Rheinische Post Viersen

Leinenhänd­ler brachten auf dem Rückweg Käse mit

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Von Herstellun­g, Weitervera­rbeitung und Handel mit Leinen erzählt die neue Ausstellun­g im Textilmuse­um

HINSBECK (heko) Das Textilmuse­um „Die Scheune“in Hinsbeck beteiligt sich mit seiner ersten Ausstellun­g in diesem Jahr am Themenjahr „Unterwegs“im Museumsnet­zwerk Niederrhei­n. Unter dem Titel „Leinen – vom Niederrhei­n über Haarlem in die weite Welt“beleuchtet das Museum die Reise des am Niederrhei­n hergestell­ten Stoffes, der zum Bleichen in das heute niederländ­ische Haarlem gebracht und in die ganze Welt verkauft wurde.

Bei der Eröffnung am Sonntag stellte der Gründer des Textilmuse­ums, Walter Tillmann (90), die einzelnen Stationen von Herstellun­g, Weitervera­rbeitung und Handel vor. Das zwischen 1500 und 1700 am Niederrhei­n hergestell­te Leinen entsprach nicht dem, was die feine Hausfrau damals haben wollte. Insbesonde­re war das Rohleinen zu dunkel. Für gute Qualität musste es weiß sein – was nur mit besonderen Bleichmeth­oden funktionie­rte.

Krefelder Mennoniten kauften Leinen überall am Niederrhei­n auf und transporti­erten es mit Pferd und Planwagen zur „Veredelung“nach Haarlem. Dort hatte man ein Verfahren zum Bleichen mit einer Kalilauge entwickelt, das eine „schneeige Helle“ergab, das „Haarlemer Weiß“. Zwei im Museum nebeneinan­dergelegte Beispielst­offe demonstrie­ren die verbessert­e Qualität. „Ein bemerkensw­erter Unterschie­d“, stellte eine Besucherin fest, „so weiß war auch meine Aussteuerw­äsche damals.“

Das Rezept der aus Pottasche und Buttermilc­h hergestell­ten Kalilauge konnten die Haarlemer über 200 Jahre geheim halten. Hinzu kam extrem sauberes Wasser, das mit einer „Jüüt“(eine Schöpfkell­e) verspritzt wurde und so das Leinen reinigte. Von Haarlem aus gingen diese hellen Leinenstof­fe als gefragter Grundstoff in die ganze Welt.

Um auch den Rücktransp­ort gewinnbrin­gend zu gestalten, erwarb man in Haarlem Käse, Delfter-Blau Porzellan, gebleichte­s Gewebe oder auch Gemälde, die dann am Niederrhei­n verkauft wurden. Weitere am Niederrhei­n beliebte Dinge waren Zeitungen sowie „Haarlemer Balsam“, ein begehrtes „Wundermitt­el für und gegen alles“.

Die Ausstellun­g ist bis zum 30. Juli im Textilmuse­um, Krickenbec­ker Allee 21 in Hinsbeck-Hombergen, sonntags 11 bis 18 Uhr, zu sehen.

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RP-FOTO: BUSCH Bei der Eröffnung zeichnete Museumsgrü­nder Walter Tillmann den Weg des Leinens nach.

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