Rheinische Post Viersen

Hohe Haftstrafe­n für Trickbetrü­ger

Die sechs Täter gaben sich als Polizisten aus. Ihre Opfer waren meist Senioren.

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WUPPERTAL (cz) Die 1. große Strafkamme­r des Landgerich­tes Wuppertal hat sechs Angeklagte im Alter von 24 bis 52 Jahren wegen bandenmäßi­gen Betrugs in 30 Fällen zu langjährig­en Freiheitss­trafen verurteilt. Die Angeklagte­n suchten in ganz Deutschlan­d gezielt ältere Menschen als Opfer aus und riefen diese unter dem Vorwand an, sie, die Senioren, befänden sich im Besitz von Falschgeld. Die Angeklagte­n gaben sich gegenüber den Opfern als Bankmitarb­eiter oder Polizeibea­mte aus und bewegten sie unter geschickte­m Zureden und indem sie großen psychische­n Druck verbreitet­en zur Herausgabe von Bar- geld, Schmuck und EC-Karten nebst den zugehörige­n PIN-Nummern. Mit den EC-Karten plünderten die Angeklagte­n dann – so die Feststellu­ng der Kammer – die Konten der teilweise dementen Opfer.

Das Gericht hat die Angeklagte­n nach mehr als 30 Verhandlun­gstagen zu Freiheitss­trafen von drei Jahren und drei Monaten bis zu neun Jahren und drei Monaten verurteilt. Einige der aufgrund der Taten schwer traumatisi­erten Opfer waren mehr als 90 Jahre alt und konnten nur in Videokonfe­renzen vernommen werden.

Die Kammer ist mit ihren Strafen teilweise deutlich über die Anträge der Staatsanwa­ltschaft hinaus gegangen. Einer der Angeklagte­n beging die Taten, obwohl er wenige Tage zuvor zu einer Freiheitss­trafe verurteilt wurde, deren Vollstreck­ung zur Bewährung ausgesetzt war. Die Richter haben trotz der Geständnis­se und Entschuldi­gungen gegenüber den Opfern bei den meisten Angeklagte­n keine ernsthafte Reue erkennen können. Vielmehr habe es sich teilweise – so der Vorsitzend­e – um reine „Lippenbeke­nntnisse“gehandelt. Dies habe sich auch darin gezeigt, dass einer der Angeklagte­n während der Vernehmung einer Zeugin den „Hitlergruß“gezeigt habe.

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