Rheinische Post Viersen

Karriereen­de ohne Happy End

Statt mit einem großen Finale aufzuhören, tritt Philipp Lahm nach dem Pokal-Aus wohl „nur“mit dem Meistertit­el ab.

- VON ANTJE REHSE

DÜSSELDORF/MÜNCHEN Die große Karriere von Philipp Lahm geht unspektaku­lär zu Ende. Statt in einem großen Finale wird er sich in der Bundesliga verabschie­den. Bitter für Lahm: Dass es auch im Pokal nicht für das Endspiel reichte, daran hatte er entscheide­nden Anteil.

Mehmet Scholl gab sein Bestes, um Lahm nach der 2:3-Niederlage des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund wieder aufzumunte­rn. „In 75 Prozent deiner Spiele warst du überragend. In den anderen 25 Prozent weltklasse. Das ist eine außergewöh­nliche Karriere, Philipp“, sagte der frühere Nationalsp­ieler und Teamkolleg­e von Lahm im ARD-Studio. Daneben stand Lahm und sah ziemlich bedröppelt aus. „Danke, Mehmet“, sagte er. Für mehr Überschwan­g reichte es trotz des großen Lobes nach dem PokalFrust verständli­cherweise nicht.

Nein, der April war nicht der Monat der Bayern. Fünf Spiele in Folge hat das Team von Trainer Carlo Ancelotti nicht gewonnen. Und es waren teilweise entscheide­nde Spiele. Die zwei Begegnunge­n im Viertelfin­ale der Champions League gegen Real Madrid, die zum Aus führten. Und nun die nächste Pleite in einem K.o.-Spiel. Gegen den Erzrivalen Dortmund. Und das, obwohl die Bayern phasenweis­e klar überlegen waren, zur Pause 2:1 in Führung lagen und sich danach zahlreiche Chancen erspielten, diese aber zu häufig ungenutzt ließen.

Die Niederlage nur an Lahms folgenschw­erem Fehler in der 74. Minute festzumach­en, wäre deshalb auch ungerecht. Schließlic­h hätten vorne Robert Lewandowsk­i und Arjen Robben den „Sack zumachen“müssen, wie es David Alaba ausdrückte. Aber natürlich wurmte Lahm sein Ballverlus­t vor dem Dortmunder Siegtor von Ousmane Dembélé. „Vor dem 2:3 mache ich den Fehler“, sagte Lahm im Interview mit ARD-Moderator Matthias Opdenhövel und Scholl. Beim Dort- munder Führungsto­r zum 1:0 durch Marco Reus konnte Lahm nach einem kapitalen Bock von Javi Martinez zudem nicht mehr klären und machte auf der Linie eine etwas unglücklic­he Figur.

Vorstandsb­oss Karl-Heinz Rummenigge nahm den Kapitän aber in Schutz. „Ich glaube nicht, dass Philipp irgendeine Schuld trifft. Er hat gut gespielt. Er kann mit seiner Leis- tung zufrieden sein“, sagte Rummenigge in der Mixed Zone. „Insbesonde­re er wollte noch mal nach Berlin, so ein Spiel als krönenden Abschluss erleben. Das ist jetzt leider nicht gelungen. Das ist schade.“

Und so wird Lahms beispielha­fte Karriere, in der er bislang sieben Meistersch­aften, sechs Pokalsiege und den Triumph bei der WM 2014 und 2013 in der Champions League feiern durfte, aller Voraussich­t nach mit dem Bundesliga-Spiel gegen den SC Freiburg zu Ende gehen. „Ob es eine gute oder sehr gute Saison wird, hängt vom Pokal ab“, hatte Lahm vor dem Spiel gesagt. Das nach dem Bayern-Selbstvers­tändnis so wichtige Wörtchen „sehr“muss nun also gestrichen werden. Ein Zurück gibt es trotz der Enttäuschu­ng nicht. „Das ist eine reiflich überlegte Entscheidu­ng. Das Gefühl ändert sich nicht. Deswegen wird es da keine andere Meinung von mir geben“, sagte der 33 Jahre alte Weltmeiste­r über sein Karriereen­de.

Immerhin: Im Anschluss an das letzte Spiel dürfte er in der Münchner Arena noch einmal als Kapitän die Meistersch­ale in Empfang nehmen. Der Rekordmeis­ter führt die Tabelle vier Spieltage vor Saisonende mit acht Punkten Vorsprung auf Leipzig an. Es wäre Lahms achter Meistertit­el. „So schwer es heute fällt: Ich versuche, die letzten Wochen als Fußballpro­fi zu genießen“, sagte Lahm nach dem Pokal-K.o.

 ?? FOTO: DPA ?? Betretene Miene: Philipp Lahm nach Abpfiff des Pokalspiel­s gegen den BVB.
FOTO: DPA Betretene Miene: Philipp Lahm nach Abpfiff des Pokalspiel­s gegen den BVB.

Newspapers in German

Newspapers from Germany