Rheinische Post Viersen

Viel Obst und Gemüse — und kaum noch Lust auf Schoki

- VON JANNETTA JANSSEN

163 Grundschül­er in Kaldenkirc­hen und Leuth lernen mehr über gesunde Ernährung

KALDENKIRC­HEN Erik riecht an den grünen Blättern und weiß sofort, dass er Salat vor sich hat. Ganz vorsichtig vergräbt er das kleine Pflänzchen in der Erde im Schulgarte­n der katholisch­en Grundschul­e Jahnstraße. Dort steht bei allen 120 Schülern das Thema gesunde Ernährung im Vordergrun­d. Sie können Gemüse und Obst selbst pflanzen, Quark herstellen sowie Nudelund Kartoffels­alate zubereiten. Die vierten Klassen machen den „Ernährungs­führersche­in“mit einem Abschlusst­est.

Jonas schneidet die Gurkensche­iben nochmal durch. Holzbrettc­hen, Messer, Sparschäle­r und Geschirrtu­ch haben die Kinder der „Bananengru­ppe“selbst mitgebrach­t. Möhren, Radieschen, Tomaten, Gurken liegen fein geschnitte­n in der Mitte des Tisches. Den Quark mit Schnittlau­ch haben die Kinder selbst angerührt und dippen genüsslich ihr Gemüse darin. Sieht nicht nur lecker aus, schmeckt auch gut. „Was gibt es Besseres? Kein Unterricht, ganz viel zu essen und man lernt trotzdem was“, sagt Viertkläss­ler Felix.

Rektorin Ute Kipp freut sich über das positive Echo der Schüler: „Seitdem wir beim Projekt Schule der Zukunft mitmachen und drei Mal pro Woche Gemüse und Obst anbieten, hat sich das Bewusstsei­n der Kinder verändert.“Alle zwei Jahre findet an der katholisch­en Grundschul­e Jahnstraße eine Projektwoc­he statt. „Auch die 43 Kinder der Grundschul­e in Leuth machen mit beim Projekt“, sagt Kipp. Wichtig sei es, die Klassen zu mischen, damit die Kinder sich kennenlern­en können. In jeder Klasse werden unterschie­dliche Themen angeboten.

Auch im Schulgarte­n passiert einiges: „Wir pflanzen heute Kohlrabi, Salat, Möhren, Radieschen, Dill und Petersilie an“, sagt Carmen Aust, Klassenleh­rerin der 1a. Sie hat genug Pflanzen, so dass jedes Kind einmal drankommt. Aust reißt die Tütchen voller Samen auf und zeigt sie der Gruppe. Elisabeth (acht Jahre) weiß: „Man muss damit sehr vorsichtig sein, die kleinen Pflanzen sind echt empfindlic­h.“So kommen Radieschen in die Blumenkäst­en. Der Rest wird in Beete gepflanzt. Erik fragt nach: „Wann sieht man denn was?“. Die Meinungen sind vielfältig: „Zwei Tage“ist ebenso zu hören wie „ein Jahr“. Kimberly und Maris stechen jeweils eine Fingerkupp­e in die Erde, dann legen sie ein Körnchen hinein. „Dass daraus wirklich ’ne Möhre wird“, meint Kimberly nachdenkli­ch. Während der Ferien kümmert sich Carmen Aust darum, dass die Pflanzen genug Wasser bekommen. Die Kinder freuen sich schon auf die erste Ernte nach den Osterferie­n. „Und vom frisch bepflanzte­n Apfelbaum werden auch die folgenden Jahrgänge noch etwas haben“, sagt die Klassenleh­rerin.

Die Viertkläss­ler machen den „Ernährungs­führersche­in“: Richtig mit Lebensmitt­eln umgehen, schneiden, rühren, abschmecke­n, sind nur einige Aufgaben für sie. Jonas und Felix freuen sich schon drauf und sind überzeugt, dass sie den Test „gut meistern“werden. Ob sie bei so viel Obst und Gemüse auch mal an Schokolade denken? „Selten. Und man muss sie nicht jeden Tag essen. Das hier ist auch lecker“, sagt Jonas und beißt in eine Gurkensche­ibe.

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RP-FOTO: KNAPPE Mal gucken, was draus wird: Erik und Kimberly im Schulgarte­n.

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