Rheinische Post Viersen

Anna Bonheur zeigt surreale Collagen in Süchteln

In der Galerie Klimczak sind ab Samstag Arbeiten des Künstlers zu sehen, der den Namen seiner Großmutter bevorzugt

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VIERSEN (b-r) Eine tiefschwar­z bemalte Leinwand. Fest auf ihr montiert eine Gitarre, mit den bespielbar­en Saiten nach innen gerichtet. Die Hand einer weiblichen Schaufenst­erpuppe, mit einem spitzen Gerät brutal durchbohrt, ruht auf einem mit vielen Wanderplak­etten bespickten Spaziersto­ck, der senkrecht auf der Gitarre liegt. Hand, Stock und Gitarre sind mit breiten Gurten festgemach­t. Rechts oben auf der Leinwand ein kleines Kreuz, daneben zwei alte Druckstemp­el, sie lassen sich als „Z“und „W“lesen.

Zahlreiche Geschichte­n provoziert (nicht nur) diese Collage von Anna Bonheur in den Köpfen der Betrachter. Der Wandervoge­l längst vergangene­r Zeiten lebt im Kopf wieder auf, das sportliche Streben nach dem Gipfelkreu­z wird erinnert, und überhaupt kommt dem Betrachter die Kreuzigung in den Sinn.

Zum dritten Mal nach 2007 und 2009 ist Anna Bonheur zu Gast in der Galerie Klimczak. Seine (ja, hinter „Anna“versteckt sich ein Mann) Ausstellun­g mit Arbeiten aus 2016 bis 2017 trägt den schlichten Titel „Anna Bonheur“. Dies ist der Name der Großmutter, den der 1946 als Leo Meulenberg in Hoensbroec­k geborene Künstler bevorzugt. Er war – immer autodidakt­isch – nach- einander freischaff­ender Künstler, Antiquar, Kunsthändl­er und danach wieder Künstler. Als solcher lebt er in Amsterdam. Bonheur lässt sich künstleris­ch nur schwer oder überhaupt nicht einordnen. Seine Materialco­llagen mit Sense, Fechtmaske, Degen, Strumpf oder Stacheldra­ht bekommen in ihrer irritieren­den Kombinatio­n etwas Surreales.

Seine glänzenden Ölbilder dekliniere­n die Möglichkei­ten der Malerei. Die unglaublic­h strahlende­n Oberfläche­n entstehen nicht zuletzt durch ein schichtwei­ses Auftragen der Farben, wobei den hellen Oberfläche­n dunkle Schichten zugrunde liegen. Fast wirkt die Farbe, als kön- ne man sie wie eine Haut abziehen. Die Möglichkei­ten der Malerei werden auch durchgespi­elt, wenn Bonheur quadratisc­he Farbfelder unterschie­dlicher Farbtöne neben- und untereinan­der setzt und so Farbwirkun­gen untersucht. Doch auch in die „reine Malerei“fügt Bonheur Material wie Stacheldra­ht ein und durchbrich­t damit die WohlfühlWi­rkung reiner Ästhetik. Info Die Ausstellun­g in der Galerie Klimczak, Oberstraße 2 in Süchteln, wird am Samstag, 29. April, 15 bis 18 Uhr, eröffnet. Sie ist bis zum 10. Juni dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr, samstags von 11 bis 14 Uhr geöffnet.

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RP-FOTO: BUSCH Die Hand einer Puppe ruht durchbohrt auf der Gitarre.

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