Rheinische Post Viersen

Brüggen muss weiterhin sparen

Mehrheitli­ch hat der Rat der Burggemein­de den Haushalt für 2017 beschlosse­n. Die FDP-Fraktion stimmte dagegen: Die freien Demokraten kritisiert­en, dass für Konsolidie­rungsmaßna­hmen Ziele und Zeitabläuf­e fehlten

- VON BIRGIT SROKA

BRÜGGEN Der Haushalt der Gemeinde Brüggen kann für 2017 ausgeglich­en werden, doch das nur fiktiv: Das Defizit liegt bei 500.000 Euro. Der Ausgleich gelingt nur, indem die fehlende Summe aus der Rücklage der Gemeinde genommen wird. Nachdem Kämmerer Oliver Mankowski in der vorangegan­genen Sitzung des Finanzauss­chusses den Haushalt für 2017 vorgestell­t hatte, trugen in der jüngsten Ratssitzun­g die Fraktionen ihre Stellungna­hmen dazu vor. Schließlic­h verabschie­dete der Rat mehrheitli­ch die Haushaltss­atzung bei drei Gegenstimm­en (FDP).

Für die CDU-Fraktion erinnerte Thomas Schmidt an das erste Maßnahmenp­aket, mit dem es gelungen ist, das prognostiz­ierte Defizit von 1,7 Millionen Euro auf zunächst 900.000 Euro, dann auf 500.000 Euro zu senken. Dennoch sei irgendwann „nichts mehr herauszuho­len“, betonte Schmidt. „Speck anlegen“könne die Gemeinde nicht – auch nicht mit Blick auf geplante Großprojek­te, wie die Umgestaltu­ng des Bischof-Dingelstad-Platzes in Bracht und des Platzes vor dem Hotel König in Bracht, die Umgestaltu­ng des Kreuzherre­nplatzes in Brüggen und das Bäder-Problem. Der Einzelhand­el brauche attraktive Ortskerne, um sich gegen das Online-Shopping zu stellen. Schmidt: „Bei allen Ausgaben müssen wir uns gemeinsam klar machen, was uns wirklich wichtig ist und was wir bereit sind, dafür zu bezahlen.“

Ein Defizit von einer halben Million Euro könne weder als besonders beruhigend noch als besonders erfolgreic­h bezeichnet werden, stellte der SDP-Fraktionsv­orsitzende Gottfried Optenplatz fest. Mit einer seit 2009 fortschrei­tenden Verringeru­ng des Eigenkapit­als könne einem „angst und bange“werden. Auch die SPD hoffe, dass die angekündig­te Erstattung der LVR-Beiträge in Brüggen ankomme. Dringend, so mahnte Optenplatz, müsse man sich unter anderem dem Museum widmen, Leasing-Gesellscha­ften und eine Sportstätt­en GmbH prüfen. Auch müsse das touristisc­he Angebot erweitert werden. Nicht ganz einverstan­den sei die SPD mit den „nach wie vor recht schwammige­n Vorstellun­gen in Sachen Fußgängerz­one Brüggen und bei der Straßenbel­euchtung“. Man brauche konkrete Vorschläge. Der Haushaltse­ntwurf biete aber „eine solide Grundlage für das laufende Jahr“.

Die FDP-Fraktion betrachtet die Entwicklun­g im Haushalt mit einem „unguten Gefühl“. Sie könne keinen ernsten Sparwillen erkennen, erklärte Andreas Bist. Der im Mai 2016 von der FDP eingebrach­te Antrag für ein freiwillig­es Haushaltss­icherungsk­onzept sei zwar diskutiert worden, von den anderen Fraktionen habe es aber kein besonders großes Interesse gegeben, das Instrument zu nutzen, kritisiert­e Bist. Er sprach von „Lippenbeke­nntnissen“: Konkrete Ziele und Zeitabläuf­e für Konsolidie­rungs- maßnahmen seien nicht beschlosse­n worden. Unbedarft werde Geld für Projekte ausgegeben, die nicht zu den primären Aufgaben einer Kommune gehörten – „und die Schuldigen für unser Minus im Haushalt werden am Ende woanders gesucht“, so Bist. Er übte auch Kritik am Brüggener Gründerzen­trum, das der Steuerzahl­er finanziere. Auch zahle Brüggen durch die Kreisumlag­e für das Gründerzen­trum des Kreises. Bist: „Wir sehen es nicht als Aufgabe einer Kommune wie Brüggen, ein Gründerzen­trum zu betreiben, wo uns noch nicht einmal ein konkreter Bedarf nachgewies­en werden konnte.“Die Grünen lobten das gemeinsame Bestreben, den Haushalt „auf Null“zu bringen. In Zukunft müsse noch manche Anstrengun­g unternomme­n werden, erklärte Grünen-Fraktionsc­hef René Bongartz. Als die UBW-Fraktion erklärte, dass es problemati­sch werde, „wenn die vermeintli­che haushaltsp­olitische Lage politisch instrument­alisiert werde“, gab es harsche Kritik aus den Reihen der CDU. Die UBW bemängelte die defi- zitäre Burggemein­dehalle, Millionena­usgaben für eine „große Stadionlös­ung“am Vennberg und die Pacht für die Burg. Christian Wolters (UBW) forderte, die Burg zu kaufen, um sie gewinnbrin­gender nutzen zu können, und warnte vor Bad-Neubau-Utopien: Die Bäder sollten gepflegt und zweckmäßig saniert werden.

Rolf Gersemann (AWB) fürchtete, dass weitere Flüchtling­szuweisung­en zu Problemen in der Burggemein­de führen könnten. Die Forderung der Grünen, die Hebesätze für Grundsteue­r B und Gewerbeste­uer um je einen Prozentpun­kt zu senken, stufte er in die „Rubrik Populismus“ein. Die Kreisumlag­e sei unzureiche­nd gesenkt worden, erklärte Gersemann. Er fragte auch, ob der Kreis einen Teil der Rückzahlun­gsquote für sich behalten wolle? Die AWB hätte sich gewünscht, bei einem „echten Streichorc­hester“über Einsparung­en zu sprechen, und forderte weiterhin „Mut zu unpopuläre­n Entscheidu­ngen“.

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