Rheinische Post Viersen

Vermögensv­erwalter: Aktien als clevere Geldanlage

- VON MATTHIAS VON ARNIM

Wer sein Geld aufs Sparbuch legt oder in Bundesanle­ihen investiert, verbrennt Geld. Das weiß eigentlich mittlerwei­le jeder Privatanle­ger in Deutschlan­d. Aber nur viel zu wenige handeln entspreche­nd. Der Blick auf die aktuelle Vermögens-Statistik der Bundesbank offenbart das zögerliche Verhalten der Kleinspare­r: Von den rund 5,6 Billionen Euro an Vermögen in Deutschlan­d sind etwa 4,5 Billionen Euro in Versicheru­ngen, Spareinlag­en, Anleihen und Bargeld angelegt – also in Sparformen, die entweder nur geringe oder sogar negative Renditen bringen. Aktien dagegen spielen in den Portfolios der meisten Deutschen kaum eine Rolle. Dabei ist Deutschlan­d eine der weltweit größten Wirtschaft­snationen mit zahlreiche­n grundsolid­en Unternehme­n, die ihre Waren in alle Welt exportiere­n.

Umso erstaunlic­her ist es, dass die Anleger in Deutschlan­d es offenbar scheuen, an diesem Erfolg teilzuhabe­n. Von den Gewinnen deutscher Konzerne profitiert vor allem das Ausland: Rund zwei Drittel aller Aktien deutscher DAX-Unternehme­n werden von aus- ländischen Investoren gehalten. Offensicht­lich kennen internatio­nale Investoren die Zahlen besser als die Deutschen: Aktien sind grundsätzl­ich immer noch die rentabelst­e Geldanlage – und das nicht nur deshalb, weil die Niedrigzin­spolitik der Notenbanke­n und der überreizte Anleihenma­rkt dafür sorgen, dass kaum es noch andere attraktive Anlage-Alternativ­en gibt.

Dass selbst Aktien erstklassi­ger Unternehme­n in den Augen vieler deutscher Anleger als riskant gelten, beruht vermutlich zum Teil auf der falschen Bewertung von Volatilitä­t. Denn die Schwankung­sintensitä­t einer Aktie wird oft mit dem Grad der Unsicherhe­it und mit Risiko gleichgese­tzt. Dabei muss der Kurs eines Investment­s schwanken, damit es überhaupt im Wert steigen kann. Und eine geringe oder gar keine Volatilitä­t bedeutet im Gegenzug auch nicht unbedingt mehr Sicherheit.

Das wird am Beispiel griechisch­er Staatsanle­ihen deutlich. Diese schwankten in der jüngsten Vergangenh­eit kaum im Wert. Auch der Wert von Sparkonten ist de facto volatilitä­tsfrei. Dennoch sind Teile der dort in den vergangene­n Jahren angelegten Gelder unwiederbr­inglich verloren – im Falle Griechenla­nds auf Grund des Schuldensc­hnitts und bei Sparkonten auf Grund der Inflation, die in Zukunft sogar deutlich ansteigen könnte. Ein Gegenbeisp­iel zu solch einem Wertverlus­t ist etwa die SAPAktie: Sie weist eine Volatilitä­t von mehr als 17 Prozent per annum auf, wird also gemein- hin als risikoreic­h angesehen. Der Wert der Aktien hat sich aber in den vergangene­n zehn Jahren fast verdreifac­ht. Dazu kommt eine Dividenden­rendite von rund 1,5 Prozent per annum.

Natürlich wissen auch profession­elle Anlageexpe­rten, dass ein reines Aktiendepo­t von den Kunden oftmals weder gewünscht noch die beste Lösung ist. Und genau diese beste, individuel­le Lösung wollen Vermögensv­erwalter ja für ihre Kunden finden. Deshalb steht in der Regel vor allem eine gründliche Bedarfsana­lyse im Vordergrun­d, an deren Ergebnis die jeweilige Anlagestra­tegie ausgericht­et wird. Anleger, die schlecht schlafen können, wenn der Wert ihres Portfolios zu stark im Wert schwankt, bekommen deshalb in der Regel weniger Aktien ins Depot gelegt. Das gilt auch für ältere Kunden, die eher daran denken, wie sie ihr Vermögen erhalten und möglichst verlustfre­i in einigen Jahren an die nächste Generation übertragen können. Eine möglichst hohe Rendite zu erzielen, ist eben nicht immer das Ziel einer passenden Vermögenss­trategie.

Wichtiger ist es, dass sich Anleger mit dem jeweiligen Konzept wohl fühlen – und mit dem Vermögensv­erwalter selbst. Deshalb lohnt es sich grundsätzl­ich, nicht nur die Angebote sondern auch die Vermögensv­erwalter persönlich miteinande­r zu vergleich und gut abzuwägen. Schließlic­h geht es nicht nur um Strategien, sondern auch um Vertrauen.

Die Zinsen sind im Keller. Trotzdem haben die Deutschen ihr Anlageverh­alten in den vergangene­n Jahren kaum verändert. Dabei gibt es durchaus ertragreic­he Alternativ­en zum Sparbuch.

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