Rheinische Post Viersen

Warum Geldabhebe­n Geld kostet

Einzelne Sparkassen und Volksbanke­n verlangen von ihren Kunden Gebühren, wenn diese Bargeld abheben. Damit finanziere­n sie unter anderem ihre Infrastruk­tur. Auch sollen Kunden so zum bargeldlos­en Zahlen erzogen werden.

-

FRANKFURT (bsc/mar/tsp) Kostenfrei Bargeld abheben, also an das eigene Geld auf dem Girokonto gelangen, das gehörte bisher zu den als selbstvers­tändlich angesehene­n Dienstleis­tungen vieler Banken. Zumindest mancherort­s ist damit nun Schluss: Vereinzelt­e Geldhäuser, allen voran Sparkassen und Genossensc­haftsbanke­n, verlangen mittlerwei­le auch von ihren eigenen Kunden Gebühren für Abhebungen am Automaten.

Das Finanzport­al Biallo listet 20 Sparkassen, die für jede Barabhebun­g ihrer Kunden an Geldautoma­ten der Sparkassen­gruppe eine Gebühr berechnen, unter anderem die Sparkasse Haan. Eine Umfrage unserer Redaktion zeigte, dass auch die Sparkasse Krefeld in Teilen zu diesem Modell übergegang­en ist: Kunden, die ein Privat-Girokonto der Variante „S-Flex“führen, zahlen dort für jede Abbuchung am Geldautoma­ten 35 Cent. Bei 23 weiteren Sparkassen ist die Zahl der kostenfrei­en Abhebungen begrenzt, er- klärt Biallo. Auch einzelne Volksbanke­n nehmen inzwischen Gebühren, laut „Badischer Zeitung“etwa die Volksbank Lahr oder die VR-Bank Schopfheim-Maulburg. Bei den meisten anderen Kreditinst­ituten, etwa der Stadtspark­asse Mönchengla­dbach, der Commerzban­k, der Deutschen Bank oder der Volksbank Kleverland, ist der Service weiter kostenlos.

Sparkassen und Volksbanke­n verweisen darauf, dass es auf das Kontomodel­l ankomme. Immerhin, das erklärt der Bundesverb­and Volksund Raiffeisen­banken (BVR), müsse die Bank bei der Abhebung anzeigen, dass diese ein Entgelt koste. Wenn sie das unterlasse, könne der Kunde Klage erheben. Bisher aber hätten die Kunden Verständni­s dafür gezeigt, dass die Institute generell ihre Gebühren „anpassen“müssten, hatte BVR-Präsident Uwe Fröhlich Mitte März noch gesagt.

Einige Banken jedoch ziehen die Schrauben weiter an: Sie vermeiden zwar, ihren Kunden direkt die Straf- zinsen der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) weiterzuge­ben. Doch dafür werden kaum noch kostenlose Girokonten angeboten. Gerade kleine Banken klagen gegen die lockere Geldpoliti­k der EZB, die dazu führt, dass das bisher so einträglic­he Zinsgeschä­ft weniger Gewinn abwirft. Dienstleis­tungen, für die vor etwa zwei Jahrzehnte­n die Gebühren aus Wettbewerb­sgründen abgeschaff­t wurden wie etwa bei der Bargeldver­sorgung, werden nun wieder überprüft. Denn dieser Service verursacht nicht nur wegen der EZB Kosten. Die Infrastruk­tur muss bezahlt werden: Geldautoma­ten müssen aufgestell­t, gewartet und bewacht werden – jeder einzelne Automat kostet eine Bank nach Schätzung von Experten zwischen 5000 und 10.000 Euro pro Jahr. Deshalb haben die Banken ein Interesse daran, dass ihre Kunden sich nicht zu häufig und nicht mit zu kleinen Beträgen am Automaten mit Geld versorgen. „Die Banken wollen ihre Kunden erziehen, mehr mit Karte zu bezahlen“, vermutet Josefine Lietzau vom Verbrauche­rportal Finanztip. Bei einzelnen Banken wie etwa der DKBBank wird ein Mindestbet­rag vorgeschri­eben, damit man weiter kostenlos an Bargeld kommt. N26, eine Smartphone-Bank mit kostenlose­m Konto, hatte im vergangene­n Jahr 500 Kunden gekündigt, weil sie zu oft zum Automaten gegangen waren.

Wer trotzdem lieber bar und ohne weitere Gebühren bezahlen möchte, dem bleiben verschiede­ne Möglichkei­ten: Zum einen sollten Kunden bei ihrer Bank nachfragen, welches Kontomodel­l am besten geeignet ist. Außerdem bieten viele Supermärkt­e oder Tankstelle­n inzwischen kostenlose Barabhebun­gen an, sobald man etwa für mehr als 20 Euro einkauft. Klaus Müller, Vorstand des Bundesverb­andes Verbrauche­rzentrale, fordert in jedem Fall Fairness und Transparen­z: „Dass Konten auch etwas kosten, ist in Ordnung. Aber wir fordern von der Politik und den Banken, die Verbrauche­r vor Willkür beim Abheben zu schützen.“

 ?? FOTO: IMAGO ?? Das Sparkassen-Logo
FOTO: IMAGO Das Sparkassen-Logo

Newspapers in German

Newspapers from Germany