Trumps Schatten-Minister
Jared Kushner gilt mittlerweile als engster außenpolitischer Berater seines Schwiegervaters – US-Präsident Donald Trump.
WASHINGTON In der Regierung Donald Trumps ist er das Mädchen für alles. Jared Kushner soll zwischen Israelis und Palästinensern vermitteln, das schwierige Verhältnis zu China und Mexiko regeln, den Beamtenapparat auf Effizienz trimmen, die medizinische Betreuung von Kriegsveteranen verbessern, die amerikanische Drogenepidemie bekämpfen und sich nebenbei eines noch zu schnürenden Milliardenpakets zur Modernisierung der maroden Infrastruktur annehmen.
Welche Rolle der 36-Jährige spielt, hat das Magazin „New York“bereits vor Wochen in schönster Zuspitzung deutlich gemacht. „President in-law“war auf dem Titelblatt zu lesen, was sich wörtlich schlecht übersetzen lässt, aber bedeutet, dass der Schwiegersohn eine Art Co-Präsident ist.
Kushner flog neulich sogar nach Bagdad, um den Stabschef der Streitkräfte zu begleiten. Als die Administration nach dem Raketenschlag gegen Syrien ein Foto freigab, das Trump im Nobelclub Mar-aLago in der Runde seines Küchenkabinetts zeigte, sah man Kushner sehr zentral am Beratungstisch, in sehr souveräner Pose. Botschafter haben ihn als eine Art Schatten-Außenminister kennengelernt, und als Trump seinen Schwiegersohn zum Nahostvermittler ernannte, tat er es mit charakteristischem Hang zur Prahlerei. „Wenn es dir nicht gelingt, Frieden zu stiften, dann wird es keinem gelingen.“
Nun ist es nicht so, dass sich das Weiße Haus damit von Grund auf neu erfindet. Wer dort residiert, bringt oft enge Ratgeber mit. Bei Barack Obama war es Valerie Jarrett, die bestens vernetzte Familienfreundin aus Chicago. John F. Kennedy machte seinen Bruder Robert zum Justizminister, was ihm den Vorwurf der Vetternwirtschaft eintrug, aber nichts daran änderte, dass Robert seine rechte Hand war, vor allem in brenzligen Phasen wie der Kubakrise des Jahres 1962.
Wenn nicht alles täuscht, ist Jared Kushner Trumps Valerie Jarrett, Trumps Robert Kennedy. Er habe seine Emotionen im Griff, während sein Schwiegervater zu Wutausbrüchen neige, berichten Insider. Trump brauche ihn als eine Art Beruhigungspille. Gern wird auch gestreut, dass er politisch mäßigend wirkt, was sich aus unabhängiger Quelle schlecht nachprüfen lässt. Was Außenstehenden allerdings ins Auge fällt, sind die Kontraste. Trump liebt die große Show, Kushner ist zurückhaltend, ja medienscheu.
Dabei gibt es eine Schlüsselerfahrung, die beide – jenseits familiärer Bande – verbindet. So wie der junge Trump einst nach Manhattan strebte, heraus aus dem damals eher spießigen Brooklyn, wo sein Vater langweilige Mietshäuser baute, zog es auch den jungen Kushner auf die Wolkenkratzerinsel mit ihrem Glanz. 2007 kaufte er einen Büroturm an der Fifth Avenue, er wollte es seinem Vater beweisen, einem