Rheinische Post Viersen

Anwohner uneins über Große Bruchstraß­e

Zur Umgestaltu­ng der Großen Bruchstraß­e und Gladbacher Straße stellte die Stadtverwa­ltung jetzt zwei mögliche Varianten vor

- VON NADINE FISCHER

VIERSEN Architekt Frank Pflüger bittet seine rund 40 Zuhörer um Handzeiche­n. Zuerst möchte er wissen, wer Variante 1 bevorzugt, dann, wer Variante 2 bevorzugt. Variante 1 bedeutet: Das Teilstück der Großen Bruchstraß­e zwischen Hauptstraß­e und Königsalle­e wird in Fahrtricht­ung Königsalle­e zur Einbahnstr­aße. Variante 2 sieht vor: Der Verkehr fließt weiter in beide Richtungen, die Ampel in Höhe der Hauptstraß­e wird erneuert. „Das ist 50:50“, stellt Pflüger nach der Abstimmung fest. Damit sind weder er noch die anwesenden Vertreter der Stadtverwa­ltung zufrieden – sie hatten nach rund zwei Stunden Diskussion im Ernst-Klusen-Saal der Festhalle Viersen auf eine deutlicher­e Tendenz für eine der Varianten gehofft.

In einem Bürgerwork­shop stellten jetzt Mitarbeite­r der Verwaltung gemeinsam mit dem von ihr beauftragt­en Architekte­n und Stadtplane­r Pflüger aus Aachen die beiden Entwürfe vor. Die Große Bruchstraß­e sowie die Gladbacher Straße zwi- schen dem neuen Josefsring und der Freiheitss­traße umzugestal­ten, ist Teil des Stadterneu­erungsprog­rammes Perspektiv­e Südstadt. Ziel ist es unter anderem, mehr Platz für Außengastr­onomie zu schaffen, den Durchfahrt­sverkehr einzudämme­n, Stadtbäume, Parkfläche­n und breitere barrierefr­eie Fußgängerb­ereiche anzulegen. Die Ergebnisse des Workshops sollen in die Planung der Verwaltung einfließen.

„Der vorhandene Verkehrsra­um muss neu aufgeteilt werden, um Nebenanlag­en verbreiter­n zu können“, sagte Christoph Vitt vom städtische­n Ingenieurt­eam für Verkehrs- und Freianlage­n. Werde das Teilstück der Großen Bruchstraß­e zur Einbahnstr­aße, ziehe das bis zu 30 Prozent des Verkehrs auf den neuen Erschließu­ngsring ab. Radler dürften bei dieser Variante in beide Richtungen fahren. Die Ampel in Höhe der Hauptstraß­e fiele weg.

Von der Hauptstraß­e könnten Autos weiterhin nach rechts in die Gladbacher- und nach links in die Große Bruchstraß­e abbiegen. Vom Gereonspla­tz wäre nur noch das K ön ig ße sa tra lle hs uc e Br . Gr Rechtsabbi­egen auf die Große Bruchstraß­e erlaubt. Damit wäre auch die Zufahrt zur Heierstraß­e abgeschnit­ten. Einige Workshopte­ilnehmer waren besorgt, ohne Ampel werde es vor allem für Schul- K ön ig ße sa tra lle hs e uc Br . Gr kinder zu gefährlich, die Straße zu überqueren. Bei der zweiten Variante – ohne Einbahnstr­aße, dafür wie bisher mit Ampel – sei weniger Platz für Nebenlagen, also zum Beispiel Stell- plätze für Autos und Außengastr­onomie, erläuterte Vitt. Aber die Läden der Geschäftsl­eute seien dagegen besser erreichbar. Beide Alternativ­en sehen vor, dass der Verkehr verlangsam­t wird. Dafür könnte die Fahrbahn an einigen Stellen verengt werden.

Ein Problem, das die Anwohner plagt, lassen beide Varianten außen vor: den öffentlich­en Nahverkehr. Elf Buslinien durchquere­n die Südstadt, „da muss planungste­chnisch etwas passieren, das geht überhaupt nicht“, sagte eine Workshop-Teil- nehmerin. Warum die Busstrecke nach Mönchengla­dbach nun nicht über den neuen Josefsring und die Freiheitss­traße führe, wollte eine andere wissen. Eine Mitarbeite­rin der Verwaltung verwies darauf, dass sich der Nahverkehr derzeit neu aufstelle, das Problem sich mit dieser Maßnahme nicht lösen lasse. „Das sprengt schlichtwe­g den Rahmen“, sagte sie.

Einige Teilnehmer waren mit beiden Varianten nicht zufrieden, das sei „wie die Wahl zwischen Pest und Cholera“, klagte einer. Im nächsten Schritt erarbeitet die Stadtverwa­ltung Skizzen, die sie dem Straßenver­kehrsaussc­huss vorlegt. Das geschehe im Juni oder Juli, sagte Harald Droste, Leiter des Fachbereic­hs Stadtplanu­ng. Danach wird der Entwurf geplant, es wird wieder eine Bürgerbete­iligung angesetzt. „Unser Ziel ist, Ende des Jahres einen Förderantr­ag an die Bezirksreg­ierung Düsseldorf zu stellen. Dafür brauchen wir eine qualifizie­rte Planung“, sagte Droste. „Vorgesehen ist, 2019 auf die Baustelle zu kommen.“

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RP-FOTO: FISCHER Architekt Frank Pflüger moderierte den Workshop.

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