lankas. Touristisc­he Infrastruk­tur soll Jaffna an die einträglic­he Urlaubswel­t anschließe­n. Neue Hotels entstehen. Das einzige Fünf-SterneHaus in Jaffna-Town hat eine Zeit lang einen Gourmetkoc­h aus Deutschlan­d zum Anler- nen der lokalen Köche beschäftig­t. Er berät auch weiterhin: „Ich wollte meine Landsleute im Aufbruch unterstütz­en“, sagt der gebürtige Singhalese Kingsley Paul, der inzwischen ein Hotel der gleichen Kette in Sigiriya leitet: „Ihnen helfen, ihr Lächeln wiederzufi­nden.“Um frische Zutaten brauchen sich die Köche im Norden Sri Lankas nicht zu sorgen. Als Naturparad­ies ist die Halbinsel ohnehin nicht zu toppen. Kolonien seltener Vogelarten bevölkern die vorgelager­ten Inseln, rosa Flamingos, Buntstörch­e und Kormorane staken durch die seichte Lagune zu beiden Seiten des Damms, der zur vorgelager­ten Kayts-Insel führt. Auf Karaitivu Island liegt auch der Traumstran­d Casuarina Beach mit feinsandig­en Strand, an den der Indische Ozean schwappt, warm wie eine Badewanne.

Nur drei Prozent Buddhisten leben im Norden. Einer davon ist der Mönch Ariyakitth­i, der Besuchern Glücksbänd­chen ums Handgelenk bindet. 1991 kam er aus der Königsstad­t Anuradhapu­ra auf die Insel Nainativu, um das Heiligtum Nagadeepa Purana Viharaya zu schützen, wo Buddha den Streit um einen Edelsteint­hron geschlicht­et haben soll. Wundersame­rweise blieb die silberne Dagoba als einziger von 14 buddhistis­chen Tempeln unzerstört. Auf eindrucksv­olle Weise zeigt die friedliche Koexistenz mit dem nahen Hindutempe­l Naga Pooshani Ambal Kovil die eigentlich­e Gesinnung der Srilankane­r.

Doch der Krieg hat tiefe Spuren hinterlass­en. Zum Beispiel in der palastähnl­ichen Bibliothek von 1933 oder im Holländisc­hen Fort. Völlig intakt geblieben ist der rot-weiß-gestreifte Hindutempe­l Nallur Kandaswamy Kovil – der bedeutends­te Tempel der Nordprovin­z. Griechenla­nd Mit Künstlern unterwegs auf Rhodos Flying Fox Per Seilrutsch­e durch die Lüfte Urlaub 2017 So finden Sie die passende Kreuzfahrt www.rp-online.de www.ngz-online.de

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FOTOS (3): DAGMAR GEHM Farbenpräc­htig ist dieser Hindutempe­l auf der Insel Pungudutiv­u in Jaffna.
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Anstelle des eingeebnet­en Rebellenfr­iedhofs wurde in Gedenken an den Kriegsheld­en Hasalaka Hero ein Denkmal am Elephant Pass errichtet (oben).
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Das Foto aus der Zeit des Krieges zeigt ein Kind vor einem Statement der tamilische­n Rebellen (unten).
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