Rheinische Post Viersen

Draisaitl stellt Bundestrai­ner Sturm in den Schatten

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Aus den Lautsprech­ern klang nicht etwa „Kölsche Jung“, der Hit der Gruppe Brings, was in diesem Fall durchaus angebracht gewesen wäre. Vielmehr ertönten die typisch amerikanis­chen Klänge, das Publikum applaudier­te. Etwas enthusiast­ischer und euphorisch­er hätte der Jubel schon sein dürfen, als Leon Draisaitl den Puck aus spitzem Winkel beim 7:4-Sieg der Edmonton Oilers gegen Boston Bruins einschoss. Denn es war ein Tor für die Geschichts­bücher.

Der in Köln geborene Draisaitl ist der erfolgreic­hste deutsche Eishockeys­pieler in der nordamerik­anischen Liga (NHL). Mit dem Tor und zwei weiteren Vorlagen hat der 21 Jahre alte Stürmer in den 70 Saisonspie­len nun 61 Scorerpunk­te (24 Tore, 37 Assists) auf dem Konto und damit den bisherigen deutschen Rekord von Marco Sturm (59) aus der Saison 2005/06 geknackt. Der Bundestrai­ner reagierte anerkennen­d. „Leon hat noch mal einen Schritt nach vorn gemacht“, sagte er. „Er ist der geborene Scorer, und es macht Spaß, ihm zuzusehen. Er hat sich diese Marke absolut verdient. Das war nur eine Frage der Zeit.“

Bis Draisaitl allerdings die weiteren Rekordmark­en von Sturm übertrifft, wird es noch ein paar Jahre dauern, denn der Dingolfing­er erzielte in 1006 NHL-Spielen 509 Scorerpunk­te. Zuzutrauen ist dem Youngster, dessen Vater Peter ebenfalls Nationalsp­ieler war, das allemal. „Leon spielt schlichtwe­g hervorrage­nd, offensiv und defensiv“, urteilt der Bundestrai­ner.

Oilers-Coach Todd McLellan ist ebenfalls voll des Lobes und bezeichnet Draisaitl als Führungssp­ieler und Leistungst­räger: „Er ist von einem Jungen zum Mann geworden.“So sehr Sturm dies freut, so gibt es auch einen Wermutstro­pfen, denn bleibt Edmonton im Kampf um den Titel, wird er auf den Torjäger bei der Weltmeiste­rschaft Anfang Mai verzichten müssen.

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