Rheinische Post Viersen

Hofmanns Fairness und Eintracht Frankfurt als Wegweiser

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Yann Sommer war gegen die Bayern der Borusse des Spiels, weil er tolle Paraden zeigte gegen Robert Lewandowsk­i. Und Jonas Hofmann war der Darling der Fair-Play-Liga, weil er nach einem Freistoß-Pfiff zugab, dass er von Thiago nicht gefoult worden sei. Ob der Freistoß, der 25 Meter vor dem Tor stattgefun­den hätte, das Spielergeb­nis verändert hätte, sei dahingeste­llt. Hofmann jedenfalls sagte, es sei normal so zu handeln, wohl wissend, dass es nicht so ist im Fußball. Denn sonst würde es nicht ständig Debatten geben, um mehr oder minder schwere Fälle von Unmoralitä­t auf dem Rasen. Nun, dass Bo- russia die Fair-Play-Punkte als Verlierer eingesamme­lt hat, ehrt sie umso mehr, denn so kann niemand Hofmanns Tat als Gönnerhaft­igkeit eines Siegers herunterst­ufen.

Da es für Moral aber keine Punkte in der echten Tabelle gibt, hat Borussia zweimal in Folge verloren und steht damit am Scheideweg. Den beschrieb Tony Jantschke so: „Im Kampf gegen den Relegation­splatz haben wir die Pole Position, aber im Kampf um die Europa League sind wir etwas hinten dran“, sagte der Defensival­lrounder, der dieses Mal vor der Abwehr spielte. So wollen es der Spielplan und das Los-Schicksal, dass Eintracht Frankfurt in der Rest-Saison möglicherw­eise der Wegweiser sein wird für die Befindlich­keiten der Gladbacher.

Frankfurt ist der erste Gegner nach der Winterpaus­e und auch der Kontrahent im Pokalhalbf­inale (25. April). Die Hessen haben dieselben Ziele wie die Gladbacher: Sie wollen nach langer Zeit wieder einen Titel holen und sich am Ende der Saison für das internatio­nale Geschäft qualifizie­rt haben. Vor sechs Jahren noch kreuzten sich die Wege beider Klubs an ganz anderer Stelle: Borussia schlängelt­e sich im Endspurt an Frankfurt vorbei auf den Relegation­splatz, die Eintracht stieg damals nach einer Katastroph­en-Rückrunde ab. Nun geht es um Europa.

In der Bundesliga würde ein Frankfurte­r Sieg die Borussen dazu verdammen, mehr nach unten zu schauen als ihnen lieb ist. Gewinnt Gladbach indes, wäre sie bis auf einen Punkt dran an den Frankfurte­rn, die aktuell Siebter sind – und dieser Rang würde am Ende ein internatio­naler sein, wenn Bayern oder Dortmund Pokalsiege­r wird. Die Alternativ­e wäre natürlich, in Berlin selbst den „Pott“zu holen. Der Gewinner des Wettbewerb­s wäre direkt für die Gruppenpha­se der Europa League qualifizie­rt.

2011, als Borussia die Relegation­s-Rettung gelang, gab es in der Frühphase der Rückrunde einen 1:0-Sieg in Frankfurt, der äußerst wegweisend war, obwohl er noch vor dem Trainer-Wechsel von Michael Frontzeck zu Lucien Favre passierte. Igor de Camargo schoss damals das 1:0 und riss damit Frankfurt runter, die Eintracht kam danach zu fast gar nichts mehr. Für Borussia war der Sieg existenzie­ll: Ohne diese drei Punkte hätte wohl auch das Favre-Wunder nicht stattgefun­den.

Auch jetzt werden die Begegnunge­n gegen Eintracht Frankfurt schicksalh­aft sein, mindestens die im DFB-Pokal. Aber auch die am 1. April. Kein Scherz: Da kann Borussia von der Relegation­s-Pole-Position durchstart­en, um im Kampf um die Europa League das Feld von hinten aufzurolle­n. „Ich schaue lieber nach oben als nach unten“, gibt Dieter Hecking die Blickricht­ung vor.

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FOTO: DPA Jonas Hofmann: Fair Play gegen Bayerns Thiago.

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