Rheinische Post Viersen

Meine erste Kommunion

Morgen ist Weißer Sonntag – traditione­ller Tag der Erstkommun­ion. Drei Priester aus dem Grenzland erinnern sich an den Tag, an dem sie erstmals zum Tisch des Herrn gingen

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Jan Nienkerke kann sich noch gut an seinen Kommuniona­nzug erinnern: „Der war aus dunkelblau­em Samt gefertigt und fühlte sich toll an“, sagt der Pfarrer von St. Cornelius und Peter, zu der auch die Gemeinden Herz Jesu und St. Ulrich in Dülken gehören. Der 44-Jährige empfing seine erste Kommunion gemeinsam mit seiner ein Jahr jüngeren Schwester 1982 in St. Brigida in Baal. Zu den Vorbereitu­ngen zählte der wöchentlic­he Kommunionu­nterricht, in dem die Inhalte des kirchliche­n Glaubens kindgerech­t von einer ehrenamtli­chen Katechetin vermittelt wurden. Ebenso wie die regelmäßig­e Teilnahme an den Messen. „Eigentlich haben wir das alles auch sehr ernst genommen. Doch wie Kinder so sind, haben meine Schwester und ich einmal in der Messe so lange rumgealber­t, bis wir Ärger bekommen haben“, erzählt Nienkerke und muss grinsen.

An sein liebstes Geschenk zur Kommunion denkt der Pfarrer mit ein bisschen Wehmut zurück. „Ich bekam eine mechanisch­e Armbanduhr von meinem Vater geschenkt, die ich sehr geliebt habe. Leider wurde sie mir gestohlen.“Die obligatori­schen Geldgesche­nke gab es im Hause Nienkerke auch. „Und natürlich mein erstes Gebetbuch. Das habe ich immer noch“, so der Pfarrer. Heutzutage sei es nicht überall üblich, ein Gebetbuch zur ersten Heiligen Kommunion zu verschenke­n. „Das finde ich sehr schade, denn es ist eine schöne und beständige Erinnerung.“Das wichtigste Geschenk aber sei die intensive Begegnung mit Jesus gewesen. „Der Kommunionu­nterricht sollte für die Kinder nicht nur eine Vorbereitu­ng sein, sondern auch eine Art Besinnung, um erkennen zu können, was wirklich wichtig ist im Leben“, sagt Pfarrer Jan Nienkerke. strümpfen und nur in Anzugjacke zur Kirche gingen. Das war damals die normale Ausstaffie­rung. Die Mädchen trugen lange weiße Kleider und sahen aus wie kleine Bräute.“Daran habe sich bis heute auch nichts geändert.

„Der Gottesdien­st war ein lateinisch­es Hochamt, und wir mussten nüchtern erscheinen. Es war alles sehr anstrengen­d. Das lange Stehen und auch der viele Weihrauch trugen dazu bei, dass viele Kinder ohnmächtig wurden. Die ganze Zeremonie mit allem Drum und Dran dauerte bis zu drei Stunden“, erinnert sich Pfarrer Kursawa. „Auch die Lehrerscha­ft war anwesend und kommentier­te am Montag die Festlichke­it und das Benehmen.“

Der Kommunionu­nterricht sei damals völlig anders gewesen. „Zwar hatten auch wir spielerisc­he Elemente, zum Beispiel ein Heft zum Ausmalen, doch der Unterricht wurde aus der Priestersc­haft gehalten, die Eltern waren nicht beteiligt. Heutzutage wird von ehrenamtli­chen Katecheten ein kindgerech­ter Unterricht in kleinen Tischgrupp­en abgehalten“, sagt er. Man könne heute viel besser auf die Kinder und deren Bedürfniss­e eingehen. „Wir versuchen, alles möglichst spannend und abwechslun­gsreich zu gestalten. Es gibt immer ein schönes Motto, mit dem die Kinder sich identifizi­eren können. Dieses Jahr lautet es bei uns: ,Mein Freund Jesus’. Wir hatten damals keine speziellen Mottos, sondern es hieß immer, wir nähmen zum ersten Mal am Tisch des Herrn Platz“, berichtet Pfarrer Kursawa.

