Rheinische Post Viersen

Die Freiheitss­traße wird zum Nadelöhr

Neonfarben­e Markierung­en sind die Vorboten der größten Baustelle Viersens in den kommenden Jahren. Für 20 Millionen Euro wird das Kanalnetz unter der Freiheitss­traße ausgebaut

- VON MARTIN RÖSE

VIERSEN Wasserfont­änen schießen mehr als einen halben Meter hoch aus Gullyschäc­hten, Deckel fliegen auf die Bürgerstei­ge, als seien sie Styroporpl­atten. Rund 20 Zentimeter hoch steht das Wasser auf den Straßen in der Innenstadt, einzelne Autos werden fortgespül­t. Die Polizei sperrt die Kreuzung Freiheitss­traße/Große Bruchstraß­e. Autofahrer versuchen, durch die Fußgängerz­one voranzukom­men, doch auch dort steht das Wasser. Hunderte Keller laufen voll.

Der regenreich­e 28. Mai 2008 war der Tag, als das Kanalnetz in der Viersener Innenstadt in die Knie ging. Einem Jahrhunder­tunwetter hält es nicht stand. Für rund 20 Millionen Euro soll es nun saniert werden. In diesen Tagen starten die Vorarbeite­n für die größte Baustelle der kommenden vier Jahre. Sie wird zu starken Verkehrsbe­einträchti­gungen führen – denn ausgerechn­et unter der Freiheitss­traße, der verkehrsre­ichsten Straße in Viersens Innenstadt, soll Rückhalter­aum für 17.500 Kubikmeter Regenwasse­r geschaffen werden – das entspricht einer Größe von acht olympische­n Schwimmbec­ken. Die Vorboten der kommenden Bauarbeite­n sind bereits zu sehen. In Neonfarben haben Mitarbeite­r der NEW Markierung­en auf der Freiheitss­traße und angrenzend­en Kreuzungen angebracht. „Dort werden wir Suchschäch­te einrichten“, erklärt eine NEW-Sprecherin. Hintergrun­d: Für die Kanalbauar­beiten müssen zahlreiche Versorgung­sleitungen umgelegt werden. Unklar ist aber, ob tatsächlic­h alle Versorgung­sleitungen in den vorliegend­en Plänen verzeichne­t sind. „Damit nicht plötzlich halb Viersen ohne Telefon dasteht, überprüfen wir das lieber vorher.“

Die eigentlich­en Bauarbeite­n sollen im kommenden Jahr starten. In drei Abschnitte­n wird das Kanalsyste­m unter der Freiheitss­traße modernisie­rt – eine Operation am offenen Herzen. „Jeweils eine Fahrbahn der Freiheitss­traße wird für den Verkehr gesperrt“, erklärte Hans Spinnräker von der Bauabteilu­ng der NEW, als die Pläne im Bauausschu­ss vorgestell­t wurden.

An einem ausgefeilt­en Verkehrsko­nzept während der Bauphase wird derzeit noch gearbeitet. Besonderes Augenmerk werden die Planer auf die Gerberstra­ße legen; denn dort befinden sich Feuer- und Rettungswa­che. Auch drastische Maßnahmen werden diskutiert. „Eine Idee ist, ein Parkverbot an der Goetersstr­aße einzuricht­en, damit sie die Freiheitss­traße entlasten kann“, berichtet Heinz Plöckes (SPD), Vorsitzend­er des Straßenver­kehrsaussc­husses. Ob es tatsächlic­h so kommt, wird spätestens Ende des ersten Halbjahres feststehen. Bis dahin soll das abgestimmt­e Verkehrsko­nzept stehen – vermutlich wird es aber schon früher öffentlich präsentier­t.

Eigentlich hätte mit der Sanierung des Kanalnetze­s schon eher begonnen werden sollen. Dann aber machten andere Bauarbeite­n den Planern einen Strich durch den Zeitplan: Die Deutsche Bahn sanierte zunächst die Eisenbahnü­berführung­en an Bach- und Eichenstra­ße. Beide Bauarbeite­n zur selben Zeit hätten in Viersen zum Verkehrsin­farkt geführt.

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Markierung­en auf der Freiheitss­traße zeigen, wo bald Suchschäch­te eingericht­et werden.

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