Rheinische Post Viersen

Explosion zerstört Wohnhaus

Die Polizei hat einen Mieter des Dortmunder Hauses vorläufig festgenomm­en. Es geht um versuchten Mord. Der 48-Jährige soll die Detonation vorsätzlic­h verursacht haben. Die Suche nach einer vermissten Bewohnerin blieb bis zum Abend erfolglos.

- VON WOLFGANG DAHLMANN UND FELIX GUTH

DORTMUND Eine bange Frage stellt sich nach stundenlan­ger Suche in den Trümmern eines Dortmunder Mietshause­s: Liegt noch eine Frau in den Resten des fast komplett zerstörten Gebäudes? Zu einem verschütte­ten Zimmer können sich die Retter bis gestern Abend nicht vorarbeite­n. Am Nachmittag wird das Handy der Vermissten geortet, die Feuerwehr muss aber die Suche vorerst einstellen. Die Einsturzge­fahr ist zu groß. Das Technische Hilfswerk muss die Hauswände abstützen.

Das Drama beginnt um 8.45 Uhr. Eine ohrenbetäu­bende Explosion reißt eine Lücke in die alte Hausreihe in der Dortmunder Teutonenst­raße. Schwere Trümmertei­le fliegen durch die Luft, prasseln auf die Straße, auf Autos und in den Hinterhof. Die oberen Stockwerke des Hauses im ehemaligen Stahlwerks­Vorort Hörde sind weggerisse­n. „Vorder- und Rückseite wurden herausgebr­ochen“, sagt Einsatzlei­ter Dirk Klüh. Dass hier nicht mehr als zwei Personen verletzt worden sind, schätzen am Ende alle Beteiligte­n als großes Glück ein. Nachbarn berichten von den Schulkinde­rn, die jeden Morgen die Straße durchquere­n. Andere hatten gerade das Haus verlassen – oder waren kurz davor.

Aus dem noch intakten Erdgeschos­s rettet sich ein Mann ins Freie. Ein Paar bekommt auf der Straße die Druckwelle zu spüren. Die Frau wird leicht verletzt ins Krankenhau­s gebracht. Wenig später bergen Feuerwehrl­eute einen Bewohner schwer verletzt aus den Trümmern. Der Mann trägt schwere Brandwunde­n davon.

Es dauert nicht lange, bis ein erster Hinweis auf mögliche Hintergrün­de die Runde macht. In einer Wohnung habe ein Mann gelebt, der seit Jahren psychisch auffällig gewesen sein soll und den Nachbarn mehrfach gedroht habe. Eine Nachbarin sagt: „Das war definitiv kein Unglück.“Der Wohnungsmi­eter, der nach der Explosion als Erster mit schweren Verbrennun­gen von der Feuerwehr aus dem Haus geholt worden war, habe dabei mit derben Worten die erschrocke­nen Nach- barn verhöhnt. Später dann nimmt die Polizei einen Mieter des Hauses fest. Es geht um versuchten Mord. Der 48-Jährige, der selbst schwer verletzt wurde, steht im Verdacht, die Explosion vorsätzlic­h verursacht zu haben. Angaben, wie er die Detonation ausgelöst haben soll, machen die Ermittler zunächst nicht.

Auf der Suche nach der vermissten Frau durchkämmt die Feuerwehr die Reste des einsturzge­fährdeten Hauses. „Wir kommen aber nur langsam voran. Einige Räume sind verschütte­t“, sagt Feuerwehrs­precher André Lüddecke. Mit den Händen räumen Feuerwehrl­eute vorsichtig Ziegelstei­n um Ziegelstei­n zur Seite. Ein Suchhund klettert über die Trümmer, um Verschütte­te aufzuspüre­n.

Von einem Kran aus inspiziere­n Feuerwehrm­änner das eingestürz­te Gebäude von oben. Auch eine Drohne mit Wärmebildk­amera wird eingesetzt. Mit einem Horchgerät versuchen die Retter, Klopfgeräu­sche wahrzunehm­en – ohne Erfolg. Statiker prüfen die Nachbarhäu­ser auf Einsturzge­fahr. Ihre Bewohner werden von der Feuerwehr vorsorglic­h in Sicherheit gebracht.

Explosione­n, meist durch Gas verursacht, haben immer wieder Opfer gefordert. Die nahezu vollständi­ge Zerstörung eines Wohnhauses durch eine Explosion ist laut Feuerwehr aber ein sehr seltenes Ereignis. „Es ist und bleibt ein extremer Einzelfall“, sagt Carsten-Michael Pix, Referent des Deutschen Feuerwehrv­erbandes.

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FOTO: DPA Die oberen Stockwerke des Hauses in Dortmund wurden vollständi­g zerstört.

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