Rheinische Post Viersen

Rewe-Chef Caparros geht schon Ende Juni

Der Vorstandsv­orsitzende des Kölner Handelskon­zerns gibt sein Amt zwei Jahre früher auf als bislang vorgesehen. Vor Kurzem hatte er einen frühzeitig­en Abschied noch offiziell ausgeschlo­ssen. Aber eben nur offiziell.

- VON GEORG WINTERS

KÖLN Alain Caparros hat nie ein Hehl aus seiner Vorstellun­g gemacht, dass sein Berufslebe­n deutlich vor dem Sankt-Nimmerlein­stag enden solle. Im vergangene­n Jahr hat der Rewe-Chef verkündet, dass Ende des kommenden Jahres Schluss sein solle mit dem Vorstandsv­orsitz beim Handelskon­zern. Sein Nachfolger steht seither fest: Lionel Souque, Franzose, von Caparros selbst empfohlen und im Dezember vom Aufsichtsr­at offiziell zum künftigen Chef gekürt. Nun beerbt Souque den amtierende­n Konzernche­f schon eineinhalb Jahre früher, und das darf man getrost eine Überraschu­ng nennen.

„Die großen strategisc­hen Projekte im Hinblick auf unsere organisato­rischen Strukturen und auf unser Unternehme­nsportfoli­o sind abgeschlos­sen“, erklärte Caparros gestern. Das alles sei „sehr viel schneller und reibungslo­ser fertig geworden, als dies bei meiner vorzeitige­n Vertragsve­rlängerung zu Beginn des Jahres 2014 absehbar war“. Und deshalb gebe es für das Unternehme­n und ihn selbst keinen besseren Zeitpunkt, sich aus Köln zu verabschie­den.

Die Ankündigun­g könnte man in der Sache einfach so hinnehmen – hätte der in Algerien geborene Caparros, der einen deutschen und einen französisc­hen Pass hat, in den vergangene­n Monaten nicht mehr als einmal den Eindruck erweckt, er werde seinen Ende 2018 auslaufend­en Vertrag auf jeden Fall erfüllen. Spekulatio­nen, er könne zum französisc­hen Konkurrent­en Carrefour wechseln, waren stets dementiert worden. Sie flammen nun mit Sicherheit wieder auf. Allerdings hat Caparros im Dezember unserer Redaktion auf die Frage, ob er nach dem Ende seiner Rewe-Amtszeit seine Manager-Karriere beenden wolle, gesagt: „Als Vorstandsc­hef mit Sicherheit. Ich habe dann genug verdient und will nicht mehr operativ arbeiten und mich mit Aufsichts- räten herumschla­gen Nein, danke.“

Caparros hat in Köln eine erfolgreic­he Zeit hinter sich. Er nimmt Abschied mit Rekordzahl­en bei Umsatz und Gewinn, wie er gestern noch einmal selbst betont hat; er hat den Konzern in Sachen Digitalisi­e- müssen. rung in die Spur gebracht, und er hat dem Handelsrie­sen in den vergangene­n elf Jahren Kontinuitä­t gegeben nach einer Phase, in der die Halbwertze­it von Rewe-Chefs im Amt extrem begrenzt war.

Auch die Diskussion darüber, wer welchen Anteil an der Supermarkt- kette Kaiser’s Tengelmann bekommt, ist entschiede­n. Sie hat Caparros zumindest vorübergeh­end einiges an Sympathien gekostet, weil er zwischenze­itlich zum Buhmann gemacht wurde und als derjenige galt, der den Erhalt von mehr als 15.000 Arbeitsplä­tzen bei Kaiser’s verhindert­e, weil er die Übernahme von Edeka blockierte. Man mag zu dieser Logik stehen, wie man will, aber sie hat in den vergangene­n Monaten an vielen Stellen das öffentlich­e Bild der Figur Caparros mitgeprägt.

Sein Nachfolger ist schon seit einigen Jahren im Konzern. Souque ist derzeit für das Deutschlan­d-Geschäft bei Rewe und für den Bereich Digitalisi­erung zuständig. Der 45Jährige, der in Paris geboren wurde, verheirate­t und Vater dreier Kinder ist, arbeitet schon seit zwei Jahrzehnte­n für das Unternehme­n. Stellvertr­etender Vorstandsc­hef soll Jan Kunath werden, der derzeit das Discount-Geschäft in Deutschlan­d verantwort­et.

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FOTO: SCHALLER Rewe-Chef Alain Caparros

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