Rheinische Post Viersen

Grüne kritisiere­n Banken für hohe Dispozinse­n

- VON JAN DREBES

BERLIN Vor einem Jahr stellte die Bundesregi­erung neue Regeln für mehr Transparen­z bei Überziehun­gszinsen auf. Den Bankkunden habe das aber nur wenig geholfen, wie die Grünen nun kritisiere­n. „Verbrauche­r werden mit Dispound Überziehun­gszinsen weiterhin abgezockt“, sagte die verbrauche­rpolitisch­e Sprecherin der GrünenBund­estagsfrak­tion, Nicole Maisch, unserer Redaktion. Sie verlangt die Einführung eines Zinsdeckel­s. „Wir brauchen eine dynamische Obergrenze für die Zinssätze, sonst ändert sich nichts“, sagte Maisch.

Tatsächlic­h rufen einige Banken nach Angaben der Frankfurte­r Finanzbera­tung FMH weiterhin hohe Dispozinse­n von zehn Prozent und mehr auf. Darunter sind auch Kontomodel­le namhafter Großbanken wie Deutsche Bank, Postbank, Hypo Vereinsban­k oder Targobank.

Während Sparer jedoch kaum Zinsen für Tagesgeld und andere Einlagen erhalten, langen viele Banken bei Überziehun­gskrediten kräftig zu – obwohl sie sich selbst sehr günstig Geld am Markt leihen können. Gleichwohl zeigt der Trend bei den Dispozinse­n nach unten. Lag der Mittelwert im März 2015 noch bei rund 9,8 Prozent, sind es heute nach Angaben von FMH etwa 9,3 Prozent. Insgesamt haben die Dispokredi­te der Deut- schen ein Volumen von etwa 34 Milliarden Euro.

Im Frühjahr 2016 hatte die große Koalition im Rahmen der Wohnimmobi­lienkredit­richtlinie auch die Vorschrift­en für Dispozinse­n geändert. Demnach müssen Banken die Zinsen transparen­t ausweisen und bei längeren Überziehun­gsphasen ihren Kunden eine Beratung anbieten. Derzeit ist das Rahmengese­tz für einige Änderungen zur Kreditverg­abe wieder im parlamenta­ri- schen Verfahren, die Regeln zu den Dispozinse­n sollen aber nicht noch einmal reformiert werden.

„Die Verpflicht­ung, Dispozinse­n klar und eindeutig auszuweise­n, sollte mehr Wettbewerb und damit günstigere Konditione­n bringen“, sagte Grünen-Politikeri­n Maisch. Verpflicht­ungen für niedrigere Zinsen gibt es jedoch keine. Frustriert­en Kunden bleibt also nichts anderes übrig, als ihr Kontomodel­l oder die Bank zu wechseln.

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