„Wir brauchen mehr Politiker mit Kindern“
Vor 17 Jahren wurde Stefan Berger (CDU) erstmals in den Landtag gewählt. Seither holte er den Wahlkreis Viersen I immer direkt. Ein Gespräch mit dem Schwalmtaler über Politik und Privates an seinem Lieblingsplatz — dem Hariksee
SCHWALMTAL Stefan Berger sitzt auf einer Bank am Ufer des Hariksees, Entenküken schwimmen vorbei, vom blauen Himmel strahlt die Sonne aufs Inselschlösschen, leise plätschert das Wasser. Berger atmet tief ein. Seinen Sitz im Düsseldorfer Landtag tauscht der 47-Jährige gern mal gegen dieses Plätzchen am See. „Das ist ein schöner Platz hier“, sagt der CDU-Landtagsabgeordnete, „und als Schwalmtaler darf ich vielleicht sagen: Es ist der schönste Platz.“Mit Frau und der dreijährigen Tochter kommt der Politiker häufiger zum Hariksee („Je nach Wetter machen wir die kleine oder Wahlkreis Viersen I stets direkt. Es gibt ein Schwarzweiß-Foto von jenem Wahlabend des 14. Mai 2000. Berger, ein langer Schlacks in Jeans und mit offenem Hemdkragen, auf den Schultern getragen von jungen jubelnden Christdemokraten. Sein Lächeln: ein bisschen schüchtern. Wie hat der Landtag ihn verändert? Berger gibt nicht sofort eine Antwort, aber vielleicht ist das auch schon die Antwort.
„Erstens“, sagt er, „man überlegt sich genauer, was man tut und was man sagt.“Zweitens habe die Zeit im Parlament seinen Horizont geweitet. „Für viele Inhalte habe ich einen Blick bekommen, den ich vorher nicht hatte.“Und drittens? „Drittens bin ich schon auch ich selbst geblieben.“Sagt Berger und lächelt. Gar nicht schüchtern. Er selbst und die Politik, der konnte er gar nicht aus dem Weg ge- hen. „Mein Vater war in der CDU Schatzmeister, hat die Junge Union in den 1970er-Jahren hier vor Ort mit begründet.“Das Elternhaus – Berger wuchs mit einer Zwillingsschwester auf: gut bürgerlich. Katholisch geprägt. Bei einem Schützenfest trat er dann selbst in die Junge Union ein, wurde kurz darauf Vorsitzender. Mit ganz praktischen Problemen vor Ort habe er sich da in den 1990er-Jahren auseinandergesetzt. „Wir haben dafür gesorgt, dass es ein Disko-Taxi gab. Und uns damit herumgeärgert, dass auf unserem Bolzplatz im Geneschen von einem auf den anderen Tag die Fußballtore abgebaut wurden.“Die Jungpolitiker stürzten sich in den Papierkrieg mit dem Gemeindeunfallversicherungsverband, der allerdings die Aufstellung einer Ballfanganlage einforderte, bevor die Tore wieder aufgestellt werden dürften. „Wir haben viel zu viel Bürokratie in Deutschland“, sagt Berger. Die Tore stehen noch heute nicht.
Was treibt ihn heute als Politiker an? „Ich möchte, dass die Menschen die Chance haben, sich entwickeln zu können.“Auch und gerade im Zeitalter der Globalisierung, deren Auswirkungen auch im Kreis Viersen spürbar seien, und insbesondere für die nächste Generation. Berger schmunzelt zwar, aber er meint es ernst: „Wir brauchen im Landtag viel mehr Politiker mit Kindern.“