Fachkräfte an der Belastungsgrenze
Der demografische Wandel trägt dazu bei, dass Pflegepersonal fast überall dringend gesucht wird.
(tmn) In den Pflegeberufen fehlt Personal. Die Folge sind Beschäftigte, die mitunter über die eigene Belastungsgrenze hinaus arbeiten. Für Schüler kann eine Ausbildung trotzdem attraktiv sein.
Der Fachkräftemangel in der Pflege ist kein neues Phänomen, sagt Prof. Gertrud Hundenborn vom Deutschen Institut für angewandte Pflegeforschung. „Aber er zeigt sich angesichts des demografischen Wandels in einer ganz anderen Schärfe.“Weil die Deutschen immer älter werden und damit der Bedarf an Pflegekräften tendenziell steigt, nehmen die Probleme zu. Zahlen der Bundesagentur für Arbeit bestätigen das. So heißt es in deren Fachkräfteengpassanalyse vom Dezember 2016 etwa für die Altenpflege: „Der Fachkräftemangel in der Altenpflege zeigt sich ausnahmslos in allen Bundesländern. In keinem Bundesland stehen rechnerisch ausreichend arbeitslose Bewerber zur Verfügung, um damit die der Bundesagentur für Arbeit gemeldeten Stellen zu besetzen.“
Auch Friedhelm Fiedler vom Arbeitgeberverband Pflege sieht einen Fachkräftemangel. Laut ihm fehlen allein in der Al- tenpflege 30.000 Fachkräfte. Das habe aber nichts damit zu tun, dass niemand in die Pflege wolle. Die Auszubildendenzahlen in der Altenpflege stiegen seit ein paar Jahren an.
Die Lage wird sich in Zukunft voraussichtlich noch verschärfen. Das Bundesinstitut für Berufsbildung geht davon aus, dass bis 2035 etwa 270.000 Beschäftigte in der Pflege fehlen.
Für das Pflegepersonal hat das im Arbeitsalltag derzeit schon jetzt die Folge, dass es stark überlastet sind. Mitarbeiter hätten seit geraumer Zeit Probleme, die Schichten mit Fachkräften zu besetzen, gibt Andrea Kiefer vom Deutschen Bundesverband für Pflegeberufe ein Beispiel. Zum Teil müssten Kollegen aus dem Urlaub zurückgeholt werden, um Engpässe zu überbrücken. „Wir sind am Limit“, sagt sie.
Die gute Nachricht für Jugendliche ist, dass sie im Pflegebereich gesucht sind. „Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind in der Altenund Krankenpflege gut“, sagt Kiefer. Etwas anders sehe es in der Kinderkrankenpflege aus. Dort gebe es vielerorts nach wie vor mehr Bewerber als Ausbildungsplätze.
Bisher gibt es in der Pflege die drei Ausbildungsberufe Kinderkrankenpflege, Krankenpflege und Altenpflege. Eine Reform sieht vor, dass die drei Ausbildungswege vereinheitlicht werden – künftig soll es eine gemeinsame Pflegeausbildung geben. Das hätte zum Beispiel den Vorteil, dass man zwischen den verschiedenen Pflegeberufen leichter wechseln könnte. Das Kabinett hat vor einem Jahr ein Gesetz dazu beschlossen. Eine Verabschiedung im Parlament war dann aber nicht zustande gekommen. Derzeit gibt es weitere Beratungen.