Viersen setzt auf 100 Prozent Ökostrom
Vom kommenden Jahr an will die Stadt Viersen nur noch Strom aus erneuerbaren Energien beziehen. Die Grünen hatten das bereits vor sechs Jahren beantragt. Die Politik entscheidet darüber in der kommenden Woche
VIERSEN Mehr als 6,5 Millionen Kilowattstunden Strom verbraucht die Kreisstadt Viersen pro Jahr – für die städtischen Gebäude und Sportanlagen, für die Straßenbeleuchtung und die Ampelanlagen. Vom kommenden Jahr an will die Stadt die Umwelt nicht mehr belasten: Die Verwaltung schlägt vor, den Bezug komplett auf Ökostrom umzustellen. Dadurch würde der bei der Stromerzeugung entstehende Ausstoß des klimaschädlichen Gases CO2 deutlich reduziert: Es fielen nach Angaben der Stadt Viersen gut 2,3 Tonnen weniger Kohlendioxid an. Das entspricht ungefähr der Menge, die gut 1000 Viersener in die Luft blasen, die ein Jahr lang Auto fahren.
Bereits vor sechs Jahren hatten die Viersener Grünen den Komplett-Umstieg der Stadtverwaltung auf Ökostrom beantragt, waren damit allerdings an der Mehrheit im Bau- und Umweltausschuss gescheitert. Aktuell bezieht die Stadt Viersen Strom mit einem Anteil von 25 Prozent Ökostrom und 75 Prozent aus konventionellen Quellen. Kämmerer Norbert Dahmen ist zuversichtlich, dass der Umstieg auf Ökostrom den städtischen Haushalt nicht übermäßig stark belastet.
Knapp 1,4 Millionen Euro zahlt die Stadt Viersen pro Jahr für Strom. „Wird zu 100 Prozent physischer Ökostrom bezogen, so entstehen Mehrkosten von rund 12.300 Euro pro Jahr“, rechnet Dahmen vor. Allerdings geht die Verwaltung von einem geringeren Stromverbrauch in den kommenden Jahren aus, so dass die Stadt Viersen tatsächlich trotz 100 Prozent Ökostrom rund 7400 Euro sparen würde, so die Kalkulation des Kämmerers. Hintergrund: Photovoltaik-Anlagen und Blockheizkraftwerke auf und in städtischen Gebäuden werden ab kommendem Jahr rund 630.000 Kilowattstunden selbst produzieren; entsprechend reduziert sich die Menge an einzukaufendem Strom. Allein das spart rund 130.000 Euro pro Jahr.
Wie in den Vorjahren will die Verwaltung die Strombelieferung ausschreiben. Und zwar für den Zeitraum von zwei Jahren mit der Option, um ein weiteres Jahr zu verlängern. Da die Ausschreibung eines bestimmten Ökostrom-Labels vergaberechtlich nicht zulässig ist, schlägt die Verwaltung unter anderem vor, dass 30 Prozent der erneuerbaren Energieanlagen des Stromanbieters nicht älter als sechs Jahre sein dürfen. So will die Stadt Viersen den Ausbau der erneuerbaren Energien unterstützen.
Ob der Verwaltungsvorschlag umgesetzt wird, darüber entscheiden die Politiker im Bau- und Umweltausschuss am Donnerstag, 11. Mai. Die Sitzung ist öffentlich, sie beginnt um 18 Uhr im Forum am Rathausmarkt.