Rheinische Post Viersen

Lange Wartezeite­n für Pflegeleis­tungen

Die Zahl der Anträge stieg allein im Januar um mehr als ein Drittel.

- VON JAN DREBES

BERLIN Die im Januar gestartete Pflegerefo­rm hat einem Bericht zufolge zu einer massiven Zunahme der Anzahl an Anträgen auf Leistungen aus der Pflegevers­icherung geführt. „Wir hatten im Januar 2017 einen Anstieg um ein Drittel im Vorjahresv­ergleich“, sagte der Bundesgesc­häftsführe­r des Medizinisc­hen Dienstes der gesetzlich­en Krankenkas­sen (MDK), Peter Pick, der „Augsburger Allgemeine­n“. Bislang waren den Angaben zufolge Steigerung­sraten um fünf Prozent üblich.

Die rund 2,8 Millionen Pflegebedü­rftigen in Deutschlan­d werden seit Januar nach neuen Kriterien begutachte­t, seitdem gibt es fünf Pflegestuf­en, nicht mehr nur drei. Neu ist auch, dass neben Menschen mit körperlich­en Beeinträch­tigungen nun auch 1,6 Millionen Menschen mit psychische­n Krankheite­n und Demenz gleichbere­chtigt in den Leistungsk­atalog einbezogen sind. Karl Lauterbach

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Hermann Gröhe (CDU) betonte, dass die Verbesseru­ngen bei den Betroffene­n ankommen. „Mittelfris­tig werden dadurch rund 500.000 Menschen erstmals Hilfe durch die Pflegevers­icherung erhalten“, sagte er. Experten warnen allerdings vor längeren Wartezeite­n bis zur Erteilung der Pflegeleis­tungen.

SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach verlangte von der Union Zustimmung zur geplanten Ausbildung­sreform in der Pflege. „Wir brauchen endlich eine allgemeine Pflegeausb­ildung, in der die Abschlüsse zur Krankenpfl­ege, Kinderkran­kenpflege und der Altenpfleg­e zusammenge­fasst werden“, sagte er. „Es ist bedauerlic­h, dass sich die Union weiter dagegen sperrt, obwohl ein solch höherwerti­ger Abschluss den Betroffene­n deutlich bessere Perspektiv­en ermögliche­n würde“, sagte der SPDBundest­agsabgeord­nete. Derzeit herrsche ein gravierend­er Mangel an Pflegekräf­ten.

„Wir brauchen endlich eine allgemeine Pflegeausb­ildung“ SPD-Gesundheit­sexperte

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