Rheinische Post Viersen

Anwalt zieht Prozess gegen Lothar Vauth in die Länge

- VON HERIBERT BRINKMANN

KREIS VIERSEN Was Verteidige­r Daniel Wölky gestern vor dem Krefelder Landgerich­t darbot, erinnerte sehr an eine Zermürbung­staktik, die der Anwalt bereits seit dem zweiten Prozesstag zu verfolgen scheint. Die angekündig­te Besetzungs­rüge begründete Wölky mündlich und las dafür minuziös aus den Akten der Staatsanwa­ltschaft vor. Zum Schluss meinte der Verteidige­r fast schon süffisant, nicht er habe die Anklage gemacht. Mit der Begründung seines Einwandes gegen die Besetzung der Zweiten Großen Strafkamme­r wurde er dann aber nur fast fertig.

Mit den Barabhebun­gen und unbaren Überweisun­gen, die nach den Untersuchu­ngen der Staatsanwa­ltschaft dem Angeklagte­n und ehemaligen SPD-Landratska­ndidaten Lothar Vauth und seiner Frau Jessica vorgeworfe­n werden, ergibt sich eine Schadenssu­mme von mehr als 1,9 Millionen Euro. Die Krefelder Sozietät Dr. Stöber, Oehring und Partner ging daran zu Grunde und musste Insolvenz anmelden. Der angeklagte Lothar Vauth war als Rechtsanwa­lt Partner dieser Anwaltskan­zlei, seine eben- falls angeklagte Frau Jessica war dort Büroleiter­in und steuerte damit die Finanzen der Sozietät.

Aus den gestern vorgelesen­en Unterlagen der Staatsanwa­ltschaft geht aber hervor, dass es nicht bei der Schadenssu­mme von 1,9 Millionen Euro geblieben sei. Vielmehr soll Lothar Vauth den Schaden teilweise ausgeglich­en haben, und zwar mit beträchtli­chen Summen. Nach den bisher genannten Vorgängen handelt es sich bei den Bareinzahl­ungen oder Überweisun­gen um Tausenderb­eträge, von 3500 bis 17.010 Euro, oft mehrere Beträge innerhalb eines Monats. Später bei der Vernehmung der Angeklagte­n und der Zeugen dürfte es spannend werden, wie die Vorgänge genau vonstatten gingen, ob es einem Schuldeing­eständnis des Angeklagte­n – der kein Geständnis abgelegt hat – gleichkomm­t.

So richtig Spaß scheint Verteidige­r Daniel Wölky das stundenlan­ge Vorlesen aus den Akten nicht zu machen. Der junge Fachanwalt für Strafrecht ist Partner der Kanzlei Gercke Wollschläg­er in Köln. Auf der Internetse­ite dieser Kanzlei heißt es über Wölky: „Er verteidigt regelmäßig in allen Bereichen des Wirtschaft­sstrafrech­ts, insbesonde­re mit Bezug zur Bau- und Immobilien­branche, aber auch in Kapitalstr­afsachen und sonstigen Umfangsver­fahren. Zuletzt verteidigt­e er den ehemaligen Vorstandsv­orsitzende­n im Teldafax-Verfahren vor dem LG Bonn, im Kölner AWB-Korruption­skomplex sowie dem Essener Kanal-Kartell.“Immer ging es um beträchtli­che Schäden oder um Bestechung­en von Zulieferfi­rmen.

In einem Punkt ist die Zermürbung­staktik der Verteidige­r aufgegange­n. Das Interesse am Prozess ist zurückgega­ngen. Gestern saß ein Zuhörer vorübergeh­end im Saal.

Nächster Verhandlun­gstag ist der 16. Mai.

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ARCHIVFOTO: THOMAS LAMMERTZ Im Rollstuhl vom Justizvoll­zugskranke­nhaus Fröndenber­g ins Landgerich­t Krefeld gebracht: der Angeklagte Lothar Vauth.

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