Die Welt könnte vor einer Zeitenwende stehen. Darauf deutet die aktuelle Verunsicherung, die allerorten zu beobachten ist. Für Anleger heißt das: Sie müssen nun noch genauer hinschauen – und den Rat von Experten hinzuziehen. Gelegenheit dazu bietet wieder
Einiges ist anders als früher, ein Wind der Veränderung weht. Zum Guten oder zum Schlechten? Niemand weiß das. Die Menschen sind verunsichert, spüren den Boden unter sich schwanken. Alles nur gefühlt? Wie sieht die Faktenlage aus? Und was heißt das alles für Anleger, für die Vorsorgebemühungen?
Einer, der mit präzisen Analysen und prägnanten Bewertungen immer wieder bei der Einordnung der Dinge hilft, ist Dr. Hartwig Webersinke, Professor für Finanzdienstleistungen an der Hochschule Aschaffenburg. Er erkennt tatsächlich eine mögliche Zäsur. Derzeit beobachtet Webersinke eine Zweiteilung in der globalen Entwicklung: Volkswirtschaftlich läuft es gut, während viele politischen Ereignisse verunsichern, Stichworte: Brexit, Trump-Wahl, Türkei, nur drei Beispiele.
„Hier müssen wir jetzt einiges neu lernen“, holt der Wissenschaftler aus. Politische Turbulenzen gab es schon immer, sie wirkten sich dann auch etwa auf die Börsen aus. Eine alte Börsenweisheit rief dann zur Gelassenheit auf: Politische Börsen haben kurze Beine. Ein paar Monate schlugen die Kurse Kapriolen, dann setzten sich die fundamentalen Einschätzungen zur Wirtschaft wieder durch.
„Das gilt nicht mehr“, stellt Webersinke fest: „Die Politik scheint sich von einem langen Trend zu verabschieden.“Der Megatrend der vergangenen drei Jahrzehnte lässt sich in einem Begriff zusammenfassen: Globalisierung. „Jetzt deutet sich eine grundsätzliche Veränderung an“, sagt der Finanzexperte. Es stecke natürlich viel Wahlkampfrhetorik in der Prof. Dr. Hartwig Webersinke Kritik und den AbschottungsForderungen, „aber die Sorgen nehmen zu, dass dieser Wandel eintritt“.
Völlig veränderte Rahmenbedingungen für das volkswirtschaftliche Handeln wären die Konsequenz, sagt Webersinke. „Das irritiert.“Die Folgen sind schon erkennbar: eine „Sehnsucht nach Führung“, wie das Auftrumpfen der „starken Männer“(Trump, Putin, Erdogan) zeigt. Wähler entscheiden – so Webersinke – „nicht nach Faktenlage, sondern aus dem Bauch heraus“. So erkläre sich die hohe Zustimmung etwa für Putin und Erdogan, obwohl es den Menschen in Russland und der Türkei objektiv schlechter gehe als zuvor. Selbst vor Kerneuropa macht die Entwicklung nicht Halt. Dass Marine Le Pen die Präsidentschaft in Frankreich schafft, erwartet Webersinke indes nicht. Allerdings sei auch hier nicht auszuschließen, dass Ereignisse auf den letzten Metern, ein Attentat etwa, doch noch Überraschungen bringen.
Dies alles wirkt auch auf die Kapitalmärkte. „Die Unsicherheit dort ist groß“, beobachtet der Finanzwissenschaftler. Zumal die herkömmliche Erwartungsbildung ebenfalls nicht mehr funktioniere. Die Faktenlage, auf die Erwartungen für die Kursentwicklung gründen, ist zu unklar, schwammig, wie auch die Fehlgriffe bei Meinungsumfragen verdeutlichen.
Was bedeutet dies für Anleger? „Es ist nun noch wichtiger als zuvor schon, zu diversifizieren“, betont Webersinke. Risiken verteilen, nicht auf ein Pferd setzen – das ist das Gebot der Stunde. Vor allem nicht auf das Pferd Festgeld – nach wie vor eine der beliebtesten Geldanlagen der Deutschen. Sicher geschieht dies häufig aus Ratlosigkeit und der Sorge vor Verlusten und Wertschwankungen.
