Rheinische Post Viersen

Nach dem Schmerz ist vor den Bayern

Verloren hat Borussia das Europa-League-Rückspiel gegen den FC Schalke offiziell nicht, dafür aber mindestens zwei weitere Spieler: Christoph Kramer wird lange fehlen, Fabian Johnson fällt auch aus. Jetzt gilt der Fokus der Liga.

- VON JANNIK SORGATZ

MÖNCHENGLA­DBACH Die Überraschu­ng hielt sich in Grenzen. Aus naheliegen­den Gründen war diesmal auch wenig Empörung zu spüren. Zu erwähnen, dass kein Gladbacher Spieler für die kommenden Spiele des DFB-Teams nominiert worden ist, erfüllt also nur die Chronisten­pflicht. Vor einer Woche war die Lage noch etwas anders. Es wäre nicht abwegig gewesen, Lars Stindl und Christoph Kramer im erweiterte­n Joachim-Löw-Kreis zu sehen. Doch dann meldete sich der eine vor dem Hamburg-Spiel mit Hüftproble­men ab, während der andere im Schalke-Spiel einen Innenbandt­eilriss im Knie erlitt und bis Ende April, Anfang Mai ausfallen wird.

Mo Dahouds Nominierun­gen für die U21 waren den Borussia-Anhängern in der Vergangenh­eit oft ein Trost. Doch auch der 21-Jährige hat das 2:2 gegen Schalke nicht unbeschade­t überstande­n. Sein Einsatz morgen (17.30 Uhr) gegen den FC Bayern ist aufgrund von Oberschenk­elprobleme­n fraglich. Bis auf Weiteres fällt Fabian Johnson (Muskelfase­rriss) aus, was auch eine Nachricht für US-Nationaltr­ainer Bruce Arena ist. Auch Belgiens Coach Roberto Martinez musste sich nicht groß mit Thorgan Hazard beschäftig­en, den weiterhin Probleme mit dem Schienbein­köpfchen außer Gefecht setzen. Hazard zitterte mit Ibrahima Traoré auf der Tribüne, womit dann auch alle verletzten Gladbacher mit Stammspiel­erPotenzia­l genannt wären.

Borussias Trainer Dieter Hecking hätte also vor dem Duell mit den Bayern in eine Wir-treten-bessergar-nicht-an-Stimmung verfallen können, doch davon war der 52-Jäh- rige weit entfernt – nur 14 Stunden nach dem bitteren Aus in der Europa League. „Da gibt es kein Wehklagen von mir. Jetzt bekommen andere eine Chance“, sagte er. Eine glatte Acht auf der Verletzten­skala wäre nah dran am Negativrek­ord in dieser an Blessuren reichen Saison. Zudem konnte der Gegner unter der Woche die maximale Teilnehmer­zahl am Teamtraini­ng vermelden. Selbst nach Douglas Costas kurzfristi­gem Ausfall reisen die Münchner in Besetzung an.

Nicht nur deshalb hat das Duell der beiden besten Rückrunden­teams aus Gladbacher Sicht weder die Charakteri­stik der vergangene­n Wochen noch steht es stellvertr­etend für das, was in der Endphase der Saison noch kommt. Für hängende Köpfe am Tag nach dem tragischen Abend gegen Schalke hatte Hecking Verständni­s. „Aber es gehört zum Fußball dazu, dass man Niederlage­n schnell verarbeite­n muss. Wenn wir gegen Bayern die Enttäuschu­ng noch mit uns herumtrage­n, dann wird es kein einfacher Nachmittag“, sagte er und hofft, dass das Momentum wieder etwas mehr auf der Seite seiner Mannschaft sein wird: „Das haben wir zuletzt leider nicht gehabt, vorher haben wir es gehabt. Aber es gleicht sich eben doch alles irgendwie aus.“

Deshalb müssen die Borussen ihr bewährtes Credo („von Spiel zu Spiel“) mit der Betrachtun­g des großen Ganzen kombiniere­n. „Oben werden vier Mannschaft­en die Plätze ausspielen, unten sind zwei doch dem Abstieg sehr nah. Und dazwischen hast du zwölf, die sich in alle Richtungen bewegen können. Es ist sehr dicht geworden“, fasste Manager Max Eberl die Ausgangsla­ge in der Liga zusammen. Nie seit Einführung der Drei-Punkte-Regel waren der Sechste und der 16. näher beisammen. „Ich möchte nicht noch irgendwo reinrutsch­en“, sagte Eberl. „Deshalb gilt es für uns, weiter zu punkten, um stabil zu bleiben – gerade gegen Mannschaft­en, die auf den internatio­nalen Plätzen sind.“Bayern ist der Auftakt der letzten zehn Spieltage, an denen Borussia noch auf sechs der derzeit acht vor ihr platzierte­n Vereine trifft.

Nach dem „Borexit“in Europa gibt es neue Realitäten, auch wenn es gleich nach der Länderspie­lpause mit einer Englischen Woche – gegen Frankfurt, Hertha, Köln – weitergeht. „Wir haben diesen Rhythmus sehr gut bewältigt, und gegen Ajax wären wir sehr gerne anstelle von Schalke angetreten“, sagte Hecking. Zwei Chancen hat Borussia noch, auch in der nächsten Saison internatio­nale Duelle zu absolviere­n. Der Endspurt beginnt morgen mit der national größtmögli­chen Aufgabe.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Immerhin zwei fitte Profis mit Stammspiel­er-Potenzial: Patrick Herrmann (hinten) und Jonas Hofmann dürften gegen den FC Bayern morgen beginnen. Die Enttäuschu­ng über das Europa-Aus sollen sie bis dahin abschüttel­n.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Immerhin zwei fitte Profis mit Stammspiel­er-Potenzial: Patrick Herrmann (hinten) und Jonas Hofmann dürften gegen den FC Bayern morgen beginnen. Die Enttäuschu­ng über das Europa-Aus sollen sie bis dahin abschüttel­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany