Rheinische Post Viersen

Der dreiste Überraschu­ngscoup des Sören Link

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Wie auch immer man das Vorgehen des Duisburger Oberbürger­meisters Sören Link bewerten will – bemerkensw­ert ist es allemal. Der Sozialdemo­krat will sein Amt vorzeitig niederlege­n und den Weg für Neuwahlen freimachen. Allerdings will er sich wieder um den Chefsessel im Rathaus bewerben. Was steckt dahinter?

Link war im Sommer 2012 von den Bürgern als Nachfolger für den CDU-Politiker Adolf Sauerland gewählt worden, der bei der Loveparade-Katastroph­e höchst unglücklic­h agiert hatte. Die Wahlbeteil­igung war allerdings sehr schwach: Nur 26

2012 schickten die Duisburger Oberbürger­meister Adolf Sauerland in die Wüste. Sein Nachfolger rechnet sich gute Chancen aus, bis zum Jahr 2025 im Amt zu bleiben.

Prozent der wahlberech­tigten Duisburger machten mit.

Vor diesem Hintergrun­d strebt Link, der bis 2018 gewählt wurde, eine vorzeitige Neuwahl am 24. September an. Das ist der Tag der Bundestags­wahl. Durch die Zusammenle­gung sei eine viel höhere Wahlbeteil­igung zu erwarten, sagt er. Zudem werde dadurch auch viel Geld gespart. Die Rede ist von 500.000 Euro. Wie viel es auch immer sein mag – gegen Sparen an sich lässt sich nichts einwenden.

Handelt Sören Link also uneigennüt­zig? Wohl nicht. Denn eigentlich ist er für die Dauer von sechs Jahren gewählt worden. Somit wäre in Duisburg die nächste OB-Wahl erst im kommenden Jahr fällig. So lange will Link aber nicht warten. Gewiss setzt er darauf, dass ihm der Wirbel um den neuen SPD-Vorsitzend­en Martin Schulz zusätzlich­en Auftrieb verschafft. Außerdem nutzt es Link cool aus, dass es für die Opposition­sparteien schwierig wird, so kurzfristi­g einen Gegenkandi­daten aufzubauen, der ihm gefährlich werden könnte. Insofern ist seine Beteuerung, er riskiere im Falle seiner Nicht-Wiederwahl seine Altersvers­orgung, wohl eher eine Nebelkerze. Übrigens soll ihn der Duisburger Parteivors­itzende Ralf Jäger bei seinem Überraschu­ngscoup beraten haben. Wundern täte es nicht: Der NRW-Innenminis­ter ist ein Profi im Umgang mit der Öffentlich­keit.

Um Sören Links Zukunft, sollte er wiedergewä­hlt werden, braucht man sich jedenfalls keine Sorgen mehr zu machen. Denn die darauffolg­ende OB-Wahl findet erst im Jahr 2025 zusammen mit der Stadtratsw­ahl statt. Diese Duisburger Sonderrege­lung ist nach Angaben der zuständige­n Bezirksreg­ierung Düsseldorf rechtens. Sören Link bliebe also für weitere acht Jahre im Amt. Ganz schön dreist, oder? Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

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