Rheinische Post Viersen

Borussia will einen Fuß in der Tür haben

Mit dem 1:0 gegen Hertha geht der Trend bei Gladbach nach oben. Die Defensive steht, das ist gerade in der Schlusspha­se einer Saison wichtig. Ein wichtiges Element ist Andreas Christense­n. Den wollen die Borussen am liebsten kaufen.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Folgt man der These, dass der Angriff zwar Spiele gewinnt, die Abwehr jedoch Meistersch­aften und bricht dies auf Borussia herunter, bei der es in der Endphase zwar nicht um die Meistersch­aft, wohl aber um eine noch mögliche Europa-Platzierun­g geht, dann darf man sagen: Gladbachs Status quo lässt hoffen. 180 Minuten sind nach der Länderspie­lpause vergangen und das Hecking-Team ist noch ohne Gegentor. 0:0 in Frankfurt, 1:0 gegen Hertha BSC. Der Trend stimmt. Borussia pirscht sich an die Europa-Ränge heran.

Torwart Yann Sommer ist derzeit ein unüberwind­bares Hindernis für die Gegner (sogar bei Elfmetern), auch gegen Hertha hielt er die Null fest, als die Abwehrkoll­egen nachlässig waren. Das kam aber nach der Pause kaum noch vor – und die meisten der Defensivkr­äfte sammelten dann auch Bestnoten ein. Andreas Christense­n brachte die beste Passquote der Liga auf den Rasen. Was den 20-Jährigen angeht, hat Sportdirek­tor Max Eberl angekündig­t, um seinen Verbleib zu kämpfen. Er macht wohl ernst. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat Borussia dem FC Chelsea, von dem Christense­n ausgeliehe­n ist bis Saisonende, ein Angebot vorgelegt, um den Verteidige­r zu erwerben. Das Modell, wie das gehen kann, wurde durchexerz­iert bei Thorgan Hazard. Bei ihm hat Chelsea ein Rückkaufre­cht. Borussia will eine Fuß in der Tür haben. bei Christense­n, wenn etwas geht.

Neben ihm spielten gegen Berlin auch die Kollegen gut. Nico Elvedi, der Tony Jantschke hinten rechts vertrat, gewann 21 von 29 Zweikämpfe­n und Jannik Vestergaar­d hat laut dem Statistik-Portal Opta zwölfmal entscheide­nd geklärt. Der Kicker beförderte Oscar Wendt in die „Elf des Tages“. Dass es trotzdem wacklig war gegen Hertha, lag dann auch mehr an der Offensive, die einige sehr gute Gelegenhei­ten, das Spiel frühzeitig zu entscheide­n, ungenutzt ließ. Das nahm auch Trainer Dieter Hecking zur Kenntnis, der derlei Wissensgew­inn abspeicher­n wird, um die nötigen Schlüsse zu ziehen bei der Neu-Planung des Kaders für die nächste Saison. Dass da ein Mittelstür­mer der klassische­n Prägung, einer aus der Kategorie Knipser, auf der Agenda steht, ist zu vermuten.

Hecking und Eberl werden auch beraten, welche der 2018 auslaufend­en Verträge zeitnah verlängert werden sollen. Der von Ibo Traoré auf jeden Fall, das hat Eberl im Gespräch mit unserer Redaktion gesagt. Die Rückkehr des Flügelstür­mers ist einer der schönen Nebeneffek­te des Hertha-Spiels. 15 Minuten spielte er gegen seinen Ex-Verein aus Berlin noch mit und war gefühlt der zweitumjub­eltste Spieler nach dem Torschütze­n Laszlo Bénes. Mit Traoré hat Hecking eine für ihn ganz neue Option im Kader – möglich, dass er sie in Köln sogar für die Startelf zieht. „Klar, ich habe richtig Lust auf das Derby“, sagte Traoré.

Ob Tony Jantschke und Fabian Johnson, die wie Traoré wohl zu denen gehören, mit denen Eberl bald über die Ausweitung ihrer Arbeitspap­iere sprechen wird, dann auch wieder bereit sind, wird sich bis heute Nachmittag, wenn es gen Köln geht, erweisen. Beide waren gestern noch nicht zurück auf dem Trainingsp­latz und sind somit fraglich für morgen. Doch Hecking hat zwei weitere, sehr erfahrene Männer wieder zur Verfügung: Tobias Strobl hat seine Sperre, die er sich durch die Ampelkarte in Frankfurt einhandelt­e, abgesessen. Der ExKölner könnte einen der beiden Jung-Sechser vom Mittwoch, Bénes oder Mo Dahoud, ablösen.

Der, der ganz sicher zurückkehr­en wird, ist Raffael, der Maestro. Die Zwillinge sind auf der Welt, weswegen der Brasiliane­r gestern mit einem äußerst zufriedene­n Gesichtsau­sruck zurückkehr­te in den Arbeitsall­tag. Da es bei Fußballern üblich ist, dass sie dem just geborenen Nachwuchs gern mal ein Tor widmen, müsste er, so er das für Samstag vor hat, am besten doppelt treffen, denn ganz sicher will er keines seiner beiden Mädchen benachteil­igen.

Das würde dann auch den Borussen helfen, denn die haben sich vorgenomme­n, das Derby zu gewinnen. „Sie haben das Hinspiel bei uns gewonnen, jetzt wollen wir im Rückspiel die Punkte holen“, kündigte Traoré an. Setzen die Borussen das Vorhaben in die Tat um, hätten sie endgültig wieder einen Fuß in der Tür nach Europa.

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FOTO: IMAGO Andreas Christense­n ist erst 20, doch das merkt man ihm nicht an. Borussia will das dänische Talent möglichst behalten.
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FOTO: INSTAGRAM Raffael mit Familie.

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