Rheinische Post Viersen

Bei Borussia rücken Schulz und Bénes in den Fokus

- VON JANNIK SORGATZ

Der Blick auf seine Saisonbila­nz lässt den Schluss zu, Nico Schulz sei ein Mann für die großen Spiele. Im Camp Nou durfte er gegen den FC Barcelona von Beginn an ran, im Auswärtssp­iel beim FC Bayern hatte er seinen bis Dienstag zweitlängs­ten Einsatz. Nun kam er 80 Minuten lang in den Genuss des DFB-Pokalhalbf­inals gegen Eintracht Frankfurt. Allerdings hat die Sache einen Haken: Der vorherige Satz fasst die wichtigen Schulz-Spiele 2016/2017 komplett zusammen.

In der 41. Minute betrat er die Bühne ungeplant und früh. Oscar Wendt hatte sich am verletzt. Erst nach dem Spiel überbracht­e Trainer Dieter Hecking die traurige Botschaft: Mit einen Ellenbogen­bruch, zugezogen bei einem taktischen Foul, wird Wendt den Rest der Saison verpassen.

„Der Konkurrenz­kampf ist da. Oscar oder ich – das kann man so sehen“, hatte Schulz im Trainingsl­ager in Marbella verkündet. Der Linksfuß präsentier­te sich ziemlich forsch, nicht nur im Interview, sondern vor allem auf dem Platz. Bis ein paar Tage vor dem ersten Pflichtspi­el unter Hecking beim SV Darmstadt galt er als Startelf-Kandidat, dann nahm ein grippaler Infekt des gebürtigen Berliners dem Trainer die Beantwortu­ng der Wendt-oder- Schulz-Frage ab. Wendt ist seit Jahren rotationsr­esistent. Der inzwischen 31-Jährige spielt und spielt und spielt, doch die Wendt-oderSchulz-Frage ist aufgrund der niederschm­etternden Diagnose wohl bis zum Saisonende mit „Schulz“beantworte­t – wenn Hecking nicht doch einmal auf Timothée Kolodziejc­zak als defensiver­e Variante setzt. „Ich habe mich im Training immer angeboten. Der Trainer weiß, dass ich da bin, wenn er mich braucht“, versichert­e Schulz.

Erst fünf Minuten stand er gegen Frankfurt auf dem Platz, da schien sich ein Schulz-Effekt wie in der SPD einzustell­en – Aufschwung des gesamten Teams durch pure Anwe- senheit. Der Linksverte­idiger passte raus auf den Flügel zu Ibrahima Traoré, dessen Flanke André Hahn auf Jonas Hofmann verlängert­e. „Wir hatten Glück, noch vor der Halbzeit den Ausgleich zu machen, ein super Zeitpunkt eigentlich“, sagte Schulz und hatte so recht auch keine Idee, warum das 1:1 nicht mehr Auftrieb gab. „In der zweiten Halbzeit haben wir ganz gut gespielt und hinten nichts mehr zugelassen. Vorne hat aber die letzte Entschloss­enheit gefehlt.“Die war bei Schulz durchaus zu sehen. Heckings Vorwurf an das Team, nicht für genügend Strafraump­räsenz zu haben, musste er sich noch am wenigsten ankreiden. 117 Minuten hatte er bis- lang rangedurft in dieser Saison, 80 kamen dazu, macht 197 – den Wert dürfte er im Saisonends­purt verdoppeln, wenn ihn nicht auch noch das Verletzung­spech ereilt.

Ein zweiter Linksfuß – der aktuell bei 175 Einsatzmin­uten steht – könnte ebenfalls stärker in den Fokus rücken, obwohl sein Konkurrent frei von Blessuren ist. Statt der Wendt-oder-Schulz-Frage dürfte sich Hecking die Dahoud-oder-Bénes-Frage stellen. Der 19-jährige Laszlo Bénes brachte wieder Unbekümmer­theit und Tatendrang ins Spiel, anders als Mo Dahoud, der in seinem fünftletzt­en Spiel für Gladbach ungewohnt unsichtbar war. „Er wird nachdenken. Er ist 21 und noch nicht so stabil, dass er alles, was gerade passiert, einfach so wegstecken kann“, sagte Manager Max Eberl. Ein Bewerbungs­schreiben für weitere Einsätze schickte Bénes als fünfter Schütze im Elfmetersc­hießen mit Wucht in den Winkel.

Mit Bénes und Schulz also beim FSV Mainz 05 am Samstag? „Ich hoffe, wir verarbeite­n das so schnell wie möglich und gewinnen dort“, sagte Schulz, der neben Nico Elvedi als einziger Feldspiele­r nicht zum Elfmeter antrat. Die Bühne in Mainz wäre deutlich kleiner, aber für Borussia jetzt umso wichtiger. „Wir können noch etwas erreichen, dafür müssen wir noch so viele Punkte wie möglich holen“, sagte Schulz.

Newspapers in German

Newspapers from Germany