Rheinische Post Viersen

Obdachlose sollen an die Bahnhofstr­aße umziehen

Die Stadt will die Unterkünft­e an der Breslauer Straße 1 bis 5 in Wohnungen für Flüchtling­e umbauen lassen. Bis Sommer soll ein neues Konzept für Wohnungslo­se erarbeitet werden

- VON MANFRED MEIS

NETTETAL Die Unterkünft­e für Obdachlose sollen von der Breslauer Straße 1 bis 5 zur Bahnhofstr­aße 9 und 9a verlagert werden. Dieser Komplex gehört den Steyler Missionare­n; dort sind zurzeit Flüchtling­e in einer Gemeinscha­ftsunterku­nft untergebra­cht. Die Stadtverwa­ltung

„Die Verwahrlos­ung von Unterkunft und Bewohner wird vermieden“

Ina Prümen-Schmitz

Leiterin Fachbereic­h Soziales

will zudem die Obdachlose­nbetreuung anders handhaben. Erster Beigeordne­ter Armin Schönfelde­r spricht von einem „Paradigmen­wechsel“.

In Nettetal ist die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz gesunken – von 69 im Oktober 2010 auf 35 Ende Februar 2017. Doch „wir erreichen einige überhaupt nicht mehr“, sagte Ina Prümen-Schmitz. Sie würden sich in ihren Unterkünft­en verkrieche­n. Das habe zu einer Wohnsituat­ion geführt, „deren Standard sich an der Grenze zur Verwahrlos­ung bewegt“.

Die Amtsleiter­in des Fachbereic­hes Soziales hat sich deshalb in den größeren Städten in der Umgebung informiert. Dort gibt es für wohnungslo­se Menschen nur Notschlafs­tellen, die an eine Tagesstätt­e oder Aufenthalt­sräume angebunden sind. Wer dort unterkomme­n will, muss sich beraten lassen und Berechtigu­ngsscheine für Schlafstel­len beim Jobcenter besorgen. Es gebe keine persönlich­en Rückzugsmö­glichkeite­n mehr. „Vermieden wird so eine Verwahrlos­ung von Unterkunft und Bewohner, so lange er sich in Betreuung begibt“, sagt Prümen-Schmitz. Als Alternativ­e nannte sie persönlich zugeordnet­e Wohneinhei­ten (mindestens zwei Menschen).

Für beide Varianten ist die Unterkunft Bahnhofstr­aße 9/9a nach den bisherigen Untersuchu­ngen der Verwaltung geeignet. Die Lage sei zentral, Einkaufsmö­glichkeite­n befänden sich unmittelba­rer Nähe. Außerdem könne man wegen des je- weils separat zugänglich­en Alt- und Neubaues klar unterschei­den zwischen Schlafstät­te und Aufenthalt­sräumen. Allerdings, betonte Prümen-Schmitz, ist bei der Einrichtun­g einer Notschlafs­telle eine Betreuung tagsüber „dringend erforderli­ch“. Die Verwaltung hofft, dass sich Menschen bei einer Notschlafs­telle auch motivieren lassen, „ihren bestehende­n Lebenswand­el zu überdenken“. Dadurch soll die Zahl der Menschen ohne festen Wohnsitz weiter gesenkt werden.

Allerdings geht das nicht ohne zusätzlich­es Personal. Eine Möglich- keit: einen freien Träger der Wohlfahrts­pflege für diese Aufgabe zu gewinnen. Darüber will man bei der Stadtverwa­ltung weiter nachdenken, wenn das Konzept erstellt wird. „Bis zum Sommer“soll es fertig sein.

Verbunden damit ist der Auftrag des Ausschusse­s für soziale Angelegenh­eiten an die Verwaltung, bei der Baugesells­chaft Nettetal die Häuser Breslauer Straße 1 bis 5 zu mieten, um günstigen Wohnraum nutzen zu können. Nach einer umfangreic­hen Renovierun­g sollen dort Flüchtling­e einziehen.

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RP-FOTO: F. H. BUSCH Die Stadt will die Wohnungen an der Breslauer Straße, die bisher Obdachlose nutzen, für Flüchtling­e umbauen lassen. Als Alternativ­e steht ein Komplex an der Bahnhofstr­aße zur Verfügung.

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