Rheinische Post Viersen

Gabriel kritisiert US-Protektion­ismus

Auslöser ist der Stahlstrei­t um Salzgitter und Dillinger Hütte.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

BERLIN Im Streit um ein Anti-Dumpingver­fahren der US-Regierung gegen zwei deutsche Stahlunter­nehmen hat Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) scharfe Kritik an der amerikanis­chen Administra­tion geübt. „So wie es jetzt steht, sendet die US-Regierung damit das Signal, dass sie bereit ist, amerikanis­che Unternehme­n zu bevorzugen, auch wenn das internatio­nalem Recht widerspric­ht“, sagte der Minister unserer Redaktion. „Das ist Protektion­ismus. Das werden wir Europäer uns nicht bieten lassen.“

Die US-Regierung hatte gegen ausländisc­he Stahlherst­eller, darunter die Firmen Salzgitter und Dillinger Hütte, Strafzölle angekündig­t. Die US-Regierung hält es für erwiesen, dass die Firmen sich mit Dumping-Preisen auf dem US-Markt Vorteile verschafft haben. Dies erlaube Strafzölle zwischen 3,6 bis 148,2 Prozent.

„Wir müssen alles dafür tun, dass sich diese unfairen Praktiken und buchhalter­ischen Tricks zu Lasten unserer hervorrage­nd aufgestell­ten Stahlindus­trie nicht fortsetzen“, warnte Gabriel. Europa stehe für fairen und freien Handel. „Wir werden uns politisch dafür einsetzen, dass sich die US-Regierung an internatio­nales Handelsrec­ht hält.“Die Unternehme­n könnten jetzt den Rechtsweg beschreite­n. Die zuständige EUKommissa­rin, Cecilia Malmström, werde prüfen, ob sie Klage bei der Welthandel­sorganisat­ion erhebt. „Ich kann diese Prüfung nur unterstütz­en“, sagte Gabriel.

US-Präsident Donald Trump will zudem sämtliche Handelsbez­iehungen zu den USA auf Vergehen und Ungleichge­wichte untersuche­n lassen. Ein entspreche­ndes Dekret wurde noch gestern unterzeich­net.

Gabriel erklärte dazu, die Europäer würden geschlosse­n und gemeinsam vorgehen: „Auf den Wunsch der USA, von Fall zu Fall bilateral zu ver- handeln, werden wir uns nicht einlassen. Wir lassen es nicht zu, dass die Position der Europäisch­en Union dadurch geschwächt wird“, sagte Gabriel. Die Bundesregi­erung habe allen internatio­nalen Partnern ganz klar signalisie­rt, dass für Handelsund Wettbewerb­sfragen die EUKommissi­on zuständig sei. „Die in den USA laufenden Verfahren betreffen ja auch Unternehme­n aus Österreich, Belgien und Italien. In diesem Verbund mit allen europäisch­en Staaten können wir Deutschlan­ds Interessen besser vertreten. Sie dürfen nicht vergessen, dass wir aus einer Position der Stärke verhandeln.“In der weltweiten Stahlprodu­ktion stehe die EU weltweit an zweiter Stelle nach China, gleichzeit­ig repräsenti­ere man einen Markt von über 500 Millionen Menschen. „Das wissen die Amerikaner nur zu gut.“ Das komplette Interview mit dem Bundesauße­nminister lesen Sie am Montag im Wirtschaft­steil der Rheinische­n Post.

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