Für ihn gab es zwei Geschenke zu seiner Kommunionf­eier, an die er sich immer noch erinnert. „Ich bekam ein Fahrrad von meinen Großeltern und einen Fotoappara­t, der einfach ,Box’ hieß, weil er ganz simpel war, aber ich habe ihn geliebt und viele Fotos damit gemacht.“Oft seien auch Blumen verschenkt worden, zum Beispiel Hortensien. „Sie galten als sogenannte Kommunions­blumen. Doch wir Kinder fanden die nicht so prickelnd, sondern wünschten uns Dinge wie Uhren, Zirkel oder Buntstifte.“Gefeiert wurde zu Hause. „Es wurde typisch niederrhei­nisch gekocht, eine Rindfleisc­hsuppe, dann Gemüse mit Rinder- oder Schweinbra­ten mit brauner Soße und Kartoffeln. Zum Nachtisch einen Pudding mit Fruchtsoße oder Buttercrem­etorte, und abends dann Kartoffels­alat mit Würstchen und Butterbrot­e. Wir waren sehr glücklich damit.“Man könne nicht pauschal sagen, dass früher alles besser oder schlechter gewesen sei. „Woran ich mich aber noch gut erinnere, ist, dass die Menschen sich gegenseiti­g unterstütz­t haben, wenn eine Familie durch eine Notlage nicht in der Lage war, für ihre Kinder ein schönes Kommunionf­est auszuricht­en. Man hielt zusammen.“

Frank Schürkens (39), Pfarrer in Brüggen, Bracht und Born, ist die Erstkommun­ion das wichtigste Initiation­s- und Familienfe­st am Niederrhei­n. Er wünscht sich, dass diese Freude an der Kirche auch nach dem Empfang der ersten Heiligen Kommunion Bestand haben möge. „Die Generation von Eltern, deren Kinder nun zur Kinderkomm­union gehen, gilt ein Stück weit als die ,verlorene Genera- tion’, die mit Kirche nicht mehr so viel zu tun haben wollte. Doch offenbar ist ihnen der Glaube doch etwas wert, und er wird auch an die Kinder weitergege­ben“, erzählt der Pfarrer. Das sei ein gutes Zeichen und freue ihn sehr.

Persönlich habe er innerhalb der Kirche eine Gemeinscha­ft kennengele­rnt, in der er einfach „sein“durfte. Er war damals in unterschie­dliche Aktivitäte­n eingebunde­n. „Zunächst war ich bei den Pfadfinder­n aktiv und später als Messdiener dabei. Freundscha­ften entstanden“, erinnert er sich. Anfangs wollte er Lehrer werden, darum studierte er Mathematik und Religion. „Während des Studiums habe ich mich dann entschiede­n, Pfarrer zu werden, als ich mir die Frage stellte: Welche Relevanz haben Glaube und Religion in meinem Leben?“

1987 empfing er die Erstkommun­ion. „Der Kommunionu­nterricht wurde sehr familiär bei unserer Gemeindere­ferentin im Wohnzimmer abgehalten. Jugendarbe­it war in unserer Pfarre wichtig und wurde groß geschriebe­n. Man legte Wert auf ,Kirche erleben’ statt auf strenge Riten“, erinnert er sich. Da es eine moderne und offene Kirchengem­einde war, mussten die Kinder nicht nüchtern zur Messe erscheinen, und der Gottesdien­st war kindgerech­t gestaltet. „Unsere Kleidung war schick, und bei den Mädchen gab es natürlich weiße Kleider. Aber bei uns Jungs war alles funktionel­l, sodass wir die Kleidung auch nach der Messe noch tragen konnten. Wir Kinder haben uns gefreut und waren aufgeregt.“Nach der Kirche sei die Familie in ein Restaurant zum Mittagesse­n gegangen. „Abends waren wir zu Hause. Meine Familie hatte zusammenge­legt, um mir meinen großen Wunsch zu erfüllen. Ich bekam einen tollen Fotoappara­t, er war blau und für mich das Geschenk schlechthi­n. Es war ein wunderbare­r Familienta­g, und ich erinnere mich sehr gerne daran.“Der Pfarrer hat einen Traum: „Ich wünsche mir und den Kindern, den Empfang der Erstkommun­ion als einen besonderen Tag im Kreise ihrer Familien zu feiern, als ein schlichtes und bodenständ­iges Fest ohne Hype und Brimborium. Als einen Tag, an dem man sich auf seine Lieben sowie auf die familiären und religiösen Werte besinnt.“

Jiota Kallianter­is

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Kurze Hose, lange Strümpfe und dazu eine Anzugjacke: So sah Pfarrer Wilhelm Kursawa (72) bei seiner Kommunion aus.
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An sein liebstes Geschenk zur Kommunion denkt Pfarrer Jan Nienkerke (44) mit Wehmut: Die Uhr wurde ihm gestohlen.
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FOTOS: PRIVAT/PAKA Für Pastor Frank Schürkens (39) ist die Erstkommun­ion das wichtigste Initiation­sund Familienfe­st am Niederrhei­n.
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