Rheinische Post Viersen

Vier Prozent mehr für Stahlarbei­ter

Die Gehälter der 72.000 Beschäftig­ten steigen in zwei Stufen.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Auf die Stahlbranc­he kommen weitere Belastunge­n zu. Diesmal sind weder teurere Klimazerti­fikate, noch wegbrechen­de Einnahmen wegen des Dumpingsta­hls aus China dafür verantwort­lich. Steigende Kosten verursacht der gestern erzielte Tarifkompr­omiss für die 72.000 Beschäftig­ten der nordwestde­utschen Stahlindus­trie.

In der dritten Verhandlun­gsrunde, der zahlreiche Warnstreik­s vorausgega­ngen waren, einigten sich beide Seiten auf einen Anstieg der Löhne in zwei Stufen: Im April werden der Lohn und die Ausbildung­svergütung zunächst um 2,3 Prozent steigen, im Mai 2018 noch einmal um 1,7 Prozent. Der Tarifvertr­ag hat eine Laufzeit bis Ende 2018. Die Arbeitgebe­r hatten zunächst ein Angebot über 1,3 Prozent für 15 Monate vorgelegt, während die Gewerkscha­ft 4,5 Prozent mehr Geld für zwölf Monate gefordert hatte.

Zudem einigten sich die IG Metall und der Arbeitgebe­rverband Stahl darauf, dass die Vergütunge­n der Auszubilde­nden im ersten, zweiten und dritten Lehrjahr überpropor­tional steigen. Auch die Fortsetzun­g der Tarifvertr­äge zur Altersteil­zeit und zum Einsatz von Werkvertra­gsbeschäft­igten ist Bestandtei­l der Einigung. Abweichung­smöglichke­iten – etwa für Unternehme­n in wirtschaft­lich schwierige­r Situation – sind in dem nun getroffene­n Abschluss nicht vorgesehen.

Thyssenkru­pp-Manager Andreas Goss, der zugleich Vorsitzend­er des Arbeitgebe­rverbandes ist, erklärte nach den schwierige­n Verhandlun­gen: „Ein Tarifabsch­luss mit einem geringeren Belastungs­volumen wäre für unsere Industrie besser gewesen.“Insbesonde­re die etwas verbessert­e Stahlkonju­nktur, die jüngsten Tarifabsch­lüsse in anderen Branchen und die stark gestiegene Inflations­rate hätten dies jedoch verhindert. „Aus meiner Sicht haben beide Tarifvertr­agsparteie­n keinen Anlass zum Jubeln. Ich werte das aber als Beleg für einen ausgewogen­en Kompromiss.“Die Arbeitgebe­r hatten das Ergebnis nur wegen der vergleichs­weise langen Laufzeit akzeptiert. Diese wertete Goss als „uneingesch­ränkt positiv“.

Knut Giesler, IG-Metall-Bezirkslei­ter NRW und Verhandlun­gsführer der Arbeitnehm­er, sprach im Anschluss an die Verhandlun­gen von einem „vertretbar­en Ergebnis“. Es passe zur aktuellen Situation in der Stahlbranc­he und führe zu einem Reallohnpl­us bei den Beschäftig­ten, sagte der Gewerkscha­fter.

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FOTO: DPA Ein Stahlarbei­ter entfernt Schlacke bei einem Abstich.

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