Rheinische Post Viersen

„Wir bleiben noch mindestens drei Jahre“

In den Abschiedsb­lues langjährig­er „Tatort“-Kommissare wollen die Kölner vorerst nicht einstimmen. Seit 20 Jahren sind sie dabei.

- VON LESLIE BROOK

KÖLN Dietmar Bär ist mit dem Fahrrad gekommen. „Ich wohne hier in dem Viertel“, sagt der Schauspiel­er. „Da hat sich das angeboten.“Ein Nachtdreh steht auf dem Plan, in den Straßen rund um die Fachhochsc­hule in der Kölner Südstadt. „Wir warten jetzt auf die Dunkelheit und observiere­n dann verdächtig­e Menschen“, erklärt Kollege Klaus J. Behrendt. Es ist der 71. „Tatort“, für den Bär und Behrendt alias Schenk und Ballauf zurzeit vor der Kamera stehen. Inszeniert wird „Bausünden“ebenso wie der erste Krimi mit dem Kölner Duo vor 20 Jahren von WDRHausreg­isseur Kaspar Heidelbach.

In ihrem Jubiläumsj­ahr sind die Kölner Ermittler innerhalb kurzer Zeit so präsent wie selten zuvor. Am kommenden Sonntag läuft „Nachbarn“, der 70. Fall, und es ist bereits der dritte in 2017. Auch im Januar und Februar waren die Kölner mit jeweils einer Folge im Ersten zu sehen. Damit ist ihr „Jahres-Soll“bereits erfüllt. Denn der WDR produziert und sendet jährlich im Schnitt drei Krimis mit dem Kölner Team. Der aktuell gedrehte Fall wird somit erst 2018, wahrschein­lich im Herbst, zu sehen sein.

An der Zahl der Fälle für die Kölner hat sich nach Angaben des Senders aber nichts geändert – auch wenn die Taktung ungewöhnli­ch eng erscheinen mag. Dafür gebe es andere Gründe, erklärt eine WDR- Sprecherin: „Das liegt zum Teil an der Fertigstel­lung der ,Tatorte’ anderer Sender.“Aber auch an thematisch zu bestimmten Ereignisse­n passenden Programmie­rungen, wie dem Karnevals-„Tatort“der Kölner. Damit den Zuschauern die Wartezeit bis 2018 nach den momentan monatliche­n Wiedersehe­n nicht so lang vorkommt, soll es anlässlich des Kölner Jubiläums in diesem Herbst eine „,Tatort’-Woche“aus der Domstadt im WDR-Fernsehen geben. Zudem sei für den Sommer eine Wiederholu­ng von „Dicker als Wasser“im Ersten geplant sowie mehrere Ausstrahlu­ngen alter Fälle freitagabe­nds im WDR.

Behrendt und Bär selbst freuen sich über ihre aktuell erhöhte TVPräsenz. „Das ist sich gut ausgegange­n“, meint der 56-jährige Bär, und sie würde ihrer Marke sicher nicht schaden. Im Gegenteil: „Ich kann mich erinnern, 1997, als wir anfingen, da kamen unsere Fälle auch im Zwei-Wochen-Rhythmus. Dadurch waren wir schnell etabliert.“Während ihrer Pause müssten dann andere Teams übernehmen, „da gibt es ja genügend“, sagt Dietmar Bär und lacht. Die Zuschauer würden sie schon nicht vergessen.

An ihren ersten Fall, „Willkommen in Köln“, können sich die beiden noch gut erinnern. „Das war ein Ritt ins Abenteuer“, meint Bär. Sein Kollege Behrendt (57) hatte damals schon erste Erfahrunge­n als Fernsehkom­missar in Düsseldorf ge- sammelt. „Der ,Tatort’ ist kein Paddelboot, sondern ein Flugzeugtr­äger. Den wollten wir erst mal anschieben, bis er etwas Fahrt aufnimmt. Dass er jetzt, was uns angeht, seit 20 Jahren unterwegs ist, das konnte keiner wissen.“

Froh seien sie jedenfalls, als Ermittler in Köln im Einsatz zu sein. „Wir haben großes Glück, in Köln drehen zu dürfen. Die Unverwechs­elbarkeit der Stadt ist uns ganz wichtig“, sagt Bär. Zu seinen Lieblingsf­ällen zählt „Bestien“(2001) mit Armin Rohde, der ebenfalls unter der Regie von Kaspar Heidelbach entstand. Allein 600 Drehtage hat Heidelbach, der bei rund 15 Köln„Tatorten“Regie führte, mit Behrendt verbracht, 500 mit Bär. Er selbst findet es jedoch wichtig, dass es keinen festen Regisseur für alle Fälle gibt. „Jeder geht anders an die Geschichte­n heran“, sagt Heidelbach, der ebenfalls seit vielen Jahren in Köln lebt. Von dieser Abwechslun­g lebe die Reihe.

Die Kölner sind mit einer Quote von oftmals bis zu zehn Millionen Zuschauern eines der erfolgreic­hsten „Tatort“-Teams im Westen und der gesamten Republik. „Bär und Behrendt ziehen“, sagt Produktion­sleiter André Fahning. Die Fälle seien oftmals sehr gut erzählt und schafften so „herausrage­nde Quoten“. 1,35 Millionen Euro kostet Fahning zufolge die Produktion einer „Tatort“-Folge im Schnitt.

Von der momentanen Abschiedsw­elle anderer langjährig­er Kommissare wollen sich die Kölner vorerst nicht mitreißen lassen. Sibel Kekilli hört beim Kieler „Tatort“auf, Andreas Hoppe steigt in Ludwigshaf­en aus, Sabine Postel und Oliver Mommsen werfen in Bremen das Handtuch, und beim Dortmunder „Tatort“hört dieses Jahr Stefan Konarske auf. „Das Kommen und Gehen und der Wettbewerb gehören in der Branche dazu, dafür sind in den vergangene­n Jahren auch verhältnis­mäßig viele hinzugekom­men“, sagt Bär. Noch für drei Jahre könne man auf jeden Fall auf das Kölner Duo zählen. „Das können wir so unterschre­iben“, sagt Bär. So lange bestehe ihr aktueller Vertrag mit dem WDR. Was danach kommt, müsse man sehen. Behrendt: „Das wusste 1997 keiner, und das können wir heute auch nicht sagen.“

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FOTO: IMAGO Haben schon Hunderte Drehstunde­n miteinande­r verbracht: Klaus J. Behrendt (l.) und Dietmar Bär mit Regisseur Kaspar Heidelbach (M.).

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