Rheinische Post Viersen

So arbeitete man bei Kaiser’s Kaffee

Wie Josef Kaiser vom Kolonialwa­renhändler zum Kaufmann von Weltruf wurde, zeigt ein neues Buch des Heimatvere­ins

- VON BIRGITTA RONGE

VIERSEN Im Viersener Salon des Vereins für Heimatpfle­ge ist aktuell die Ausstellun­g „Kaiser’s Kaffee“zu sehen. Wer sie noch besichtige­n will, sollte sich beeilen: Am 30. April ist Schluss. Schon jetzt breche die Schau alle Besucherre­korde, die der Verein für Heimatpfle­ge bislang bei seinen Ausstellun­gen verzeichne­te, erklärt der Vereinsvor­sitzende Albert Pauly. Das liegt auch daran, dass viele Menschen aus Viersen und Umgebung bei Kaiser’s arbeiteten. Die Beschäftig­ten nannten sich selbst „die Kaiserlich­en“– so verwundert es Pauly auch nicht, dass jeder zweite Besucher im Salon ein ehemaliger „Kaiserlich­er“ist.

Wie Josef Kaiser der Aufstieg vom Kolonialwa­renhändler zum Kaufmann von Weltruf gelang, das beleuchtet die Ausstellun­g anhand vieler Exponate. Wer darüber hinaus mehr über die Unternehme­nsgeschich­te wissen will, dem sei das Buch „Kaiser’s Kaffee und Kommerzien­rat Josef Kaiser“ans Herz gelegt, das der Verein für Heimatpfle­ge gestern vorstellte. Die Historiker­in Britta Spies, Kuratorin der Ausstellun­g, hat mit dem früheren Krefelder Stadtarchi­var Paul Günter Schulte die Geschichte der Firma Kaiser’s nachgezeic­hnet. Auch ist sie der Frage nachgegang­en, wie das Unternehme­n so bekannt werden, die eigene Marke so fest in den Köpfen platzieren konnte, dass heute jeder an Kaiser’s denkt, wenn er eine lachende Kaffeekann­e sieht.

Einen reizvollen Einblick in die Arbeit bei Kaiser’s gibt ein Album, das die Mitarbeite­r Josef Kaiser 1905 zum 25-jährigen Bestehen der Firma schenkten. Dieses Album ist groß – 84 x 58 Zentimeter misst das Werk. Es enthält Fotos, die bis 1905 aufgenomme­n wurden, und Bilder, die in den Folgejahre­n eingefügt wurden. Heute ist das Album Teil des Tengelmann-Archivs. Der Viersener Künstler Stefan Kaiser durfte für das Projekt des Heimatvere­ins jede Albumseite beim Restaurato­r in Düsseldorf fotografie­ren.

So entstand ein 227 starkes Buch mit zahlreiche­n Abbildunge­n und Fotos, das sicherlich nicht nur für ehemalige „Kaiserlich­e“interessan­t ist. Für die Veröffentl­ichung konnte Pauly Mitstreite­r gewinnen: Die Gestaltung besorgte Barbara Düsselberg aus Krefeld, um den Druck kümmerte sich Christoph Hölters aus Viersen. Finanziell­e Unterstütz­ung gab es von der Familie PetersMess­er, von der Volksbank Viersen, von Tengelmann und der Peter-Vogels-Stiftung. Bei aller Freude über die Veröffentl­ichung wies Pauly gestern auf einen traurigen Aspekt hin: Wenn die Kaiser’s-Ausstellun­g endet, werden an den Filialen die Schilder entfernt sein. Kaiser’s in Viersen ist jetzt Geschichte.

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FOTO: STEFAN KAISER Die Belegschaf­t der Schokolade­nfabrik und der Bäckerei stellte sich für ein gemeinsame­s Foto zusammen.
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FOTO: KAISER Das Verlesen der Kaffeebohn­en war Handarbeit. Hier sind adrett gekleidete Arbeiterin­nen damit beschäftig­t, die Bohnen zu verlesen.
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FOTO: KAISER Mit Pferdefuhr­werken wurden die Waren anfangs ausgeliefe­rt. Hier stehen Fuhrwerke an der Verladesta­tion auf dem Hof.
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FOTO: KAISER Der Kaffee bestimmte das Waren-Angebot: Verkauft wurde nur, was nicht zu stark roch und haltbar war. Kartons für die Produkte wurden hier gefertigt.
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RP-FOTO: BUSCH Stefan Kaiser (v.l.), Barbara Düsselberg, Jürgen Cleven, Christoph Hölters, Britta Spies, Jakob Peters-Messer, Albert Pauly und Paul Günter Schulte.
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FOTO: KAISER Die Schokolade­nfabrik wurde 1978 abgerissen. Auf dem Gelände wurden das Kreishaus und der Rathausmar­kt gebaut. Erhalten blieb nur die Villa, heute Galerie im Park.
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FOTO: KAISER Eine Mitarbeite­rin mit einem Korb voller Marzipanro­sen.

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