Rheinische Post Viersen

Big Data hilft der CDU

Eine App zeigt den Kandidaten, wo Sympathisa­nten der Partei sein könnten.

- VON FRANZISKA HEIN

DÜSSELDORF Die CDU hat als erste deutsche Partei eine App entwickelt, die Wahlkampfh­elfer unterstütz­t. Mit „Connect17“können sie sehen, an welcher Haustür es sich zu klingeln lohnt – und wo nicht.

Mittwochab­end, Zooviertel, vor einem Tennisclub steht das Wahlkampf-Mobil von Marco Schmitz. Der CDU-Landtagska­ndidat zückt als erstes sein Tablet und ruft eine Google-Karte auf. Auf der sind lauter blaue Pünktchen zu sehen. Jeder Punkt steht für ein Haus, in dem mutmaßlich­e CDU-Sympathisa­nten wohnen. Schmitz nutzt für seine Kampagne die App „Connect17“. Sie hat drei Funktionen: Wahlkämpfe­r können sehen, wo CDU-affines Publikum lebt; sie können SocialMedi­a-Beiträge teilen und sie können Unterstütz­er werben.

„Connect17“basiert auf alten Wahlergebn­issen und gekauften Adressdate­n von der Post-Tochter „Post direkt“. Die Firma bietet Informatio­nen zu Adressen an. Welche Daten genau, das ist ein Geschäftsg­eheimnis. Vermutlich spielen Angaben über Alter und Geschlecht, Beruf, Vereinsmit­gliedschaf­ten und Konsumverh­alten eine Rolle. Bis auf das Adressschi­ld kann man wegen des Datenschut­zes nicht genau sehen, in welchem Haushalt CDU-affine Bürger wohnen. Keine App kann voraussage­n, wer am Ende für die CDU stimmt.

Die App wurde im Dezember 2016 vorgestell­t. Kurz zuvor war bekannt geworden, dass Donald Trump im Wahlkampf die Hilfe der Marketingf­irma Cambridge Analytica und deren Auswertung­en von FacebookDa­ten in Anspruch genommen hatte. Schnell kursierten Ängste vor einem gläsernen Wähler, der gezielt manipulier­t werden kann – auch in Europa. Doch mit Cambridge Analytica hat „Connect17“fast nichts zu tun, außer dass in beiden Fällen große Datenmenge­n Rückschlüs­se auf Präferenze­n einer Bevölkerun­gsgruppe geben.

Umfragen ergaben, dass auch die NRW-Grünen und die NRW-SPD Datenkarte­n für ihren Wahlkampf nutzen. Die SPD nutzt eine App mit einem Formular, das Haustür-Besuche protokolli­ert.

Für Schmitz ist die App Teil seiner Strategie. Er verweist auf einen Testlauf im Kommunalwa­hlkampf in Oberhausen. „In den Gebieten, in denen mit der App Wahlkampf gemacht wurde, waren die Wahlergebn­isse im Schnitt um 2,5 Prozentpun­kte besser als bei der Wahl davor“, sagt er. „In Düsseldorf kann das entscheide­nd sein. Hier liegen Ergebnisse so eng aneinander, dass ein paar hundert Stimmen ausschlagg­ebend sein können.“5000 Hausbesuch­e haben er und sein Team sich bis zur Wahl am 14. Mai vorgenomme­n.

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