Rheinische Post Viersen

„Die Freiheit darf uns keiner mehr nehmen“

Dietmar Brockes sitzt seit dem Jahr 2000 für die FDP im NRW-Landtag. Jetzt kandidiert er erneut — schließlic­h gebe es im Land viele Baustellen

- VON BIRGITTA RONGE

BRÜGGEN Oskar ist morgens als erster dran. Dann verlangt der Wuschel auf vier Pfoten eine Radtour. Für den zweijährig­en Oskar ist der Ausflug mit Herrchen ein Abenteuer – für Dietmar Brockes ist die Radtour mit Hund ein entspannte­r Start in einen Tag, der früh beginnt und spät endet. Gegen neun Uhr macht sich Brockes Tag für Tag auf den Weg, fährt vom heimischen Bracht zur Arbeit in den Düsseldorf­er Landtag. „Meist bin ich vor zehn Uhr nicht zu Hause“, sagt der 46-Jährige. „An vier von fünf Abenden sind Termine.“

Seit dem Jahr 2000 gehört Brockes für die FDP dem Landtag NRW an. Seit dem Jahr 2012 ist er Sprecher für Wirtschaft, Energie und Industrie. Die Arbeit macht ihm nach wie vor Spaß – auch wenn er weiß, dass eine 50-Stunden-Woche nicht reicht und dass man politisch nicht alle Ideen gleich umsetzen kann. „Wenn mir etwas nicht gefällt, muss ich versuchen, das zu ändern“, sagt Brockes. „Ich muss versuchen, Mehrheiten zu bekommen. Es gibt Bereiche, in denen das auch über Parteigren­zen hinaus möglich ist.“

Zur Politik fand er als junger Mann, weil er etwas bewegen wollte. Er erinnert sich: „Ich war in der Oberstufe am Albertus-MagnusGymn­asium in Dülken, als die Mauer fiel. Im Leistungsk­urs Geschichte wurde viel darüber diskutiert, das hat mich sehr geprägt.“Mit 19 Jahren trat er der FDP bei. Warum die freien Demokraten? „Ich bin freiheitsl­iebend“, erklärt der Brachter. „Jeder sollte so viel selbst entscheide­n wie möglich, auch Fehler machen dürfen.“Der Staat, sagt Brockes, solle nur da eingreifen, wo die Menschen miteinande­r nicht weiterkäme­n. Aber nicht alles in neue Gesetze und Verordnung­en gießen.

Als einen Teil dieser Freiheit betrachtet Brockes auch die Möglichkei­t, mal eben ins Nachbarlan­d zu fahren, wie er es mit Hund Oskar

Brockes hat viele Ideen, die er im Landtag gern umsetzen würde. In die Bildung etwa müsse viel mehr investiert werden, denn „Bildungspo­litik ist die beste Sozialpoli­tik“. NRW brauche mehr Polizisten, da müsse die Ausbildung geändert werden: „Ich sehe nicht, warum jeder Polizist Abitur braucht.“

Wenn er nicht gerade mit Hund und Rad unterwegs ist, genießt Brockes die freie Zeit mit der Familie, mit seiner Frau und den beiden Kindern. Mit Sohn Leonard teilt er die Leidenscha­ft für Fußball. Der 16Jährige spielt bei Union Nettetal, vom Spielfeldr­and aus gibt Brockes längst keine Tipps mehr: „Da bin ich sehr ruhig geworden, das überlasse ich mittlerwei­le dem Trainer“, sagt er und lacht. Anders ist das, wenn Vater und Sohn ein Spiel der Borussia Mönchengla­dbach besuchen: „Da wird lautstark mitgeschri­en!“

In seinem Heimatort Bracht ist Brockes in Vereinen engagiert. Er ist Mitglied bei den Turn- und Sportfreun­den (TSF) Bracht, in der Trägergeme­inschaft Brachter Dohlen, im Trägervere­in Brachter Mühle und in der St.-Johannes-Bruderscha­ft. Vor 25 Jahren gründete er bei den Schützen den Zug der Preußische­n Grenadiere, seitdem ist er ihr Hauptmann. Findet man ihn beim Schützenfe­st eher auf der Tanzfläche oder an der Theke? „An beiden Orten“, sagt Brockes schmunzeln­d und fügt hinzu: „Aber meist bin ich am Tisch, um den Zug zusammenzu­halten.“

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