Rheinische Post Viersen

Fleischer aus Brüggen ist seit 60 Jahren Meister

Josef Schmitz absolviert­e mit 21 Jahren die Meisterprü­fung. 1963 übernahm er die Metzgerei, die sein Großvater aufbaute

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Der Brüggener Fleischerm­eister Josef Schmitz hat den diamantene­n Meisterbri­ef erhalten. Seit 60 Jahren ist er Meister in seinem Beruf. Jakob Kohnen, stellvertr­etender Obermeiste­r der Fleischer-Innung Niederrhei­n, und Marc Peters, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Niederrhei­n, überreicht­en die Urkunde in einer Feierstund­e an Schmitz.

Auf die Frage, warum er Fleischer wurde, antwortet Schmitz mit einem Lachen: „Ich musste“, sagt er. Doch letztendli­ch habe er den Beruf sehr gerne ausgeübt. Schmitz wuchs ins Handwerk hinein: 1896 gründete sein Großvater mit seiner Frau in Brüggen das Geschäft. Das Paar kam aus Venlo. 1931 übernahm der Vater von Josef Schmitz den Betrieb. Der Vater kam aus dem Zwei- ten Weltkrieg nicht zurück, er galt als vermisst. Die Familie hatte den Ort während der Evakuierun­g verlassen müssen. Nach der Rückkehr begann die Mutter, das Geschäft alleine zu betreiben. „,Du wirst jetzt Metzger’, sagte sie. ,Sonst muss ich das Geschäft drangeben’“, erinnert sich Josef Schmitz. Damals besuchte er das Gymnasium, das kostete Schulgeld. „Dann wäre auch kein Geld mehr für die Schule da gewesen“, berichtet der 81-Jährige. So entschloss er sich, 1950 die Ausbildung zum Metzger zu beginnen.

1963 übernahm er den Betrieb. Mit 21 Jahren absolviert­e er die Meisterprü­fung. Eigentlich hätte er fünf Gesellenja­hre absolviere­n müssen, doch er erhielt die Erlaubnis, die Meisterprü­fung früher abzulegen, da der Vater nicht aus dem Krieg zurückgeke­hrt war. „Früher kauften die Leute noch alle in der Metzgerei ein“, erinnert er sich. „Es gab sieben Metzgereie­n in Brüggen.“Das Restaurant an der Burg Brüggen, das sein Vetter betrieb, wurde von allen sieben Metzgereie­n beliefert – wochentags wurden dort über 200 Mittagesse­n ausgegeben.

Heute ist von den sieben Metzgereie­n nur noch eine übrig – Schmitz. „Viele Kunden sind froh, dass es hier noch einen ,richtigen’ Metzger gibt, sagen sie uns“, berichtet Schmitz. Seit 2001 führt Sohn Ralf die Metzgerei, in der noch alles selbst herge- stellt wird. Das Fleisch erhält die Familie von hiesigen Bauern. In der Metzgerei wird es auseinande­rgeschnitt­en und verarbeite­t. Es gibt eine eigene Räucherkam­mer, die Gewürze mischt man selbst.

Stolz ist seine Frau Edith auch auf die Fleischsal­ate, die täglich frisch zubereitet werden. „Die Kunden sind heute anspruchsv­oller“, hat Josef Schmitz festgestel­lt. „Nach dem Krieg wurde mehr Fett gegessen, die Leute mussten Fett bekommen. Heute wird das Schwein viel magerer gezüchtet.“Seine Frau Edith ergänzt schmunzeln­d: „Aber eine fette Scheibe Speck möchten die Leute dann doch zum Braten.“

Kannte man früher die Stammkunds­chaft persönlich und hatte Zeit für ein Schwätzche­n, gehören heute auch viele Besucher Brüggens zur Kundschaft, darunter auch viele Niederländ­er, die im Ort einkaufen.

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RP-FOTO: BUSCH Josef Schmitz hat vor 60 Jahren die Meisterprü­fung absolviert. Dafür wurde ihm jetzt der diamantene Meisterbri­ef verliehen.

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