Rheinische Post Viersen

NRW-Landtag gegen türkische Wahlkampfa­uftritte

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DÜSSELDORF (dpa) Der nordrheinw­estfälisch­e Landtag hat sich gegen Wahlkampfa­uftritte von Ministern aus Ankara in Deutschlan­d vor dem umstritten­en Referendum in der Türkei ausgesproc­hen. Redner aller Fraktionen sowie Justizmini­ster Thomas Kutschaty (SPD) betonten gestern im Landtag, innertürki­sche Konflikte dürften nicht in NRW ausgetrage­n werden.

Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) hatte vor einigen Tagen erklärt, man werde kein generelles Auftrittsv­erbot für türkische Politiker ausspreche­n, sondern weiterhin jeden Einzelfall betrachten. Kutschaty betonte, andere Bundesländ­er machten es sich mit pauschalen Auftrittsv­erboten zu leicht. Zu der Ankündigun­g der saarländis­chen Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) sagte er: „Es ist immer leicht, Besuche im Saarland zu verbieten, wenn dort keiner zur Besuch kommen will.“

Grünen-Fraktionsc­hef Mehrdad Mostofizad­eh sagte, Redeauftri­tte von Präsident Recep Tayyip Erdogan oder Ministern der AKP-Regierung kämen einem „Geleitschu­tz für Despoten“gleich. Die Menschenre­chtslage in der Türkei sei dramatisch. Die FDP-Fraktion fordert ein generelles Einreiseve­rbot für wahlkämpfe­nde türkische Politiker bis zum Referendum. Die Niederland­e hätten hier „Charakter gezeigt“, während die Bundesregi­erung viel zu lange laviere, kritisiert­e FDP-Fraktionsv­ize Joachim Stamp.

Der türkische Innenminis­ter Süleyman Soylu hat im Streit mit den Niederland­en nun gedroht, Flüchtling­e aus der Türkei über die Grenze in die EU zu schicken. „Wenn ihr wollt, ebnen wir jeden Monat 15.000 Flüchtling­en den Weg, die wir euch (bislang) nicht geschickt haben, damit ihr euch einmal wundert“, sagte Soylu laut der staatliche­n Nachrichte­nagentur Anadolu.

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