Vielen scheint immer noch nicht bewusst zu sein, dass Geldparken aber ebenfalls zu Verlusten führt, wie Webersinke vorrechnet: „Selbst bei den geringen deutschen Inflationsraten der letzten zehn Jahre – sie schwankten um ein Prozent – haben wir insgesamt fast 15 Prozent an Kaufkraft verloren.“Auf eine Zinserhöhung zu warten hält der Experte für vergebliche Mühe. Derzeit sei kei- ne Zinswende zu erkennen. Selbst in den USA sei „die Welle schon durch“.
Sachwerte sind die Alternative. Doch vor Aktien machen Deutsche nach wie vor einen Bogen: „Trotz der wunderbaren Erfolgsgeschichte in den zurückliegenden Jahren verharrt die Zahl der Aktionäre in Deutschland auf niedrigem Niveau“, sagt Webersinke. Eher geschätzt ist die Immobilie. Doch auch hier liegt die Zahl der Eigentümer in Deutschland unter dem Durchschnitt. Webersinke sieht denn auch zwei Gruppen von Menschen, die vom Aufschwung der Sachwerte in den vergangenen sieben, acht Jahren nicht profitie- (jgr) Zum achten Mal lädt diese Zeitung ihre Leser zum „RP-Finanzforum Investmentideen“ins Konferenzzentrum der Rheinischen Post in Düsseldorf-Heerdt, Zülpicher Straße 10, ein. Die Teilnehmer können am Dienstag, 9. Mai, Strategien, Tipps und Markteinschätzungen ausgewiesener Anlageprofis gebündelt kennenlernen. Die Experten geben in Fachvorträgen einen Überblick über das breite Spektrum der aktuellen Invest- ren: Mieter und Menschen ohne Wertpapiere.
Allerdings stellt sich die Frage, wann dieser Aufschwung endet. Viele fragen: Haben wir den Gipfel erreicht? Droht gar eine Blasenbildung? Das wäre der Fall, wenn alle Preise steigen, gibt Webersinke zu bedenken. Das sei aber nicht zu beobachten: „Bei Immobilien steigen die Preise nur in Ballungsgebieten. In ländlichen Regionen fallen sie sogar.“Der Wissenschaftler nennt als Beispiel Pirmasens mit einem um zehn Prozent niedrigeren Preisniveau als vor zehn Jahren. Ähnlich bei Aktien: Zwar notiert der deutsche Leitindex auf Höchstniveau, das gelte mentideen. Und Professor Dr. Hartwig Webersinke wird als Gastredner seine Einschätzungen in bekannt präzisem und humorvollem Stil darlegen.
Eine Anmeldung ist unbedingt erforderlich (die Teilnehmerzahl ist begrenzt) unter der Ticket-Hotline: 0211 505-2418 oder per E-Mail: forum@rpmedia.de. Die Teilnahme kostet einschließlich Catering 30 Euro für Nichtabonnenten, 20 Euro für Abonnenten. Mehr dazu auf Seite 12. aber nicht für viele Einzelwerte. Die Aktie der Deutschen Bank etwa ist weit entfernt von ihrem Höchststand. „Die Flut hebt nicht alle Boote“, fasst Webersinke zusammen und wertet dies als Hinweis, dass es noch keine Blase gibt, dass es noch etwas weiter nach oben gehen kann. „Wir befinden uns sicher in einer späten Phase des Börsenaufschwungs, aber die Investoren schauen genau hin, kaufen nicht einfach aus Euphorie.“
Man könne also noch einsteigen. Doch gerade in dieser Börsenphase und vor dem Hintergrund der allgemeinen Verunsicherung seien Anleger nun auf guten Rat angewiesen, betont Webersinke. Und auch hier gilt: Nicht irgendwen wählen, sondern schauen, wer am besten zur eigenen Situation, Einstellung passt.
Solche Experten kennenzulernen – dazu gibt es jetzt wieder eine gute Gelegenheit: Am Dienstag, dem 9. Mai, informieren beim bewährten „RPFinanzforum Investmentideen“in Düsseldorf wieder Vermögensstrategen und Anlageexperten renommierter Häuser über die Märkte, Investmentchancen und Anlagemöglichkeiten (siehe Info links).
„Es ist nun noch wichtiger als zuvor schon, zu diversifizieren“ Hochschule Aschaffenburg