Rheinische Post Viersen

Viel Wirbel um Beuys-Aktion

Kunst oder Belästigun­g – Studenten werden wegen Nacktaufna­hmen angezeigt.

- VON JULIA LÖRCKS

BEDBURG-HAU Die Fettecke von Joseph Beuys gehört zu den bekanntest­en Werken des Künstlers. Weil sie 1986 vom Hausmeiste­r der Kunstakade­mie Düsseldorf nicht erkannt und zerstört wurde.

Nicht zerstört, dafür aber umso weniger erkannt wurde eine angebliche Kunstaktio­n, die sich nahe einer vielbefahr­enen Straße im Bedburg-Hauer Ortsteil Schneppenb­aum (Kreis Kleve) ereignet hat. Dort fotografie­rte ein chinesisch­er Student aus Frankreich (28) einen Studienkol­legen, ebenfalls Chinese und 30 Jahre alt. Dieser war allerdings nur mit einem Bademantel bekleidet und zeigte sich genau in dem Moment nackt, als ein Unbeteilig­ter (22) mit seinem Hund vorbei kam. Der Augenzeuge informiert­e daraufhin eine zufällig vorbeifahr­ende Polizeistr­eife über den Vorfall und erstattete Anzeige wegen Erregung öffentlich­en Ärgernisse­s. „Diese wird nun an die Klever Staatsanwa­ltschaft weitergele­itet, die dann darüber entscheide­n muss“, erklärt ein Polizeispr­echer.

Kunst oder Belästigun­g – das ist also die Frage. Und wie zu Lebzeiten von Joseph Beuys wird auch heute darüber kontrovers diskutiert. Harald Kunde vom Museum Kurhaus Kleve – jene Stätte, in der Beuys ein Atelier hatte und das bekannte Büdericher Ehrenmal schuf – distanzier­t sich von der Aktion: „Das hat für mich nicht viel mit Kunst zu tun.“Wolfgang Paterok, der in Kleve ein Theater leitet und Vorsitzend­er des Kunstlabor­s ArToll auf dem Gelände der LVR-Kliniken in BedburgHau ist, sagt: „Etwas Besseres hätte den beiden Studierend­en doch gar nicht passieren können. Kunst erregt, Kunst macht Ärger. Das ist völlig legitim.“

Im ArToll sind die beiden chinesisch­en Studenten übrigens seit einer Woche. Im Rahmen eines Workshops der Kunsthochs­chule EBA in Versailles setzen sie sich dort mit dem Heimatland von Joseph Beuys auseinande­r. Ob die Aktion Gegenstand der Ausstellun­g ist, die Samstag gezeigt wird, ist noch offen.

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FOTO: EVERS Die beiden chinesisch­en Studenten im Garten des Kunstlabor­s.

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