Rheinische Post Viersen

Spieglein, Spieglein auf dem Kuchen

Sie sehen aus wie gelackt: Kuchen und Törtchen mit dem „Mirror Glaze“liegen im Trend. Das Hochglanz-Geheimnis liegt in der richtigen Glasur.

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Sie sehen aus, als seien sie aus poliertem Marmor und erobern die sozialen Netzwerke: Torten und Törtchen, deren Oberfläche so glatt und glänzend sind, dass man sich in ihnen spiegeln kann. Das brachte sie zu ihrem Namen: „Mirror Cakes“, also „Spiegelkuc­hen“, heißt das Gebäck, das aussieht, als sei es mit einer Lackschich­t überzogen worden. Erzielt wird dieser Effekt durch eine spezielle Glasur – der sogenannte­n „Mirror Glaze.“Richtig zubereitet lässt sie Torten, Törtchen und Cakepops in kräftigen Farben schimmern.

Die Glasur ist nicht neu, unter Konditoren ist sie schon lange bekannt. Das erzählt Claudia Blatt, Konditorme­isterin, Bäckermeis­terin und Tortendesi­gnerin. „Mir ist sie schon vor mehr als 20 Jahren in Frankreich begegnet“, sagt sie, „und dann habe ich es immer in den Konditorei­en, in denen ich war, angewendet.“Nur der Name war ein anderer: Statt „Mirror Glaze“war sie als „Glanz-Ganache“oder „Spiegelgla­sur“bekannt.

Dass die Glasur bei Hobbybäcke­rn neuerdings so gefragt ist, liegt an der russischen Konditorin Olga Noskova. Sie hat auf dem sozialen Netzwerk Instagram die Bilder ihrer Spiegelkuc­hen veröffentl­icht und damit den Hype ausgelöst. Als die Internetse­iten „Bored Panda“und „Buzzfeed“auf ihre Kreationen aufmerksam wurden, wurde Olga Noskova über Nacht berühmt. Derzeit folgen der Konditorin aus Russland mehr als 610.000 Menschen auf dem Account, sie kommentier­en ihre neuesten Werke und sammeln Inspiratio­nen. Auch unzählige Blogger sind dem Hochglanz-Rätsel auf der Spur und tauschen ihre Erfahrunge­n aus. In Youtube-Videos wird die Methode erklärt.

Auch Claudia Blatt hat auf ihrer Homepage (motto-torten.de) ein Rezept für die „Mirror Glaze“veröffentl­icht. „Das Schöne an der Glasur ist, dass sie nicht ganz so süß ist wie Fondant“, sagt die Expertin und fügt hinzu: „Sie kann ganz dünn aufgetrage­n werden und lässt sich sogar auf Sahne verwenden.“Am besten kommt Mirror-Glaze auf einem glatten Untergrund zur Geltung, sagt die Konditorme­isterin. Zum Beispiel direkt auf Sahne- oder Cremetorte­n oder auf mit Ganache überzogene­n Kuchen. Darüber hinaus sei die Glasur auch für Eis-, Creme-, Sahne- oder Tellerdess­erts geeignet. Damit der Spiegeleff­ekt gelingt, müssen einige Dinge beachtet werden. Teil des Geheimniss­es ist, dass die Torte angefroren wird, ehe die flüssige Glasur darüber gegeben wird. Konditorme­isterin Claudia Blatt erklärt auf www.motto-torten.de, wie die farbige Glasur gemacht wird. Hier ist ihr Rezept zum Ausprobier­en: Schritt eins 60ml Wasser mit 120 g Zucker und 100 g Glukosesir­up auf 105°C kochen. 30 g Sahne und 100 g weiße Kuvertüre dazugeben. Schritt zwei Fünf Blatt Gelatine in kaltem Wasser einweichen, ausdrücken und bei 50°C in der Masse auflösen. Auf Wunsch Lebensmitt­elfarbe dazugegebe­n. Bei Bedarf wird die Masse mit dem Pürierstab

Für die gelungene Lack-Optik spielt nicht nur das Frosten eine Rolle, sondern auch, dass die gekochte Glasur vor dem Auftragen die richtige Temperatur hat. „Die liegt bei 30 Grad“, sagt Herbert Hannen von der gleichnami­gen Bäckerei und Konditorei in Mönchengla­dbach. „Andernfall­s wird sie zu kalt und bleibt am Messer kleben.“Auch der Bäckermeis­ter hat schon mit der besonderen Glasur gearbeitet. Er verfeinert sie je nach Anlass mit Vanille-, Zitronen- oder Rum- Geschmack. Auch das ist möglich.

Bei den Hobby-Bäckern sind die Guss-Varianten, in denen mehrere Farbtöne ineinander laufen, besonders beliebt. Dadurch bekommt die Glasur ihre Maserung. Und die kann je nach Farbwahl wie ein planetaris­che Nebel aussehen. Von GalaxyMirr­or-Cakes ist dann die Rede. Um die Weltall-Optik auf dem Kuchen zu kreieren, empfiehlt Claudia Blatt mehrere Farben – etwa Lila, Blau und Weiß – miteinande­r zu mischen. „Dazu kann dann Goldstaubp­ulver hinzugegeb­en werden“, sagt Blatt. Mit Gelfarben können Akzente gesetzt werden, die die Sterne bilden.

Mit Accessoire­s lassen sich die Spiegelkuc­hen weiter verschöner­n. „Generell wird die Dekoration auf dem Mirror-Cake eher schlicht gehalten, damit der Effekt richtig zur Geltung kommt“, sagt Claudia Blatt. Und wenn sich für Torten-Accessoire­s entschiede­n wird, ist bei der Verzierung Vorsicht geboten. Denn genau wie bei einem echten Spiegel, ist jeder Fingerabdr­uck auf der Glasur zu sehen.

Wer die Glasur nicht selbst zubereiten möchte, kann in Backfachge­schäften eine fertige Mischung kaufen. Denn „Mirror-Glaze“gibt es auch abgepackt in Tütchen, die nur noch erwärmt und angerührt werden muss, ehe sie auf dem Gebäck zu spiegeln beginnt.

Das Rezept zur farbigen Spiegelgla­sur

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FOTO: THINKSTOCK Die glänzende Oberfläche ist genauso empfindlic­h wie ein Spiegel – man sieht jeden Fingerabdr­uck.

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