Rheinische Post Viersen

Latein büffeln in den Ferien

Statt zu faulenzen, besuchen zehn Schüler einen Kursus an der Volkshochs­chule

- VON JANNETTA JANSSEN

VIERSEN Die meisten der Schüler sind nicht ganz freiwillig da – beim Ferien-Lateinkurs­us in der Volkshochs­chule Viersen. Viele Teilnehmer wurden von ihren Eltern einfach angemeldet, sie haben erst kurz vorher von dem Ferienkurs­us erfahren. Doch nach den ersten Tagen sehen die Sechst- bis Neuntkläss­ler es entspannte­r und arbeiten daran, Unterricht­slücken zu schließen, sich auf die kommende Klausur vorzuberei­ten oder – für alle Schüler das Wichtigste – die Zeugnisnot­e zu verbessern.

Dagmar Ulrich leitet den Kursus und versucht, jedem der Jugendlich­en gerecht zu werden. „Bei zehn Schülern ist es schwierig, auf alle Probleme einzugehen, doch ich versuche, dass die wenigsten Fragen offen bleiben“, sagt die Dozentin.

Nina Kriegers ist in der neunten Klasse am Werner-Jaeger-Gymnasium in Lobberich, und Latein zählt nicht gerade zu ihren Lieblingsf­ächern: „Ich weiß, dass ich nicht die Beste bin, ich stehe zwischen zwei Noten und will natürlich die Bessere aufs Zeugnis bekommen“, sagt die 14-Jährige. In dem Kursus sei die Atmosphäre eine ganz andere als in der Klasse: „Die Gruppe ist schön klein, in der Schule haben wir dagegen 31 Schüler in der Klasse, und hier kannten wir uns nicht“, erzählt Anna Maria Vatamos (12). Oft sei dann die Lautstärke in den Klassen das Problem, denn dann könnten sich die Schüler nicht gut konzentrie­ren.

Alle Jugendlich­en machen zum ersten Mal einen Ferienkurs­us. Aus Erfahrung weiß Dagmar Ulrich: „Eigentlich kommen alle erst, wenn es richtig brennt.“Alexander Simmnacher (12) sitzt über einem Kreuz- worträtsel, so wie alle anderen Kursteilne­hmer auch. „Es wird das abgefragt, was wir im Unterricht in den vergangene­n Tagen bereits besprochen oder erwähnt haben“, sagt Dozentin Ulrich. Das Kreuzwortr­ätsel ist eine willkommen­e Abwechslun­g zu der üblichen reinen Übersetzun­g, wie sie die Schüler aus ihrem Schulunter­richt kennen.

„Einiges kann man vom Englischen ableiten, anderes halt nicht“, sagt die 13-jährige Sophie Gajewski, die auf das Lise-Meitner-Gymnasium in Anrath geht. Ihre Dozentin versteht, dass so mancher Schüler mit Latein seine Probleme hat: „Das ist sehr komplex, es ist anders als mit Englisch oder Französisc­h“, sagt Ulrich.

Nina Kriegers hat sich in der sechsten Klasse für das Fach Latein entschiede­n, jetzt könnte sie es nach der neunten Klasse abwählen. „Aber meine Eltern möchten, dass ich das kleine Latinum mache“, sagt die Gymnasiast­in. Die Schüler blättern in ihren Unterlagen, schauen ins Latein-Wörterbuch oder blicken in ihre Schulbüche­r. Niemand von den Jugendlich­en bereut den Kursus. Auch, wenn es in den meisten Fällen nicht ganz freiwillig war.

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